Osteuropäer: Gold-Shopping in Wien

Osteuropäer: Gold-Shopping in Wien
Gold ist in turbulenten Zeiten als sicherer Hafen gefragt. Die Wiener Handelshäuser begrüßen nun vermehrt Osteuropäer.

Mit jeder Griechenland-Schlagzeile haben wir ein paar Kunden mehr“, meint Claus Gabler. Der junge Deutsche leitet die Wien-Niederlassung des Münchner Edelmetallhändlers „pro Aurum“, der am Freitag seine neue Filiale in der Wiener City präsentierte.

Schon seit geraumer Zeit ist die Nachfrage nach der Krisenwährung Gold hoch. „2011 konnten wir unseren Umsatz in Österreich verdoppeln“, freut sich Gabler. Nachdem im Vorjahr hauptsächlich Österreicher die einstige Niederlassung in Wien 23 aufsuchten, ortet er nun eine steigende Nachfrage aus Osteuropa: „In den ersten Wochen heuer hatten wir eine extrem hohe Nachfrage aus Ungarn“, erzählt er. „Teilweise kommen die Kunden sogar aus Lettland oder Russland zu uns nach Wien.“

Starke Nachfrage

Osteuropäer: Gold-Shopping in Wien

Vom guten Ruf Österreichs in Osteuropa profitiert auch Gablers Mitbewerber,Schoeller Münzhandel. „Wir merken derzeit eine sehr starke Nachfrage aus Osteuropa“, erklärt auch Schoeller-Geschäftsführer Gustav Mayer. Tschechien sei nach Deutschland schon der zweitwichtigste Markt für das Unternehmen, das vor allem im Großhandel tätig ist. Besonders die unsichere Lage im Nachbarland Ungarn, das auf Kredite des Währungsfonds angewiesen ist, sorgt bei vermögenden Ungarn für ein Umdenken: „Zuletzt bekamen wir pro Woche drei bis vier neue Großhändler aus diesen Ländern dazu, vor allem aus Ungarn.“

"Perfektes Umfeld für Gold"

Dabei ist der Goldpreis eigentlich recht hoch. Nachdem er im Herbst nach Verkäufen von Hedgefonds von einem Rekordhoch von 1920 Dollar auf 1600 Dollar pro Unze abstürzte, hat sich die Notierung seit Jahresbeginn wieder erholt. Am Freitag notierte die Unze (31,1 g) bei 1721 Dollar.

Mit Preisprognosen sind sowohl Gabler als auch Mayer vorsichtig, wollen aber beide nicht ausschließen, dass heuer die 2000-Dollar-Marke geknackt wird. „Wir sehen mehrere Gründe dafür“, meint Mayer: Die jährliche Goldförderung stagniere, die Schuldenkrise sei weiter ungelöst. Zudem ortet er hohe Nachfrage in Asien: Dort hätten die Zentralbanken mit 2,5 Prozent unterdurchschnittlich wenig Gold in den Währungsreserven.

Auch Rohstoff-Analyst Ronald Stöferle von der Erste Bank sieht angesichts der hohen Inflation und der niedrigen Sparzinsen derzeit „ein perfektes Umfeld für Gold“. Die 2000er-Marke sieht er schon zur Jahresmitte geknackt.

Wer bereits schöne Gewinne gemacht hat, könnte in den nächsten Monaten daher wieder an Verkäufe denken. Die halten sich derzeit noch in Grenzen, berichtet Gabler: „Auf 40 Käufer kommt ein Verkäufer.“

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