Paukenschlag in Telekom-Kursaffäre

Paukenschlag in Telekom-Kursaffäre
Ex-Vorstand Rudolf Fischer hat bei der Justiz ausgepackt. Der Aktienkurs wurde im Auftrag der Telekom manipuliert, die Chefetage soll involviert gewesen sein.

In die Affäre um die 9,2 Millionen Euro Boni für die Telekom-Manager kommt nach siebeneinhalb Jahren langsam Licht. Ex-Vorstand Rudolf Fischer kooperiert mit der Staatsanwaltschaft und hat ausgesagt, dass er und seine damaligen Vorstandskollegen, Telekom-Boss Heinz Sundt und Finanzchef Stefano Colombo , in die Kursmanipulationen verwickelt waren. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Die Vorgeschichte: Am 26. Februar 2004 wurde in einem Herzschlagfinale der Kurs der Telekom-Aktie innerhalb von zwei Minuten durch eine Großorder über 900.000 Stück auf 11,73 Euro getrieben. Dieser Endkurs war ausschlaggebend dafür, dass ein großzügiges Bonusprogramm schlagend wurde. Die Vorstände und 96 Manager waren um 9,2 Millionen reicher. An einen Zufall glaubte schon damals niemand, auch wenn Heinz Sundt schwor, alles sei in Ordnung gewesen. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) ermittelte, hatte aber - so sagt sie jedenfalls heute - aufgrund der damaligen Gesetzeslage keine Handhabe. (siehe Hintergrund)

"Neue Indizien"

Erst als die Grüne Abgeordneten Gabriela Moser im heurigen Februar knapp vor Verjährung der Causa auf Grund von KURIER-Recherchen eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft schickte, begann die Justiz zu ermitteln. Deswegen so spät, weil die FMA 2004 keine Anzeige bei der Justiz erstattet hatte. Und der heutige Telekom-Chef Hannes Ametsreiter ließ die interne Revision jeden Beleg umdrehen. Gestern, Mittwoch, meldete die Telekom, dass "neue Indizien über Unregelmäßigkeiten bei der Ausübung des IPO Aktienprogrammes 2004 vorliegen". Als Erster ging Josef Trimmel , vergangene Woche fristlos gefeuerter Bereichsleiter für die Telekom-Geschäftskunden, in die Knie. Er gab zu, dass er in die Malversationen involviert war.

Der Deal

Der Deal lief wie folgt: Trimmel war befreundet mit dem Banker Johann Wanovits , Ex-Chef der Euro Invest und heute noch dort tätig. Quasi von Burgenländer zu Burgenländer soll Wanovits Trimmel erklärt haben, wie man den Aktienkurs auf das ausschlaggebende Niveau bringen könnte. Trimmel informierte daraufhin Fischer.

Dann gab es bei der Telekom zwei inoffizielle Vorstandssitzungen. Beim ersten Meeting, das in der für den Kurs entscheidenden Woche stattfand ( siehe Erklärung unten) , sollen Fischer, Sundt und Colombo dabei gewesen sein. Boris Nemsic , damals Chef der Mobilkom und späterer Nachfolger von Sundt als Telekom-Chef, weilte derweil auf der Handymesse in Cannes. Ein News- Bericht, dass der Deal vom Vorstand geplant worden sei, wird von Insidern bestätigt.

Nach dem Stichtag fand eine zweite Vorstandssitzung statt. Laut Fischer wieder mit dabei: Sundt und Colombo. Ob Nemsic auch anwesend war, daran könne er sich nicht erinnern.
Mit der Durchführung beauftragt wurde der Fischer nahestehende, aber Colombo unterstellte Gernot Schieszler , damals am Sprung zum Controlling-Chef und stellvertretenden Finanzvorstand. Wanovits nahm einen Lombardkredit auf und führte die Aktienorder über die Maple Bank in Frankfurt durch. Er hatte immer behauptet, auf eigene Rechnung agiert zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung gab Wanovits aber nun zu, dass ihn die Telekom beauftragt hatte.

Hausdurchsuchung

Doch wie die versprochene Provision für Wanovits unauffällig abrechnen? Da kam der Ex-Lobbyist Peter Hochegger ins Spiel, der von der Telekom insgesamt 25 Millionen Honorar erhalten hatte. Bei einer Hausdurchsuchung bei Hochegger wurde eine Rechnung der Euro Invest über 170.000 Euro sicher gestellt. Diese, beteuerte Wanovits noch im Februar gegenüber dem KURIER, beziehe sich auf einer "Energie-Studie", die Euro Invest 2008 für Hochegger verfasst habe. Wer's glaubt. Inzwischen wurden in der Buchhaltung der Telekom Honorarnoten an Hochegger bzw. dessen Firma Valora gefunden - die in Zusammenhang mit dem Aktiendeal stehen. Wie viel Wanovits von der Telekom insgesamt über verschlungene Wege an Honorar bekam, ist noch nicht ganz klar. Kolportiert werden zwischen 500.000 und 600.000 Euro, eine Million soll versprochen gewesen sein.

Geldregen

Die Vorstände profitierten vom hierarchisch abgestimmten Geldregen am meisten. Sundt dürfte 390.000 Euro kassiert haben, Fischer und Colombo erhielten je 320.000 Euro, Nemsic bekam 117.000 Euro. Für Schieszler fielen immerhin auch noch 10.000 Euro ab. Bestätigen sich all diese Verdachtsmomente, wird es für die Telekom-Vorstände und Broker Wanovits eng. Es geht um Untreue (vorsätzliche Schädigung der Telekom) mit einem Strafausmaß von bis zu zehn Jahren. Die Vorstände waren für den KURIER nicht erreichbar.

Die Grüne Moser fordert, dass alle Telekom-Manager bis zur Klärung des Falls ihre Bonus-Gelder auf ein Treuhand-Konto legen. Ametsreiter gab daraufhin auf Twitter bekannt, dass er bereits seinen damaligen Bonus - freiwillig - auf ein Treuhandkonto gelegt hat. Wann, war nicht zu erfahren.

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