Kreditklemme bei Jungunternehmen

Seit 25 Jahren wird an Modell zur besseren Finanzierung von Gründungen gebastelt. Bisher ohne Erfolg.

Und wieder ein neuer Lösungsversuch für ein altes Problem. Für Unternehmensgründer sei es „sehr schwierig“ an Bankkredite zu kommen, lautet die Mängelbeschreibung durch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Daher hat die Junge Wirtschaft eine Expertengruppe organisiert, die alternative Finanzierungsformen für Jungunternehmer ausarbeiten wird. Im Sommer werden die Ergebnisse vorgestellt. Ein Beschluss im Parlament ist allerdings angesichts der Nationalratswahl im Herbst unwahrscheinlich. Das Problem wird an die nächste Bundesregierung weitergereicht.

Ein mögliches Modell ist Crowdfunding (mehrere Privatpersonen borgen einem Unternehmen Geld). Die Finanzmarktaufsicht hat ein Verfahren gegen den Schuhproduzenten Heini Staudinger eingeleitet, weil er bereits so arbeitet. Dabei ist die Kreditklemme für Jungunternehmer ein bekanntes Phänomen, wie ein Blick in das Protokoll der Nationalratssitzung vom 8. November 1989 zeigt. Damals gab es noch genug Firmengründer.

Aufgeschoben

„Wir haben so etwas wie eine unternehmerische Gründungswelle“, hat sich der damalige ÖVP-Abgeordnete Josef Taus gefreut. „Wir sollten uns überlegen, wie wir diese Gründungswelle unterstützen können. Das wird Aufgabe der nächsten Legislaturperiode sein.“

Die ÖVP hat 1989 ein Gesetz „über die Förderung von gewerblichen Unternehmensgründungen (Freispargesetz)“ eingebracht. Es ging um ein Modell, das wie Bausparen funktioniert. Lehrlinge oder deren Familienangehörige zahlen auf ein Konto ein. Dafür gibt es staatliche Prämien und einen billigen Kredit, wenn das Geld für eine Firmengründung verwendet wird. Das Freispargesetz wurde nicht beschlossen. Ein neuer Anlauf 2004 blieb ebenfalls ohne Erfolg.

Erfunden hat das Modell Anton K. Bucek. Der Vorsitzende des Management Clubs Salzburg war Anfang der 1980er-Jahre Wahlkampfleiter der Bundes-ÖVP. Er wurde vertröstet. „Zuerst waren die SPÖ-Minister Schuld, dass nichts passiert ist. Aber auch die ÖVP-Wirtschaftsminister haben nichts gemacht.“

Ab Mitte der 1990er-Jahre gab es dann einen Gründungsbonus von maximal 7700 Euro. Aber diese Unterstützung ist bereits Geschichte. Die Förderung ist per 31. 11. 2011 ausgelaufen.

Düstere Wirtschaftsaussichten und schwierige Finanzierungen haben im Vorjahr vielen Österreichern die Lust auf die Selbstständigkeit vermiest. Mit 27.194 Unternehmensneugründungen gab es das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren und ein Minus von einem Prozent gegenüber 2011. Die überwiegende Mehrheit der Gründungen waren Einzelunternehmen (77,3 Prozent), nur noch jedes zehnte Start-up wählte die Rechtsform der GmbH. 2006 waren es noch knapp 13 Prozent. „Die alte GmbH ist zum Sterben verurteilt“, resümierte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und forderte eine rasche Umsetzung der zwischen den Regierungsparteien bereits paktierten „GmbH light“.

Diese sieht eine Reduzierung des Mindeststammkapitals von 35.000 auf nur noch 10.000 Euro und eine Lockerung bei den Notariats- und Veröffentlichungspflichten vor. „Das Interesse an der GmbH light ist riesig, die Umsetzung würde eine wahre Gründerdynamik auslösen“, sagt Markus Roth, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft. Insbesondere ältere Gründer würden sich vermehrt für eine GmbH entscheiden.

Ein Inkrafttreten der neuen „GmbH light“ dürfte sich aber für heuer nicht mehr ausgehen. Die Verhandlungen über eine Gesetzesvorlage, die noch im Februar in Begutachtung gehen soll, haben noch nicht einmal begonnen. „Unser Ziel ist es, dass die Reform Anfang 2014 in Kraft tritt“, heißt es im Justizministerium. Die Positionen liegen aber weit auseinander.

Offene Fragen

So will etwa die Arbeiterkammer (AK) eine bloße Herabsetzung der Mindesteinlage nicht einfach hinnehmen und fordert flankierende Maßnahmen: „Es gibt noch viele offene Fragen, etwa wie die Haftung künftig aussieht oder was mit bestehenden GmbHs passiert“, erläutert AK-Rechtsexperte Helmut Gahleitner. Auch die Gläubigerschutz-Verbände leisten Widerstand gegen die Reform. Sie fürchten, dass im Falle einer Insolvenz Gläubiger durch die Finger schauen. KSV-Experte Hans-Georg Kantner spricht sich gar für eine Anhebung des Mindestkapitals aus. Dies sei nötig, damit Firmen Auftragsflauten durchtauchen könnten. Im EU-Vergleich überleben Österreichs Neugründungen jedenfalls am längsten. Ob dies auch an den vergleichsweise hohen Kapitalhürden liegt, ist umstritten.

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