Pikante Millionen-Pleite eines Anlagenbauers

Zweite Pleite führt zur Unternehmensschließung
Unternehmen konnte keine Bankfinanzierung für Großaufträge auftreiben, Gläubiger lehnten außergerichtliche Lösung ab.

Diese Insolvenzmeldung scheint auf den ersten Blick ganz unspektakulär zu sein: Die EA Engineering und Anlagenbau GmbH, ein Technisches Büro für den Industrieanlagenbau mit Sitz in Traiskirchen, hat ein Konkursverfahren beantragt. Laut den Gläubigerschutzverbänden AKV und Creditreform soll der Betrieb geschlossen und nicht fortgeführt werden.

Doch auf den zweiten Blick entpuppt sich dieser Konkurs als sehr spannend. Dazu muss man aber wissen, dass das Unternehmen bis Juli 2017 „Zauner Anlagenbau GmbH“ hieß und bis dahin zur gleichnamigen oberösterreichischen Firmengruppe um Manfred Zauner in Wallern gehörte. Unklar ist, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen vor dem Gesellschafter-Wechsel beschäftigt hat.

Das Traiskirchner Unternehmen setzte 2014 rund 30,4 Millionen Euro um, im Jahr darauf nur noch 2,46 Millionen Euro. Der Jahresverlust betrug (2015) 20,936 Millionen Euro. 2016 ging es offenbar wieder bergauf. Der Umsatz wurde mit 20,436 Millionen Euro beziffert, der Jahresgewinn mit 11,321 Millionen Euro.

Der Hintergrund

Die Gesellschaft soll im Jahr 2015 ein Projekt des Kunden Wien Energie in Höhe von mehreren Millionen Euro verloren haben, was zu finanziellen Problemen geführt haben soll. Das Unternehmen musste umstrukturiert werden, wobei die Banken und Lieferanten auf Forderungen verzichten und die Gesellschafter eine erhebliche Eigenkapitaleinlage leisten sollten. Zugleich sollten laufende Aufträge, darunter von den Stadtwerken Prag und ein Projekt in Vietnam, eine Fortführung bis ins Jahr 2021 sichern.

Doch dem Unternehmen soll es nicht gelungen sein, eine Bank-Finanzierung für die notwendigen Anzahlungsgarantien bei den Aufträgen zu erhalten. Im Juli schieden dann der alte Geschaftsführer und der Gesellschafter aus.

Keine Finanzierungslinien

Auch der neue Geschäftsführer konnte keine Finanzierungslinien an Land ziehen. Zugleich scheiterte eine außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern. So wurde das Unternehmen von den Stadtwerken Heidelberg aufgefordert, beim Finanzamt München 91.290 Euro "zusätzlich abgeführte Abzugssteuer" zurückzuzahlen. Das wurde bestritten. Das Unternehmen hat kein Geld, um diese Forderung zu begleichen. Außerdem wurde die Gesellschaft von einem deutschen Insolvenzverwalter aufgefordert, eine Projektanzahlung (82.379 Euro) zurückzuzahlen. Auch diese Forderung wird bestritten.

Fall für Gerichte

Das Unternehmen hat auch rechtlichen Ärger am Hals. Am Landesgericht Wels geht es um einen Streit (696.000 Euro) mit einem Lieferanten. Auch am Landgericht Nürnberg-Fürth ist ein Verfahren anhängig, dabei geht es um die Errichtung des Biomassekraftwerks in Straubing. Der Auftraggeber behauptet, dass die vertraglich geschuldeten Leistungswerte nicht erbracht werden. Dieser Vorwurf wird bestritten.

Und am Landgericht Kassel ist ein Verfahren (82.379 Euro) gegen das marode Unternehmen anhängig, das der Insolvenzverwalter für die Biokraft & Wärme Ehrstein-Meimbressen eingebracht hat. Zugleich soll bei einem Projekt für die Stadtwerke Heidelberg die vom Finanzamt bezahlte Forschungsförderung (284.600 Euro) zurückgezahlt werden. Gegen diesen Bescheid wurde eine Beschwerde eingebracht.

Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen werden mit 2,567 Millionen Euro beziffert. Das freie Vermögen mit 150.000 Euro, davon entfallen 91.000 Euro auf ein Guthaben bei der Finanz in Deutschland und und 28.500 Euro auf Bankguthaben. Die Gehälter für Oktober 2017 wurden noch bezahlt.

Das Unternehmen unterhält auch in Prag eine Betriebsstätte, für Projekte in Pilsen und Prag. Sie soll geschlossen werden. Zuvor sollen aber noch die Restarbeiten erledigt werden.

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