Panzerdeal: Millionen an Schmiergeld?

Panzerdeal: Millionen an Schmiergeld?
Die Behörden in Wien und Prag beschleunigen die Ermittlungen rund um den Verkauf von Steyr-Panzerwagen.

Zahlte der in Wien ansässige Rüstungshersteller Steyr Millionen an Schmiergeld an die Regierung in Prag? Neue, von der Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlichte US-Berichte erhärten den Verdacht auf Bestechungszahlungen rund um den Verkauf von Pandur-Radpanzern an die tschechische Armee im Jahr 2009.

Doch auch die gemeinsam ermittelnden Antikorruptionsbehörden in Wien und Prag verfolgen offensichtlich heiße Spuren. Soeben sind die Ermittlungen um ein halbes Jahr verlängert worden. Schon in den nächsten Wochen könnten erste konkrete Ergebnisse vorliegen, bestätigt die Korruptionsstaatsanwaltschaft dem KURIER. Auch Österreicher sind im Visier der Behörde, die mit den tschechischen Kollegen "eng und unbürokratisch" zusammenarbeitet: "Es gibt regelmäßig persönliche Treffen der Ermittler."

Offen Geld gefordert

Ohne Bestechung kein Geschäft: So deutlich sollen höchstrangige Vertreter der damaligen tschechischen Regierung unter Premier Topolanek gegenüber der Steyr-Spezialfahrzeuge geworden sein. Das teilte einer von deren Managern der US-Botschaft in Prag mit, die prompt diese Informationen nach Washington weiterleitete. Zuvor war der Verkauf der Steyr-Panzerfahrzeuge schon einmal gescheitert, nachdem die tschechische Seite offiziell eine Unzahl an technischen Problemen bemängelt hatte. Außerdem sprach sich die Armeeführung offen für Produkte anderer Hersteller aus. Nach endlosem Hin und Her ging der Verkauf von 107 Fahrzeugen um insgesamt 600 Millionen Euro 2009 schließlich doch über die Bühne.

Dass dafür zuvor Millionen an Bestechung zumindest gefordert worden sein sollen, erfuhr die Wiener Staatsanwaltschaft schon vor Monaten durch einen ehemaligen Steyr-Mitarbeiter. Zuvor hatte die tschechische Zeitung Mlada fronta dnes die Affäre durch die Aussagen von zwei ehemaligen Steyr-Managern ins Rollen gebracht. Diese berichteten von Millionen an Schmiergeld, das angeblich an tschechische Politiker bezahlt wurde, nannten ihre Aussage aber wenig später einen "bitterbösen Scherz". Tatsache ist, dass die beiden Steyr-Manager, einer davon ist ein ehemaliger Offizier des Bundesheeres, über Jahre in Tschechien an der Anbahnung von Rüstungsgeschäften arbeiteten.

General Dynamics, US-Eigentümer der Steyr-Spezialfahrzeuge, verweigert derzeit jeden Kommentar zur Affäre, die in Prag nach den jüngsten Enthüllungen täglich höhere Wellen schlägt.

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