Attraktiv für junge Talente

Attraktiv für junge Talente
Warum heimische Jungakademiker auf Red-Bull-Chef Mateschitz und Außenminister Kurz fliegen.

Die Internet-Giganten, eh klar. Google & Co führen weltweit die Rankings der beliebtesten Arbeitgeber bei der Generation Y an. Jene Jungen, die nach 1980 geboren wurden und am Beginn ihrer Karriere stehen. Gut behütet und materiell abgesichert aufgewachsen, in einer Wertewelt lebend, die sich gravierend von den Generationen zuvor unterscheidet. Vor allem, was Beruf und Karriere betrifft.

Angesichts des bevorstehenden Fachkräftemangels stehen Unternehmen im Umgang mit dieser selbstbewussten Generation vor neuen Herausforderungen. Studien und Umfragen darüber, welche Firmen die Jungakademiker als besonders attraktiv ansehen, werden von Unternehmen und Personalchefs fürs Recruiting von Nachwuchs sehr genau studiert.

Attraktiv für junge Talente

In Österreich kann sich eigentlich nur Red Bull mit Google matchen. Das Imperium von Dietrich Mateschitz spielt auch 2016 wieder in der Top-Liga der beliebtesten Arbeitgeber Österreichs mit. Der auf Arbeitgeber-Branding spezialisierte Berater Universum, der weltweit Beauty-Contests durchführt, befragte hierzulande in den vergangenen Monaten in Kooperation mit den Unis knapp 12.500 Studenten.

Was aber fasziniert derart an Google und Red Bull?

"Die Kombination aus Innovation und Dynamik", weiß Yves Schneuwly, auch für Österreich zuständiger Schweiz-Chef von Universum. Das heißt allerdings nicht, schränkt Schneuwly ein, dass sich die Studiosi allesamt bei Google bewerben würden. "Da ist eine mentale Barriere spürbar – bin ich überhaupt gut genug? Die nehmen ja ohnehin nur die weltweit Besten."

Bei heimischen Wirtschaftsstudenten ist es fast schon ein Sport, bei Red Bull anzuklopfen "und zu schauen, wie weit man mit einer Bewerbung kommt". Das Dosen-Imperium wird bei den Jungen längst nicht mehr nur als Getränkehersteller gesehen, sondern als Event- und Sport-Organisation. Das Spiel des heftig emotionalisierten Mateschitz mit dem Sender Servus TV – zusperren und dann doch nicht – ist in den Antworten der Studenten nicht berücksichtigt, die Umfrage wurde vorher durchgeführt. Wird spannend, ob das Fast-Aus des Senders die Beliebtheitswerte in der nächsten Befragung sinken lässt.

Ein Handicap für Red Bull ist allerdings der Standort in Salzburg. "Schwierig, die Leute aus Wien rauszukriegen", meint Schneuwly. Ein Job in der City hat doch einen gewissen Prestigewert. Vor allem, wer auf dem zentrumsnahen WU-Campus studiert, den interessiert die Provinz nur mäßig.

Verblüffend ist die Position des Außenministeriums. Das ehrwürdige Außenamt rangiert bei den Business-Studenten auf Platz acht, ist bei den Jung-Juristen überhaupt führend und hält sich selbst bei Naturwissenschaftlern sowie Technik- und IT-Potentials im guten vorderen Drittel.

Lockt hier vielleicht die Aussicht auf einen sicheren Beamtenjob? Lieber doch Ministerialrat als Top-Karrierist?

Irrtum. Es ist der "Kurz-Faktor", der dem Haus am Minoritenplatz zu derartiger Attraktivität verhilft. "Außenminister Sebastian Kurz ist ein Superstar in Österreich, eine Art Gallionsfigur. Wer hat schon einen derart jungen und erfolgreichen Außenminister?" erklärt der Experte, warum Kurz bei den Studenten so hoch punkten kann.

Außerdem arbeite das Ministerium sehr viel mit Praktikanten, "die gehen mit positiven Erfahrungen wieder an die Unis. Das ist ein enormer Multiplikator. "

Der Drang der jungen Juristen in die Bundesverwaltung (Platz 2) dürfte seinen Grund dagegen wohl eher in der stark ausgeprägten österreichischen Sicherheits- und Versorgungsmentalität haben.

