"Heiler" aus Indien für die Hypo

APA12995368-2 - 31052013 - KLAGENFURT - ÖSTERREICH: ZU APA 0368 WI - Sanjeev Kanoria (li) und Hypo-Chef Gottwald Kranebitter nach der Unterzeichnung des Verkaufsvertrages am Freitag, 31. Mai in Wien. Die Hypo Alpe-Adria-Bank (HAAB), die Österreich-Tochter der Kärntner Hypo Alpe Adria International AG, ist heute, Freitag, zur Gänze um 65,5 Mio. Euro an die Anadi Financial Holdings Pte. Ltd des britischen Staatsbürgers mit indischen Wurzeln, Sanjeev Kanoria, verkauft worden. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: HYPO ALPE ADRIA
Hypo muss beim Verkauf ihrer Österreich-Tochter an Anadi kräftig Federn lassen.

Er ist Mediziner, spezialisiert auf Organtransplantationen, und Geschäftsmann: Der 49-jährige gebürtige Inder und britische Staatsbürger Sanjeev Kanoria ist neuer Herr über die österreichische Tochtergesellschaft der Kärntner Hypo: 14 Filialen in Kärnten mit 450 Mitarbeitern und ein Geschäftsvolumen von knapp vier Milliarden Euro werden künftig von seiner Finanzgruppe Anadi Financial Holdings geleitet.

Der Deal wurde am Freitag fixiert. 65 Millionen Euro zahlt Anadi Financials für den Einstieg ins heimische Bankgeschäft. Das ist deutlich weniger als jene 130 Millionen Euro, zu denen die Hypo ihre Tochter noch in den Büchern stehen hat. Hypo-Chef Gottwald Kranebitter freut sich dennoch über diesen ersten Privatisierungsschritt der Ende 2009 notverstaatlichten Bank. „Der Investor ist nicht nur klarer Bestbieter, sondern verfügt auch über hervorragende Verbindungen zu führenden Finanzunternehmen“, sagte Kranebitter am Freitag nach Vertragsunterzeichnung.

Diese Verbindung braucht Kanoria auch, denn er selbst ist mehr im Gesundheitssektor denn in der Finanz zu Hause. In Großbritannien führt er ein Gesundheitsunternehmen und Pflegeeinrichtungen mit mehr als 1000 Mitarbeitern.

Großfamilie

Kanoria kauft die Hypo Österreich eigentlich für seine indischen Brüder: Diese halten die Mehrheit an der börsenotierten Srei-Gruppe in Kalkutta, die im Baugeschäft und in der Infrastrukturfinanzierung aktiv ist. Mit dieser Srei-Gruppe unterzeichnet die Hypo ein Finanz-Kooperationsabkommen. Und die Srei-Gruppe ist es letztlich auch, die über die Hypo in das Bankgeschäft in Europa einsteigen und dieses ausbauen will, verlautet aus der Hypo. Zunächst aber soll das Regionalbankkonzept in Kärnten beibehalten werden, versicherte Kanoria am Freitag in Wien. Die absolute Sicherheit der Geldeinlagen der Kunden stehe im Vordergrund. Immerhin sei die Srei-Gruppe seit 117 Jahren am Markt tätig, „sie bringt Strategien ein, um auch in den kommenden Jahrhunderten gesund zu wachsen“.

Die Hypo hat lange um den Verkauf ihrer österreichischen Tochter gerungen. Die ersten Versuche begannen schon 2011, wurden mangels Interessenten dann aber wieder abgebrochen. Die österreichische Hypo-Tochter wurde daraufhin von allen faulen Krediten befreit, die in die Hypo-Gruppe ausgelagert wurden. So konnte die Bank 2012 sogar 17 Millionen Euro Gewinn verbuchen. Die Kreditausfälle liegen nahe Null.

Das letzte Wort hat die Finanzmarktaufsicht. Sie muss den neuen Eigentümer auf seine Fähigkeit, eine Bank zu besitzen, überprüfen. „Nach allem, was wir bis jetzt wissen, liegen keinerlei negative Meldungen über Kanoria vor“, gibt sich die Aufsicht zuversichtlich, dass der Deal positiv abgeschlossen wird.

In letzter Minute hat das Finanzministerium am späten Freitag Nachmittag den Brief mit dem Plan zur Restrukturierung der Hypo-Alpe-Adria-Bank nach Brüssel geschickt. Wie berichtet hat EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia verlangt, dass bis Ende Mai ein schlüssiges Konzept vorgelegt wird, wie Österreich denkt die Hypo zu verkaufen oder stillzulegen.

Der Brief ist allerdings dünn und noch kein endgültiges Konzept, sondern legt lediglich die Eckpunkte der Vorstellungen der Finanzministerin fest: Demnach will man versuchen, dass die Hypo ihre Tochterbanken am Balkan bis Ende 2014 verkauft und in den nächsten Wochen in Verhandlungen mit Brüssel möglicherweise noch eine Fristerstreckung bis Ende 2015 erwirken.

Die Hypo-Chefs drängen auf einen späten Verkauf, da derzeit für Banken kaum Käufer gefunden werden. Die Südosteuropa-Töchter stehen mit 1,5 Milliarden Euro in den Hypo-Büchern. Müssen sie rasch verkauft werden, droht ein Verlust, da der Preis wohl weit unter dieser Summe liegen dürfte.

In wenigen Jahren aber sollten sich die Märkte am Balkan so weit erholt haben, dass ein höherer Preis zu erzielen sei, lautet die Hoffnung der Banker. Im Ministerium stoßen sie auf wenig Gehör. Zweiter Punkt im Brief sind die notwendigen Staatszuschüsse. Auch hier legt sich das Ministerium nicht fest. Heuer werden 700 Millionen an Eigenkapital in die Hypo fließen. Dieser Betrag ist im Staatshaushalt bereits eingeplant. Der Zuschuss könnte aber höher ausfallen. Die Hypo rechnet mit einem Jahresverlust von 300 bis 500 Millionen Euro.

Die endgültige Höhe der Staatshilfen hängt auch davon ab, ob eine „Bad Bank“ gegründet wird oder nicht. Darüber ist sich die Regierung noch nicht einig.

"Heiler" aus Indien für die Hypo

Die Hypo-Alpe-Adria-Bank droht Franz Hahn, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), eine Klage an. Dieser habe mit seinen Aussagen den Wert der Bank und den Steuerzahler geschädigt, schreibt das Magazin Format.

Hahn hatte in einem Interview in der ORF-Sendung Report auf die Frage, wie sinnvoll es sei, die Hypo-Töchter herzurichten, um sie gewinnbringend zu verkaufen, geantwortet: „Ich bin mir sicher, dass die Töchter sozusagen eine so eine Grundhässlichkeit haben, dass sie also schwer so herzurichten sind, dass jemand auf sie reinfällt.“ Die Hypo fordert Hahn auf eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Hahn lehnt dies ab und kontert: „Ich halte dieses Vorgehen für einen bedenklichen Einschüchterungsversuch.“ Schon im Dezember 2012 hatte ihm die Bank „fahrlässige Fremddiagnose“ vorgeworfen.

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