Banken verdienen weniger pro Kunde

APA6517432-2 - 18012012 - SALZBURG - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Illustration zum Thema "Sparen, Anlage und Zahlungsverkehr". Im Bild: Eine Kundin steht mit Sparbuch und Geldscheinen am Schalter eines Geldinstituts am Freitag, 13. November 2009, in Salzburg (gestellte Szene). APA-FOTO: BARBARA GINDL
Pro Kunde verdienen Banken im Retail-Geschäft durchschnittlich 86 Euro im Jahr.

91 Euro im Schnitt verdienten heimische Banken pro Privatkunden im Jahr 2011. Im Jahr 2012 ist der Gewinn auf 86 Euro pro Kunde gefallen und lag damit deutlich unter dem europäischen Schnitt von 144 Euro. Die Profitabilität des Retail-Geschäfts ist damit im Jahr 2012 auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Finanzkrise gefallen, wenngleich das Geschäft sich über die Krisenjahre erstaunlich stabil präsentiert hat. Das geht aus einer Studie der Berater A.T. Kearney hervor. Die Bilanzen von 93 Banken in 24 europäischen Ländern nahm die Beratungsfirma dafür unter die Lupe. Ein Grund: Die Geldhäuser haben sich in den vergangenen Jahren sehr stark auf Osteuropa fokussiert und waren "vom heimischen Markt abgelenkt", sagte Bankenexpertin Daniela Chikova am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Die Unterschiede bei Gewinn pro Kunden waren innerhalb Europas enorm: Während spanische und portugiesische Banken mit jedem Retail-Kunden, den sie bedienen, Geld verlieren (der Verlust beträgt in Italien, Spanien und Portugal 19 Euro), nahmen die skandinavischen und Schweizer Institute 356 Euro pro Kunde ein. In diesen Ländern zahlen die Kunden jedoch auch beträchtlich mehr für Bankdienstleistungen: Die Schweizer geben der Studie zufolge 1.166 Euro im Jahr für Kreditzinsen, Kontogebühren und Co. aus, ein Bankkunde in Österreich legt 610 Euro auf den Tisch. Am wenigsten zahlten mit 305 Euro die Portugiesen.

Ähnlich die Lage bei den Einnahmen pro Mitarbeiter. "Die Kluft wird jedes Jahr größer", sagte Chikova. 2012 schwankte dieser Wert zwischen 120.000 Euro in Portugal und 445.000 Euro in Skandinavien. In Österreich nahm ein Bankmitarbeiter im Vorjahr nur mehr 196.000 Euro ein, nach 199.000 Euro 2011. Der Median für Westeuropa lag im Vorjahr bei 202.000 Euro.

Banken in Spanien kosteneffizient

Am kosteneffizientesten waren spanische Banken (47 Prozent Cost-to-Income-Ratio), sie hätten vor der Krise zu den effizientesten Geldhäusern gezählt und ihre Kosten während der Krise weiter reduziert, so Chikova. Die schlechteste Cost-to-Income-Ratio wies 2012 Österreich auf – wie Portugal kommt es auf eine Quote von 76 Prozent. Dem Schlusslicht Österreich sei es nicht gelungen, die stagnierenden Umsätze mit Kostendämpfung zu kompensieren, konstatiert A.T. Kearney. Die zweitbesten Werte, was das Verhältnis von Kosten zu Ertrag betrifft, hatten skandinavische Banken (50 Prozent), gefolgt von den britischen (53 Prozent) und den polnischen (55 Prozent). Schlecht abgeschnitten haben auch die Banken in Deutschland (74 Prozent) und Frankreich (65 Prozent).

Faule Kredite

Puncto faule Kredite stehen Österreichs Banken im Privatkundengeschäft hingegen gut da. Die Risikovorsorge im Verhältnis zum Ertrag betrug hierzulande zuletzt 12 Prozent und war damit fast auf dem Vorkrisenniveau von 11 Prozent. Auch Osteuropa hat sich hier verbessert, dort lagen die Risiken 2012 nur mehr bei 18 Prozent des Ertrags. Der europäische Schnitt betrug 16 Prozent. Massive Anstiege gab es in den Krisenländern Südeuropas: Italien, Spanien und Portugal verfügten 2012 über ein Risikovorsorge-Einkommensverhältnis von 46 Prozent. Heuer erwartet A. T. Kearney einen weiteren, wenn auch flacheren Anstieg. Die Entwicklung hänge stark an der wirtschaftlichen Lage, sagte Chikova.

Kommentare