Pro & Contra: Kürzere Öffnungszeiten für Banken?
Die Bank Austria verkürzt die Öffnungszeiten in einigen Filialen. Konkret werden fünf Filialen in Wien nur noch von 8.30 bis 13 Uhr geöffnet sein. In Mödling-Schöffelstadt (NÖ) laufe der Vormittagsbetrieb bereits. Eine der betroffenen Filialen in Wien ist jene am Schwedenplatz, einem Verkehrsknotenpunkt. Beratung am Nachmittag sei in nahegelegenen großen Filialen gewährleistet, betont ein Bank-Sprecher. Die SB-Zonen bleiben rund um die Uhr verfügbar. Zwei Sichtweisen zur neuen Filialwelt.
PRO
Können Sie sich noch erinnern? Am Donnerstag war früher der lange Banköffnungstag. Da war bis um 17.30 Uhr offen. An den anderen Werktagen war nur bis 15 Uhr offen. Und das zu einer Zeit, wo sich vor dem Schalter tatsächlich noch lange Schlangen bildeten, vor allem nach dem Ersten eines Monats. Geld abheben, ein bisschen etwas davon aufs Sparbuch einzahlen. Und dann natürlich auch noch – per Erlagschein – Miete, Strom, Gas und die Lebensversicherung überweisen. So ein Schalter"beamter" hatte früher wirklich reichlich zu tun. Das alles erledigt mittlerweile die Technik; entweder der Computer zu Hause via Online-Banking oder die Geräte im Bankfoyer.
Die Digitalisierung hat vor der Bankenwelt nicht Halt gemacht. Und das hat viel damit zu tun, dass sich das Kundenverhalten geändert hat. Für das tägliche Geldleben reichen Computer und Selbstbedienung sowie ein paar Stunden Öffnungszeiten für jene, die sich der Technik nicht bedienen wollen oder können. Für die umfangreiche Wertpapierberatung – die in Österreich ohnehin nicht der große Renner ist – können Interessierte durchaus einen Termin in einer Großfiliale vereinbaren. Für den Bausparer alle sechs Jahre wird sich auch noch ein Ansprechpartner finden.
Es ist davon auszugehen, dass sich mit der fortschreitenden Technik Filialzahl und Öffnungszeiten weiter ändern werden. Traurig, aber wahr: Dem Greißler ums Eck weinen auch nur noch wenige nach.
- Christine Klafl
CONTRA
Können Sie sich noch erinnern? Vor gar nicht allzu langer Zeit war die Bankfiliale noch ein sozialer Ort, in dem es nicht nur um die Bedienung von technischen Gerätschaften ging. Freundliche Schalter"beamte" hatten wirklich reichlich zu tun, ja, aber sie waren auch geduldige Zuhörer, interessierte Gesprächspartner und hilfreiche Tippgeber in mehr als nur finanziellen Angelegenheiten. Auf dem Land wurde regelmäßig der beliebteste Bankangestellte des Bezirks gewählt – und wie ein Star verehrt. Und heute? Mit etwas Glück ist in den Winkeln trostloser Foyers ein anonymer "Floor Manager" zugegen, der Unwissende fast militärisch einweist und sich rasch wieder in seine Ecke zurückzieht.
Am Nachmittag ist künftig überhaupt nur noch Kollege Blechtrottel da. Wenn in diese Filialen dann auch am Vormittag weniger Kunden kommen – oh Wunder –, wird endgültig zugesperrt. So läuft das Spiel und das Online-Banking ist dann schuld.
Es stimmt schon, es verwenden immer mehr Menschen ausschließlich das Internet für ihre Bankgeschäfte, aber eben nicht alle und nicht für alles. Banken, die auf persönlichen Kundenkontakt pfeifen, werden bald gar keine Privatkunden mehr haben. Im Internet ist die Konkurrenz nur einen Mausklick entfernt. Warum sollte jemand seiner Hausbank treu bleiben, wenn diese die Filiale in der Nähe zusperrt, die Beratung irgendwohin verlegt, auf Selbstbedienung umstellt und trotzdem Gebühren erhöht. Dieser Bank weint niemand nach.
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