Praktiker ist Pleite

Wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit wurde ein Insolvenzantrag eingebracht.

Nach langem Ringen um eine finanzielle Zukunft ist die kriselnde Baumarktkette Praktiker pleite. Das Unternehmen hat am Donnerstag beim Amtsgericht Hamburg einen Insolvenzantrag wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit eingereicht, teilte Deutschlands drittgrößte Baumarktkette mit. Die Gewerkschaft Verdi wertete die Pleite als "menschliche und existenzielle Tragödie" für viele der insgesamt rund 18.000 Beschäftigten.

Betroffen von der Insolvenz seien die Baumärkte der Marken Praktiker und Extra Bau+Hobby, teilte der Konzern mit. Für die Kette Max Bahr, die ebenfalls zum Praktiker-Konzern gehört, gilt der Insolvenzantrag hingegen nicht, ebenso wenig für die ausländischen Praktiker-Gesellschaften. Praktiker ist unter anderem in Polen, der Ukraine, in Ungarn und der Türkei aktiv.

Der Geschäftsbetrieb der Filialen von Praktiker und Extra Bau+Hobby soll den Angaben zufolge "uneingeschränkt fortgeführt werden", teilte das Unternehmen mit. Ziel des Insolvenzverfahrens sei es nun, ein neues Sanierungskonzept zu erstellen.

Sanierungsgespräche gescheitert

Praktiker stellte Insolvenzantrag, nachdem am Mittwochabend Gespräche über die Sanierung und Finanzierung der Kette gescheitert waren. Gläubiger von Praktiker hätten die Zustimmung verweigert, teilte das Unternehmen mit.

Zuvor war der Versuch der Baumarktkette missglückt, ihre Anteile an der luxemburgischen Tochter Batiself zu verkaufen. Auch deswegen habe Praktiker eine neue Lösung gebraucht, um an frisches Geld zu kommen, teilte das Unternehmen mit. Auf Seiten des potenziellen Käufers aber habe es in den zuständigen Führungsgremien keine Zustimmung für das Geschäft gegeben. Die Einnahmen aus dem Verkauf seien im Finanzierungskonzept für Praktiker aus dem vergangenen Jahr fest eingeplant gewesen.

Praktiker betreibt mit seinen Marken in verschiedenen Ländern über 400 Baumärkte, mehr als 300 davon auf dem Heimatmarkt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Aktiengesellschaft nach eigenen Angaben einen Umsatz von 3 Mrd. Euro. 2005 war das Unternehmen an die Börse gegangen.

Die Gewerkschaft Verdi erklärte, mit dem bevorstehenden Insolvenzverfahren drohe vielen der Praktiker-Mitarbeiter der Verlust des Arbeitsplatzes. Damit stehe deren berufliche Existenz auf dem Spiel.

Vor Zerschlagung

Praktiker beantragte am Donnerstag ein sogenanntes Regelinsolvenzverfahren. Verdi-Bundesvorstand-Mitglied Stefanie Nutzenberger hatte dagegen eine "Insolvenz in Eigenverantwortung" gefordert, da dies dem Management die Möglichkeit biete, "viele Arbeitsplätze zu retten". Wirtschaftlich profitable Filialen könnten dann erhalten bleiben. Bei einer Insolvenz im Regelverfahren hingegen drohe dem Unternehmen die Zerschlagung.

Die österreichische Großaktionärin Isabella de Krassny glaubt indes an die Rettung. "Wenn jetzt alle Beteiligten an einem Strang ziehen, lässt sich Praktiker auch in der Insolvenz sanieren", sagte de Krassny dem Magazin "Wirtschaftswoche".

Es sei davon auszugehen, dass rund 80 defizitäre Praktiker-Filialen geschlossen werden müssten, sagte de Krassny dem Magazin. Zudem müsse frisches Geld im Volumen von mindestens 40 Mio. Euro eingesammelt werden. Die Praktiker-Aktien waren am Donnerstag weiterhin im freien Fall und notierten am Nachmittag bei rund 14 Cent.

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