Querelen nach Abschluss des Werbe-KV für 2017

Querelen nach Abschluss des Werbe-KV für 2017
ÖVP-Wirtschaftsbund holte zum Rundumschlag aus - Grüner Fachgruppenobmann und Gewerkschaft wehren sich gegen Angriffe

Nach dem 2017er-Abschluss im Kollektivvertrag Werbung & Marktkommunikation am Montag sind am Dienstag die Wogen unter den Arbeitgebern ordentlich hochgegangen. Der ÖVP-Wirtschaftsbund griff vor allem den Grünen Fachgruppenobmann, aber auch dessen SWV-Partner und den KV-Abschluss an sich an. Dagegen verwehrte sich nicht nur der Fachgruppenobmann Stephan Gustav Götz sondern auch die Gewerkschaft GPA-djp.

"Belastungspaket für Werbewirtschaft"

Aus Sicht des ÖVP-Wirtschaftsbundes ist die Einigung im Kollektivvertrag Werbung und Marktkommunikation von gestern "ein Belastungspaket für die Wiener Werbewirtschaft", sagte die zweite Obmannstellvertreterin im Fachverband, Birgit Kraft-Kinz vom ÖVP-Bund, am Dienstag zur APA. Und weiter: Obwohl Grün und Rot "keine Mehrheit" hätten (50 zu 50 mit Wirtschaftsbund und NEOS), hätten sie der Wiener Werbewirtschaft eine Wettbewerbsschwächung eingebrockt. "Wir sind sprachlos über diesen Alleingang", kritisierte Kraft-Kinz.

Zumindest Teile des ÖVP-Wirtschaftsbundes und der NEOS (UNOS) würden den Werbe-KV in Wien am liebsten aufkündigen. Das hatten sie auch in Verhandlungen angedroht, umgesetzt hatte dies Fachgruppenobmann Götz nach einer Runde ohne Ergebnis am 10. März aber nicht. Das wird ihn von manch Arbeitgeberkollegen offensichtlich nicht verziehen.

Neugestaltung

"Wir haben in der grün-roten Reformpartnerschaft etwas geschafft, was dem Wirtschaftsbund Jahrzehnte nicht gelungen ist. Wir haben die Gewerkschaft zur Neugestaltung des KV bewegt", sagte Götz im APA-Gespräch. Aus dem Wirtschaftsbund habe es immer wieder Stimmen gegeben, den KV abzuschaffen. "Das erklärt, warum der erfolgreiche Abschluss 2017 und die Pläne für einen neuen KV ins schlechte Licht gerückt werden." Dabei gehe unter, dass es für heuer zudem den aus Arbeitgebersicht besten KV-Abschluss seit sechs Jahren gegeben habe, so der grüne Unternehmer: "Er liegt darunter."

Götz will den KV nicht abschaffen. Ein KV sei im Sinne des innerbetrieblichen Friedens. "Wertschätzung kann nie ein Wettbewerbsnachteil sein", sagte er in Richtung Kraft-Kinz, die einen Wettbewerbsnachteil für die Wiener Unternehmen der Branche gegenüber jenen in den Bundesländern sieht, da es den KV nur in Wien gibt.

Auch eine Einigung mit der Gewerkschaft auf einen ganz neuen KV schließt Götz im Gegensatz zu Kraft-Kinz nicht aus. Die entsprechende Roadmap sei sehr detailliert, so Götz. Die Roadmap sei von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite "in gemeinsamer Arbeit sehr gut aufbereitet, einiges ist schon definiert". Auf die Angriffe des Wirtschaftsbundes angesprochen sagte Götz: "Wir sollten im Sinne der Unternehmer die Parteipolitik zurückfahren."

Querelen unter Arbeitgebern

Auch von der Gewerkschaft GPA-djp hieß es, Kraft-Kinz "wäre besser beraten, ihren Frust darüber, dass sie sich offenbar in ihren eigenen Reihen nicht durchsetzen kann, nicht zu Lasten der Sozialpartnerschaft auszutragen", so der stellvertretende GPA-djp-Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher in einer Aussendung. "Bitte auch keine arbeitgeber-internen Querelen zu Lasten der Beschäftigten", forderte Dürtscher von der Kritikerin.

Im April wollen die derzeit zerstrittenen Arbeitgeber Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern für einen gänzlich neuen KV in der Branche starten. Es geht um die Arbeitsbedingungen von rund 14.000 Mitarbeitern in rund 4.500 Unternehmen der Branche, die Mitarbeiter haben.

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