Piloten-Engpass bei AUA spitzt sich zu

Piloten-Engpass bei AUA spitzt sich zu
Die EU schreibt längere Ruhezeiten vor. AUA mietet Flugzeuge samt Crews an.

Passagiere, die wütend am Flughafen stehen, weil ihre Maschine nicht abhebt, sind für das Image jeder Airline Gift. So geschehen im vorigen Sommer, als die AUA wegen Piloten-Mangels zahlreiche Flüge streichen musste. "Das darf uns kein zweites Mal passieren", versprach der neue AUA-Chef Kay Kratky bei seinem Amtsantritt in Wien.

Die Sommersaison, in der die AUA am meisten Geschäft macht, steht knapp bevor und das Problem mit den Piloten hat die Lufthansa-Tochter nach wie vor nicht im Griff. Immer noch fallen zu viele Piloten aus, weil sie in den Umschulungskursen sitzen. Die uralten 21 Fokker-Maschinen wurden gegen 17 Embraer-Jets getauscht.

Der Personal-Engpass wird zusätzlich verschärft durch die neuen Mindeststandards der EASA (European Aviation Safety Agency). Die Flugsicherheitsbehörde schreibt allen Airlines in der EU mit Beginn des Sommerflugplans ab Ende März restriktivere Bestimmungen für die Ruhezeiten im Cockpit vor. Die Regelungen sind wesentlich restriktiver als der neue, kostengünstige Kollektiv-Vertrag der AUA. Flog die AUA beispielsweise bisher mit zwei Piloten von Wien nach Peking, müssen jetzt drei Flugzeugführer an Bord sein. Bei den Chicago-Flügen segelt die AUA mit zwei Piloten haarscharf am Limit.

"Die EASA hatte für die Einführung eine Übergangsfrist von zwei Jahren eingeräumt. Das wurde komplett verschlafen, ein klassischer Managementfehler", kritisiert Noch-Bordbetriebsratschef Karl Minhard. Der prinzipiell schon knappe Personalstand "verschärft sich jetzt noch weiter".

Da die Langstrecke Gewinne einfliegt, fallen dort keine Rotationen aus. Dass stattdessen Flüge auf der Mittel- und Kurzstrecke herausgenommen würden, will AUA-Sprecher Peter Thier nicht bestätigen. Zwar wurden bereits einige Türkei-und Griechenland-Destinationen gestrichen, aber das habe mit der schwachen Buchungslage zu tun. Dafür fliege man öfter nach Italien und Spanien.

Adria Airways und Condor springen ein

Thier bestätigt aber, dass wegen der neuen Ruhezeiten mehr Crews eingesetzt werden müssen. Damit es im Sommer nicht wieder zu Ausfällen kommt, hat die AUA bereits zwei Maschinen im Wetlease (Flugzeug samt Crews) angemietet. Ein Bombardier der Adria Airways und ein Airbus A320 der Condor sind schon im Einsatz. Vermutlich werden weitere Maschinen geleast. "Wir tun alles, um ein stabiles Flugprogramm zu gewährleisten. Die Alternative wäre, im Sommer weniger zu fliegen" (Thier).

Zudem wird die Besatzung stärker aufgestockt als ursprünglich geplant. Statt 100 werden 160 Piloten und statt 200 rund 400 Flugbegleiter neu eingestellt.

12 Piloten klagen wegen Ungleichbehandlung

In der Belegschaft der ehemaligen Regionalflugtochter Tyrolean ist übrigens der Frust über das neue Karriere-Modell groß, das beim Zusammenschluss der Flugbetriebe von Tyrolean und AUA ausverhandelt worden war. Weil etliche ehemalige Tyrolean-Kapitäne ihren Rang nicht behalten können, sondern als Copiloten neben den AUA-Kollegen sitzen müssen. 12 Tyrolean-Piloten haben eine Klage wegen Ungleichbehandlung eingebracht. Sollten sie vor Gericht gewinnen, muss der mühsam ausverhandelte Kollektivvertrag neu aufgeschnürt werden. Dazu Minhard, der bei der Betriebsratswahl nicht mehr kandidierte und zu Monatsende als Personalvertreter übergibt: "Manche Betriebsräte der Tyrolean haben offenbar keine Handschlagqualität."

Lufthansa: Neuer Arbeitskonflikt

Die AUA-Mutter Lufthansa hat das Tarifschutzabkommen für die Boden-Mitarbeiter gecancelt, um den Kündigungsschutz für langjährige Mitarbeiter aufzuweichen, berichtet der Spiegel. Angestellte können nach 15 Jahren in der Firma betriebsbedingt nur schwer gekündigt werden. Die Gewerkschaft Verdi kündigte bereits Proteste an.

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