Rating: Fitch verpasst Athen Note "vor Zahlungsausfall"

Athens Bonität wurde weiter herabgestuft. Die EU plant, dass die Griechen eigene Anleihen billig zurückkaufen können.

Der Druck der Finanzmärkte, die weiterhin erfolgreich gegen Euro-Staaten wetten steigt. Die US-Rating-Agentur Fitch stufte die Bonität Griechenlands am Mittwoch von bisher "B+" auf "CCC" weiter herab. Fitch erwartet, dass es nur bei günstiger Entwicklung zu keinen Zahlungsausfällen kommt.

KURIER.at hat für den Vergleich mit anderen Euro-Länder eine aktuelle Übersichtstabelle zusammengestellt:

Die griechische Schuldentragödie lässt alle bisherigen Tabus in der EU fallen. Derzeit wird in Europas Hauptstädten um die Abhaltung eines EU-Sondergipfels gerungen, auf dem eine endgültige Lösung zur Rettung und Stabilisierung des Euro fixiert werden soll. Doch Deutschland steht noch auf der Bremse. Erst wenn die Beteiligung Privater - wie Banken, Versicherungen und Fonds - an der Griechen-Hilfe geklärt ist, soll es einen neuerlichen Gipfel geben.

Neue Lösung

Mittlerweile wird dennoch immer konkreter, wie Griechenland, das unter einer enorm hohen Zinslast und Staatsverschuldung derzeit keine Chancen auf Normalität hat, wieder auf beide Beine gestellt werden soll. Athen soll die eigenen Schulden durch einen Rückkauf seiner Anleihen zu stark verbilligten Preisen (Brady-Bonds, siehe unten) reduzieren. Damit einher geht ein grober Schuldenschnitt, in der Fachwelt "Haircut" genannt. Die Gläubiger werden auf einen Teil ihres Geldes verzichten oder deutlich länger auf eine Rückzahlung warten müssen.

Diese Variante wurde bisher kategorisch ausgeschlossen, da die gefürchteten Rating-Agenturen solch einen Schuldenschnitt als Ausfall der Kredite einstufen werden - und die Folgen für den ganzen Euro-Raum nicht zur Gänze absehbar sind. Vor allem die Währungshüter der EZB in Frankfurt warnten immer wieder vor solch einer radikalen Lösung. Doch die Not, die die Eurozone seit mittlerweile eineinhalb Jahren erfährt, führt nun offenbar zu einem Umdenken.

Die Maßnahmen würden aber eine Änderung der bestehenden Vereinbarungen und Verträge nötig machen. Ein EU-Gipfel müsste dafür grünes Licht geben.

Schuldenuhr: 360 Mrd. Euro

Griechenlands Schuldenstand beträgt rund 360 Milliarden Euro, das sind 150 Prozent der Wirtschaftsleistung. Rund 55 Milliarden davon stammen aus dem ersten EU-Hilfspaket von 110 Milliarden, das die Euro-Länder im Frühjahr 2010 bewilligt haben.

Mittlerweile ist allen Beteiligten klar, dass ein zweites Hilfspaket nötig ist. Insgesamt sollen 195 Mrd. € bis 2014 fließen, 30 Milliarden davon aus Privatisierungen. Benötigt werden also neue Zusagen von 65 Mrd. Euro.

Rettungsplan: Billige Brady-Bonds

Geschichte Um Mexiko und andere überschuldete lateinamerikanische Staaten Ende der 1980er-Jahre vor dem Bankrott zu retten, wurden ihre Kreditschulden mit einem Abschlag in handelbare, langjährige Anleihen umgewandelt. Diese wurden von den USA neu besichert und konnten dann von den Schuldnerländern billig zurückgekauft werden. Die Gläubiger trugen die Ausfälle.
Auswirkung Der nach dem von US-Finanzminister Nicholas Brady 1989 benannte Plan bewahrte eine Reihe von Ländern, die für die US-Wirtschaft wichtig waren, vor dem finanziellen Kollaps. Durch die Unterlegung der Bonds durch Geld des Währungsfonds und der Weltbank in Form von Wertpapieren war einerseits die Rückzahlung der Kapitalforderung aber auch der Zinsen gewährleistet.

Kommentare