Gut liegt auch die Nationalbank, die mit den Privilegien für junge Mitarbeiter (im Gegensatz zu den Altgedienten) zwar ziemlich aufgeräumt hat, berufstechnisch aber nach wie vor als Hort der Stabilität gilt.

Ganz oben auf der Wunschliste der Generation Y an ihre künftigen Arbeitgeber steht seit 2008 die Work-Life-Balance als persönliches, langfristiges Karriereziel. Damit ist jedoch nicht möglichst viel Freizeit gemeint. Obwohl, die Tretmühle in der 60- bis 70-Stunden-Woche der Boni-Geier soll’s auch nicht sein.

Sehr wichtig ist auch ein hohes Grundgehalt. Work-Life-Balance plus eine gute Gage, das hätte freilich jeder gerne. Doch wie lassen sich diese Erwartungen mit der Realität vereinbaren?

"Mit Work-Life-Balance verbinden die Studierenden eine positive Arbeitsatmosphäre. Sie wollen nicht das Gefühl haben,arbeiten zu müssen, sondern sie wollen arbeiten, weil’s Spaß macht." (Schneuwly). Im späteren Verlauf der Karriere gewinne dann das Thema Flexibilisierung an Bedeutung, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.Geschlechter-KlischeesAufschlussreich sind die unterschiedlichen Erwartungen von Frauen und Männern. Die Stereotypen sind immer noch dieselben wie vor 30 Jahren. Offenbar übernehmen selbst heutige Studentinnen die alten Klischees.

Beginnt bei den Erwartungen an das Einkommen. Während die Burschen beim Start in die Arbeitswelt auf ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 34.600 Euro hoffen, bescheiden sich die jungen Frauen mit 29.000 Euro. Tatsächlich bekommen die Jungakademikerinnen dann zwar geringfügig mehr bezahlt, aber nach wie vor deutlich weniger als ihre Kollegen. Nach zwei Jahren Praxis verdienen Wirtschafts-Akademiker durchschnittlich bereits um rund 6800 Euro mehr, als sie sich erwartet haben. Bei den Kolleginnen sind’s nicht mal 170 Euro.

"Außer in Skandinavien sind die Lohnerwartungen zwischen Männern und Frauen fast weltweit unterschiedlich. Frauen gehen bei gleicher Ausbildung eher in schlecht zahlende Bereiche. Und kriegen dort dann nochmals weniger als Männer", beobachtet Research-Manager Daniel Eckert. "Die Geschlechterklischees bestätigen sich Jahr für Jahr. Schuld daran ist die Gesellschaft, die das mitträgt", attestiert Schneuwly den Studentinnen "immer noch zu wenig Selbstbewusstsein bei den Einkommens-Erwartungen". Da helfen auch Karriere-Tipps von erfolgreichen Vorzeige-Managerinnen nichts.

Die alten Rollenbilder ziehen sich durch alle Präferenzen, die maßgeblich bei der Auswahl des Arbeitgebers sind. Für junge Frauen ist die Vielfältigkeit der Arbeitsaufgaben wichtig, ein freundliches Arbeitsumfeld, professionelles Training und Weiterentwicklung in der Firma sowie eine sichere Anstellung. Die Möglichkeit, in Führungspositionen zu kommen, rangiert erst auf Platz acht.

Anders die Boys.

Ein hohes zukünftiges Einkommen und Karriere-Chancen kommen ganz oben. Gefolgt von Innovation, attraktiven Produkten und Dienstleistungen und herausfordernden Aufgaben.

Nur logisch, dass sich auch die Karriere-Profile unterscheiden. Bei den Männern ist der Typus des "Hunter" am ausgeprägtesten, der besonders häufig in dynamischen Unternehmen vorkommt. Ständig auf der Suche nach neuen Business-Gelegenheiten und sehr wettbewerbs- und karriereorientiert.

Bei den Studentinnen dagegen sind die "Harmoniser" am stärksten vertreten. Verantwortung gegenüber dem Unternehmen und dem Team, Loyalität. Ihr Antriebsmotor ist "Happiness", Priorität haben ein stabiler Job und nette Kollegen.

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