Pfusch geht in Österreich und Deutschland 2017 weiter zurück
Nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland nehmen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung nach Berechnung von Wissenschaftern weiter ab. "Bessere Beschäftigungsmöglichkeiten in der offiziellen Wirtschaft führen dazu, dass weniger Personen ihre Arbeitskraft in der Schattenwirtschaft anbieten", so der Linzer Ökonom Friedrich Schneider in einer gemeinsamen Studie mit dem Tübinger IAW. In Österreich sowie in Deutschland dürfte der Pfusch heuer erneut zurückgehen. Für Österreich sagt Schneider 2017 einen Rückgang um mehr als 8 Prozent auf 18,9 Mrd. Euro oder 7,11 Prozent der Wirtschaftsleistung voraus. Das ist der niedrigste Wert seit den 1990er Jahren und der beste Wert in der EU. Das Ende der kalten Progression könnte die Schwarzarbeit weiter zurückdrängen.
Schattenwirtschaft
Ähnlich ist die Situation in Deutschland, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Analyse der Universität Linz und des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) hervorgeht, die auch der APA vorliegt. Das Verhältnis von Schattenwirtschaft zu offizieller Wirtschaft reduzierte sich der Studie zufolge im achten Jahr in Folge. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist mit 10,4 Prozent (Vorjahr: 10,8 Prozent) demnach so niedrig wie noch nie seit dem Beginn der Studienstatistik 1995. In der deutschen Schattenwirtschaft werden in diesem Jahr laut der Schätzung Leistungen im Wert von 330 Mrd. Euro erbracht, 6 Mrd. Euro weniger als 2016. Unter Schattenwirtschaft versteht man Schwarzarbeit - also zumeist Bezahlungen in bar ohne Rechnung und an der Steuer vorbei -, aber auch andere Formen der illegalen Beschäftigung. Die Hälfte des heuer erwarteten Rückgangs in Deutschland geht laut Studie darauf zurück, dass die wirtschaftliche Lage im Land weiterhin gut sei. Einen etwas geringeren Einfluss sollen steuerliche Entlastungen haben, die in Deutschland seit 2017 greifen. Einen gegenläufigen Effekt hat der Prognose zufolge die Anhebung des flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro auf 8,84 Euro per 1. Jänner. In der Folge wird mit einem Zuwachs der Schattenwirtschaft im Volumen von 300 Mio. Euro gerechnet.
Mindestlohn und Kündigungsschutz
Deutschland liegt beim internationalen Vergleich des Schattenwirtschaftsvolumens mit 10,4 Prozent des offiziellen BIP im Mittelfeld ausgewählter OECD-Länder. Am günstigsten ist das Verhältnis von illegaler Beschäftigung zum BIP der Studie zufolge in den USA (5,4 Prozent) und der Schweiz (6 Prozent), am ungünstigsten in Griechenland (21,5 Prozent) und Italien (19,8 Prozent). In allen Ländern sagen die Forscher für 2017 aber einen Rückgang voraus. Dass es in Deutschland im Vergleich zu den USA oder der Schweiz offenbar attraktiver ist, schwarz zu arbeiten, erklärt Co-Autor Bernhard Boockmann vom IAW mit der hohen Regelungsdichte des Arbeitsmarktes - Mindestlohn und Kündigungsschutz nennt er als Beispiele. "Je stärker der Arbeitsmarkt reguliert ist, desto stärker ist die Versuchung für Arbeitgeber, in die Schattenwirtschaft auszuweichen und dadurch die Regulierung zu umgehen." Von Schwarzarbeit betroffen sind laut Schneider vor allem Baugewerbe und Handwerk - gefolgt von Gastronomie und haushaltsnahen Dienstleistungen, zu denen etwa auch die 24-Stunden-Betreuung älterer Menschen gehört. "Wir gehen davon aus, dass 90 Prozent der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft in Illegalität stattfindet", sagte die Sprecherin des Verbandes für häusliche Betreuung und Pflege, Juliane Bohl, der Deutschen Presse-Agentur. Kontrollen in privaten Wohnungen seien rechtlich nur sehr schwierig durchzuführen, erklärte ein Pressesprecher der Generalzolldirektion.
Im Rekordjahr 2003 soll die Schattenwirtschaft noch 16,7 Prozent des deutschen BIP entsprochen haben. Unter Schattenwirtschaft verstehen die Experten Schwarzarbeit sowie illegale Arbeitnehmerüberlassung und andere Formen illegaler Beschäftigung oder Tätigkeiten.
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