Proteste gegen Mega-Staumauer in Tirol

Proteste gegen Mega-Staumauer in Tirol
Umweltschützer wollen den von der TIWAG geplanten Kraftwerksausbau im Kaunertal verhindern.

Für Österreichs Umweltschützer ist es das "Hainburg des 21. Jahrhunderts": 120 Meter hoch und 450 Meter breit, stößt die geplante Staumauer des Kraftwerks Kaunertal auf strikte Ablehnung aller großen Umweltschutzorganisationen.

Gegen das als "Monsterprojekt" bezeichnete Bauvorhaben der Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) laufen nun WWF, Global 2000, Greenpeace und Ökobüro gemeinsam Sturm. Die drohende Zerstörung bisher unberührter hochalpiner Urlandschaften sei "mit allen gewaltfreien Mitteln" zu verhindern.

Die Kraftwerkspläne hätten für einen "Aufschrei in der gesamten heimischen Umweltszene" gesorgt, betonte WWF-Geschäftsführerin Hildegard Aichberger am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Man befürworte zwar grundsätzlich die Abkehr von fossilen Brennstoffen und trete für den Ausbau erneuerbarer Energien ein - "aber doch nicht so". Umweltminister Nikolaus Berlakovich dürfe die "Skandal-Pläne" der TIWAG keinesfalls annehmen.

"Dialog statt Fundamentalopposition"

Proteste gegen Mega-Staumauer in Tirol

TIWAG-Vorstandsvorsitzender Bruno Wallnöfer forderte in einer ersten Reaktion "einen sachlichen Dialog statt ideologischer Fundamentalopposition. Die TIWAG zerstört nichts." Vielmehr arbeite man an einem energieautonomen Tirol. Wer diese Energiewende wirklich wolle, müsse auch den Wasserkraftausbau wollen. "Es genügt nicht, wie die Umweltorganisationen behaupten, `den Wasserkraftausbau nicht prinzipiell abzulehnen`, wenn dann in einem Atemzug alle realistischen Projekte abgelehnt und bekämpft werden", so Wallnöfer weiter.

Eine Staumauer für 42 Milliarden Liter Wasser und 50 Kilometer lange Druckstollen mit einem Durchmesser von sechs Metern würden ökologische Schäden ungeahnten Ausmaßes verursachen, behaupten die Umweltschutz-NGOs. Für den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal südlich von Landeck sollen demnach vier Wildflüsse und -bäche über Rohr- und Stollensysteme in einen bestehenden Speicher umgeleitet sowie ein riesiger neuer Speichersee im Platzertal errichtet werden.

Der Kaunertal-Ausbau sei aber lediglich Teil eines umfassenden Plans der TIWAG, in Tirol fünf neue Großkraftwerke zu errichten bzw. auszubauen. Der entsprechende "Wasserwirtschaftliche Rahmenplan" sei bereits im Dezember 2011 beim Umweltminister zur Genehmigung eingereicht worden. Laut Thomas Alge, Geschäftsführer des Ökobüros, sei es jedoch "rechtlich gesehen nicht möglich, dass ein solcher Plan von einem Energieversorger eingereicht wird". Dieser dürfe laut Gesetz "nur auf den Schutz und die Sanierung von Flüssen abzielen, nicht aber auf deren energiewirtschaftliche Nutzung". Alge: "Die TIWAG will offenbar unter dem Deckmantel eines Schutzplanes konkrete Nutzungsinteressen durchsetzen.

Proteste gegen Mega-Staumauer in Tirol

Wie ernst es den Umweltschützern ist, bekräftigte Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit. Man wolle Widerstand gegen das Bauprojekt "zusammen und bis zur letzten Konsequenz" leisten. "Wir werden jeden gewaltfreien Weg beschreiten, um das zu verhindern."

"Derzeit steige der Stromverbrauch jährlich um etwa 1,3 Terawattstunden (TWh). Die Energiegesellschaften streben bis 2020 einen Wasserkraftausbau von sieben TWh an, aber aus Sicht der Umweltorganisationen beschränkt sich das ökologisch vertretbare Ausbaupotenzial auf maximal vier TWh. Egit: `Das Kraftwerk Kaunertal würde die Verbrauchszunahme von nur wenigen Jahren decken.`" Was wir viel dringender brauchen ist eine Effizienzsteigerung. Österreich muss bis 2050 50 Prozent Energie einsparen, das ist die erste und wichtigste Alternative."

Klaus Kastenhofer, Geschäftsführer von Global 2000, ergänzte: "CO2-arme Stromerzeugung ist von hoher Bedeutung - dieses Projekt geht jedoch einfach zu weit. Ich möchte nicht, dass Energieerzeugung und Umweltschutz gegeneinander ausgespielt werden. Schließlich gibt es in Österreich noch ausreichend Ausbaupotenzial für die Wasserkraft - ohne derart schwere Eingriffe in unser Naturerbe."

 

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