Generalstreik legt Portugal lahm
In Portugal hat am Donnerstag ein Generalstreik das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt. Zahlreiche Angestellte und Beamte folgten dem Aufruf der beiden größten Gewerkschaften CGTP und UGT, die damit gegen die Sparpolitik der Mitte-Rechts-Regierung von Pedro Passos Coelho protestieren wollten. Es ist bereits der vierte Generalstreik seit zwei Jahren in dem krisengeplagten Land. Züge und U-Bahnen standen still, der Luftverkehr war gestört, und viele Behörden blieben am Donnerstag wegen des Streiks geschlossen.
Die beiden Gewerkschaften, die den Kommunisten und den Sozialisten nahestehen, hofften auf eine Ausweitung des Streiks auf den Privatsektor. Die Leitung des Volkswagenwerks Autoeuropa bei Lissabon setzte vorsorglich die Produktion aus. Die Fluglinien Ryanair und easyJet sagten mehrere Flüge ab, zudem wurde mit Verspätungen gerechnet. In Lissabon war am Nachmittag eine Großkundgebung geplant. Wegen der Einstellung eines Großteils des öffentlichen Nahverkehrs gab es zahlreiche Staus in der portugiesischen Hauptstadt.
Gewerkschaft: "Sozialen Dialog verstärken"
Die Arbeitgeber schlossen sich in einem ungewöhnlichen Schritt der Kritik der Gewerkschaften an der Sparpolitik der Regierung an. "Der Streik ist Ausdruck von Unzufriedenheit. Man muss den sozialen Dialog verstärken", sagte Arbeitgeberpräsident Antonio Saraiva. Rückendeckung hatte Ministerpräsident Passos Coelho am Mittwoch aus Brüssel erhalten. Beim siebenten Evaluierungsbesuch der "Troika" aus Europäischer Union (EU), Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) habe man festgestellt, dass das Sanierungs- und Reformprogramm vor dem Hintergrund einer schwierigen wirtschaftlichen Lage in Großem und Ganzen auf gutem Wege sei, hieß es seitens der Europäischen Kommission.
Coelho selbst sagte im Parlament, das Land brauche "weniger Streiks und mehr Arbeit". Dabei wurde er mehrfach durch das Singen des Lieds "Grandola Vila Morena", der Protesthymne der Nelkenrevolution 1974, unterbrochen.
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