Penninger: Pharma-Deal für neue Krebstherapie
Die mit öffentlichen Geldern gut gedüngte heimische Biotech-Forschungslandschaft beginnt langsam zu sprießen. Vor allem innovative Projekte in der Krebstherapie wecken das Interesse großer Pharmakonzerne. Erst zu Jahresbeginn schluckte der Schweizer Pharmakonzern Roche um gut 450 Mio. Euro das auf die Entwicklung von Antikörper spezialisierte Wiener Start-up Dutalys.
Am Montag gab das vom Molekularbiologen Josef Penninger mitgegründete Wiener Biotech-Unternehmen Apeiron gemeinsam mit der deutschen Evotec AG eine Allianz mit dem französischen Pharmariesen Sanofi bekannt.
Sanofi wird sich an der Entwicklung einer neuen Krebs-Immuntherapie in Pillenform beteiligen und dafür bis zu 200 Millionen Euro investieren. Konkret geht es um die Marktreife eines synthetisch herstellbaren Wirkstoffes, mit denen bei Krebspatienten bestimmte Immunzellen (T-Zellen) gegen bösartige Zellen aktiv gemacht werden können.
Apeiron-Aufsichtsrat Penninger, auf dessen Forschungsarbeit das Projekt beruht, spricht von einem "Durchbruch in der Krebstherapie". Nahezu alle Krebsmittel-Hersteller forschen daher intensiv in diesem Bereich.
Milliardengeschäft
Im Rahmen der Kooperation wird Sanofi in den nächsten zwei Jahren sowohl die externen Forschungskosten für das Projekt tragen, als auch 25 Wissenschaftler dafür bereitstellen. Hinzu kommen Umsatzanteile für Apeiron und Evotec, wenn das Arzneimittel zugelassen wird.
"Das Krebsmittel wird einen deutlichen Milliardenumsatz bringen und ist deshalb kommerziell hochinteressant", erläutert Evotec-Vorstandschef Werner Lanthaler. Der börsenotierte Hamburger Pharma-Dienstleister (siehe Artikel unten) kooperiert bereits seit 2012 mit Apeiron.
Bis zur "Anti-Krebs-Pille", die gegen bestimmte Krebsarten wie Hautkrebs helfen soll, wird noch einige Zeit vergehen. Rückschläge sind jederzeit möglich. Aktuell befindet sich das Immuntherapie-Projekt noch in präklinischer Phase (Labor-Tests, Tierversuche).
Apeiron
Die Gründung von Apeiron erfolgte vor zehn Jahren, als Penninger, der auch das Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie leitet, noch in Toronto/Kanada forschte. Zwei seiner Projekte wurden damals in die Apeiron eingebracht. Das auch mit Hilfe von öffentlichen Fördergelder gegründete und jezt privat finanzierte Wiener Unternehmen wird vom Biotech-Experten Hans Loibner geführt und beschäftigt aktuell 35 Mitarbeiter. Loibner war mehr als 20 Jahre in führenden Positonen im Forschungsbereich bei Sandoz/Novartis tätig.
2010 erwarb der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) einen Minderheitsanteil und schloss einen Lizenzvertrag für die Entwicklung eines Biotech-Enzyms als Arzneimittel gegen akutes Lungenversagen. Bei Erreichen bestimmter Entwicklungsziele winken auch hier sogenannte Meilensteinzahlungen bis zu 236 Millionen Euro sowie eine Umsatzbeteiligung am Medikament.
Rund eine Milliarde Euro an Kosten, zehn Jahre Entwicklungszeit, etliche Rückschläge: Die Entwicklung neuer Krebs-Medikamente ist ein Hochrisikogeschäft, Scheitern eher die Regel, als die Ausnahme. Pharmakonzerne scheuen daher das Entwicklungsrisiko und suchen sich Verbündete vor allem für die Frühphase der Produktentwicklung.
Die börsenotierte Hamburger Firma Evotec hat sich auf das Outsourcing von Arznei-Entwicklungen spezialisiert und kooperiert inzwischen mit zehn der zwölf größten Pharmafirmen. Einer der wichtigsten Partner in der Krebsforschung ist die französische Sanofi, die nun auch bei der Wiener Apeiron mitmischt.
Ex-Intercell-Vorstand
Geleitet wird Evotec von einem Österreicher, dem ehemaligen Intercell-Finanzvorstand Werner Lanthaler. „Jede akademische Idee muss irgendwann zum Patienten. Wir sehen uns als Brücke dazwischen“, umreißt Lanthaler das Geschäft.
Das Unternehmen verdient sein Geld vor allem mit Umsatzbeteiligungen und sogenannten Meilensteinzahlungen, die von Pharmafirmen bei Erreichen bestimmter Projektfortschritte bezahlt werden. Im Vorjahr konnte der Jahresverlust von 25 auf knapp 7 Mio. Euro reduziert werden, der Umsatz stieg um 4 Prozent auf 89,5 Mio. Euro.
Evotec beschäftigt in neun Ländern rund 1000 Forscher, viele von ihnen wurden von Pharmafirmen übernommen. An der Börse gilt Evotec als Risikopapier.
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