Papandreou: "Europa hätte uns schützen müssen"
Schwere Vorwürfe gegen die Europäische Union und deren Währungskrisenpolitik hat Griechenlands Ex-Ministerpräsident
Giorgos Papandreou in einem Interview erhoben, das in der am Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins profil erscheint. "Europa hätte uns besser schützen müssen, auch im Interesse der anderen Staaten", sagte der Vorsitzende der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (PASOK), der im November als Regierungschef zurückgetreten war. Papandreou wurde von profil zum "Menschen des Jahres 2011" gekürt.
"Europa hätte von Anfang an die Pistole auf den Tisch legen müssen, indem die Staats- und Regierungschefs klarstellten, dass Griechenland und jedes Mitglied der Eurozone in jedem Fall vor einem Bankrott bewahrt würde, koste es, was es wolle", betonte Papandreou, der die EU mitverantwortlich für die griechischen Staatsschulden macht: "Die EU-Kommission ist da nicht ganz unschuldig." Die konservative Vorgängerregierung unter Kostas Karamanlis habe 2004 ein Gesetz beschlossen, durch das die gewaltigen Ausgaben im Militärbereich nicht in aktuellen, sondern in alten Jahresbudgets rückwirkend aufscheinen. Papandreou habe sich daraufhin an die EU-Kommission gewandt und gefragt, "warum um Himmels Willen sie so etwas akzeptiere." Aber: "Ich bekam keine Antwort."
Giorgos Papandreou, der auch Präsident der Sozialistischen Internationale (SI) ist, zeigte sich in dem Interview zufrieden mit seiner Regierungsarbeit: " Griechenland könnte heute bankrott sein, das haben wir verhindert, und darauf bin ich stolz." Ein Comeback als Premier will er nicht ausschließen: "Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich meine Zukunftspläne bald bekanntgeben werde." In Griechenland werden im April Parlamentswahlen stattfinden. Derzeit ist eine Übergangsregierung der nationalen Einheit unter dem parteilosen Finanzexperten Lukas Papademos, dem früheren Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), im Amt.
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