Post stellt nicht mehr alles täglich zu

Post stellt nicht mehr alles täglich zu
Werbesendungen sollen ab 2012 nur noch zwei Mal die Woche ausgetragen werden. Händler fühlen sich überrumpelt, Postlern drohen Lohneinbußen.

Die Post muss sparen. Nach den Postämterschließungen wird jetzt auch die Zustellung "optimiert", wie es heißt. Konkret sollen nach KURIER-Informationen ab Februar 2012 Postsendungen in zwei Kategorien unterteilt und getrennt zugestellt werden.

Die "Premium"-Post, insbesondere adressierte Briefe und Pakete sowie Tageszeitungen, wird unverändert täglich vom Briefträger zugestellt. Dazu ist die Post auch im Rahmen der Universaldienstverordnung verpflichtet. Die "Economy"-Post, adressierte und unadressierte Werbesendungen, Massenmailings oder Regionalzeitungen, landet nur noch zwei oder maximal drei Mal in der Woche im Briefkasten. Grund für diese "rollierende Zustellung" ist eine automatische Sortierung und Bündelung aller Infopost-Sendungen an nur noch drei Standorten in Österreich. Die Hightech-Maschinen, genannt Collatoren, wurden soeben von der Post bestellt. Sie bündeln künftig in Wien, Salzburg und Graz alle Prospekte pro Haushalt in einen gemeinsamen Umschlag, der "zustellfertig" vom Briefträger übernommen wird.

Überrumpelt

Die großen Handelsunternehmen sind in Aufruhr und fühlen sich überrumpelt. Sie fürchten, dass die Prospekt-Zustellung künftig zum Lotteriespiel wird, weil die Post eine taggenaue Zustellung nicht mehr gewährleisten kann. Rabattaktionen oder spezielle Kampagnen finden aber zumeist an einem ganz bestimmten Tag statt. Erhält der Kunde die Info darüber zu spät, ist sie wertlos.

"Wenn die Prospekte nicht zeitgerecht zugestellt werden, kostet das viel Geld und verärgert alle", sagt Stefan Mumelter, Generalsekretär des Handelsverbandes. Schon jetzt gäbe es immer wieder Zustellprobleme, kritisiert Mumelter. So lange diese nicht gelöst seien, sollte die Post keine Experimente wagen. Einige Großkunden hätten sich bereits geweigert, neue Verträge zu unterzeichnen und sogar mit Klagen gedroht.

Auch mit der Bündelung aller Werbesendungen in einen Umschlag - siehe Hintergrund - sind viele Versender nicht einverstanden. Kein Wunder, kann doch der Postkunde den Umschlag samt Inhalt ungeöffnet in den Papierkorb werfen.

Lohneinbußen

Den betroffenen rund 10.000 Briefträgern drohen durch die Trennung von Sortierung und Zustellung Einkommensverluste. Bisher erhielten sie für die Vorsortierung in der Zustellbasis eine eigene "Infopostprämie", die nun wegfällt. Der Betriebsrat versucht in Verhandlungen mit dem Management gerade, diese Einkommensverluste abzufedern. "Den Zustellern Geld wegzunehmen, aber dafür ihre Rucksäcke vollzustopfen, das wird es nicht geben", zeigt sich Post-Gewerkschafter Martin Palensky kämpferisch.

Die Post selbst versucht zu beruhigen. "Wir haben mit dem Collator ein Blech in den Ofen geschoben, aber die Sache ist noch lange nicht fertig gebacken", umschreibt Post-Sprecher Stephan Fuchs den Prozess. Sowohl mit Kunden als auch mit dem Betriebsrat gäbe es intensive Gespräche. Ziel sei es, Kosten in der Zustellung einzusparen. Und in Richtung Kunden: "Alle Umstellungen bewegen sich im Rahmen unserer Geschäftsbedingungen."

Postsendungen: Zweiklassen-System
Premium
Adressierte Briefe, EMS, Tages- und Wochenzeitungen, die am Tag nach der Übernahme zugestellt werden müssen. Zur täglich flächendeckenden Zustellung ist die Post per Universaldienstverordnung verpflichtet. Der Briefpostumsatz ist seit Jahren rückläufig. Im ersten Halbjahr gab es wegen der Tariferhöhungen ein Plus von 0,2 Prozent. Die Briefmenge geht jährlich um drei bis fünf Prozent zurück.

Economy
Die weitaus größere Menge als Premium: Darunter fällt die gesamte adressierte oder unadressierte Werbepost (Info.mail), Monatszeitungen und Regionalmedien. Die Zustellung ist zwar meist weniger zeitkritisch, sollte aber taggenau erfolgen. Der Umsatz stieg in diesem Segment im ersten Halbjahr um 5,6 Prozent. Insgesamt setzte die Post in der Division Brief im ersten Halbjahr 651 Mio. Euro um.

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