Pleite von Care Energy: Was Kunden jetzt tun sollten

Pleite von Care Energy: Was Kunden jetzt tun sollten
12.900 Österreicher beziehen Strom von Care Energy.

Eigentlich war die Insolvenz von Care Energy nur eine Frage der Zeit: Verschachtelte, undurchsichtige Firmenkonstruktion, nicht bezahlte Rechnungen in Deutschland, Klagen wegen nicht abgelieferter, aber eingehobener Ökostromförderung. Als dann vor vier Wochen noch Firmengründer Martin Kristek völlig überraschend starb, riefen die beiden Notgeschäftsführer, die einspringen mussten, ´bald Alarm. Die Zahlungsunfähigkeit war absehbar. Vergangenen Freitag Abend beantragte Care Energy in Deutschland die Insolvenz.

Das trifft auch die 12.900 Kunden des Energie-Billig-Anbieters in Österreich. "Sie sollten möglichst rasch zu einem anderen Anbieter wechseln", rät Reinhold Baudisch, Geschäftsführer der Vergleichsplattform durchblicker.at. 1300 Kunden hat er über diese Plattform an Care Energy vermittelt. Noch am Samstag Abend hat sein Team alle Kunden per Mail von der Pleite verständigt. Jetzt werden sie noch telefonisch über ihre Möglichkeiten informiert. Warten, bis Care Energy vom Masseverwalter zugespertt wird, hält Baudisch jedenfalls nicht für sinnvoll. Dann nämlich müsse die Energiemarktaufsicht E-Control per Los entscheiden, welcher anbieter die Kunden den Pleite-Versorgers künftig beliefert. Der Stromanbieter werde dann also zugeteilt. "Wenn die Kunden den ausgelosten Anbieter nicht wollen, können sie binnen zwei Wochen zu einem anderen Versorger wechseln", betont Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control.

Keine finanziellen Nachteile

Geld verlieren dürften die Kunden wegen der Pleite nicht. Das ist allerdings ein glücklicher Zufall. Care Energy hat nämlich nicht wie die meisten anderen Billig-Anbieter mit hohen Neukundenrabatten geworben. Diese Rabatte werden üblicherweise erst nach einem Jahr gutgeschrieben. Wird ein Anbieter vorher insolvent, fallen die Kunden um diese Gutschrift um. Baudisch kritisiert diese Praxis der hohen Einmal-Rabatte. "Da sollte der Regulator aktiv werden. Ich halte es für notwendig, dass die Rabatte monatlich aliquot abgezogen werden, sagt der durchblicker-Chef. Damit vermeide man das große Heulen und Jammern der Kunden im Falle einer Insolvenz des Anbieters. Urbantschitsch wendet allerdings ein, dass die E-Control keine Handhabe habe, um in die Preisgestaltung der Energielieferanten einzugreifen. Die Kunden müssten selbst überlegen, welche Tarife sie nähmen.

Einfache Zulassung

Keine Handhabe gegen Care Energy hatte die E-Control auch beim Markteintritt des Unternehmens in Österreich vor wenigen Jahren. Schon damals hatte der Anbieter in Deutschland Klagen am Hals und einen nicht einwandfreien Ruf. "Wir konnten Care Energy nicht untersagen. Das Unternehmen hat die vorschriebenen Sicherheiten in Form von Geld hinterlegt und alle Auflagen erfüllt, betont Urbantschitsch. Auch Baudisch hat Care Energy trotz der öffentlichen Kritik in Deutschland auf seine Plattform aufgenommen. "Der Regulator hat das Unternehmen gebilligt. Ich hatte daher keinen Grund Care Energy abzulehnen, sagt er.

Stromkunden können zwei Schlüsse aus der Pleite ziehen, Erstens: Prüfe genau, wer hinter dem Billig-Lieferanten steckt und welchen Ruf das Unternehmen hat. Und zweitens: Nimm besser einen Tarif ohne Neukundenrabatt. Das ist die sicherere Variante.

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