Opel Wien: Mehr Effizienz ohne Jobabbau

Opel Wien: Mehr Effizienz ohne Jobabbau
Der neue Werkschef Michael Lewald will heuer mit 1,6 Millionen gefertigter Motoren und Getriebe einen Rekord aufstellen.

Seit 1. August leitet der Deutsche das Opel-Werk in Wien-Aspern. Der 47-Jährige spricht im KURIER-Interview über seine Ziele.

KURIER: Wie sehr war das Opel-Werk in Wien von dem Streik betroffen?
Michael Lewald:
Am Donnerstag sind in drei Schichten Betriebsversammlungen und einstündige Warnstreiks abgehalten worden. Am Freitag wurde ganztägig gestreikt. Daher konnten rund 8000 Motoren und Getriebe nicht produziert werden. Wir hätten aber noch genug Bevorratung für die nächsten Tage für die Lieferung an die Abnehmerwerke gehabt. Es ist dennoch wichtig, dass eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden wurde.

Sie waren zuvor zwei Jahre Chef des Werks im deutschen Eisenach. Was hat Sie gereizt, nach Wien zu kommen?
Zum einen die Aufgabe im Werk, aber natürlich auch die Stadt. Ich bin sehr gerne hier hergekommen und musste nicht lange überredet werden. Ich habe einen Drei-Jahres-Vertrag, diese Länge ist bei Opel durchaus üblich.

Was unterscheidet die beiden Standorte abseits der unterschiedlichen Produktion?
Es gibt natürlich kulturelle Unterschiede. Eisenach war das Leuchtturmprojekt nach der Wiedervereinigung und funktioniert sehr gut aufgrund der festgelegten Prozesse und Systeme. Wenn sich die Mannschaft daran hält, liefert das automatisch gute Geschäfte. Darauf möchte ich mich hier auch fokussieren. Wir müssen darauf aufpassen, dass wir uns nicht zu einem Werk entwickeln, dass von schlanken Strukturen weggeht. Diese sind wesentlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Mein Ziel ist es aber nicht, aus Aspernern Eisenacher zu machen, das wird nie funktionieren. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass an Aspern keine Investition vorbeigeht.

Bedeutet Effizienzsteigerung auch Jobabbau?
Nein, nicht für die Stammmannschaft. Bei den Zeitarbeitern hängt die Situation sehr stark vom Markt ab. Derzeit haben wir 400 (von insgesamt 2200 Mitarbeitern, Anm.) . Und im Jänner werden wieder 100 dazukommen, die Ende Oktober aufgrund von Volumensschwankungen zurückgestellt werden. Das ist ein sehr gutes Instrument, mit dem wir arbeiten.

Wie lief bisher das Geschäftsjahr?
Wir werden bis Jahresende ungefähr 600.000 Motoren und eine Million Getriebe bauen. Im Vorjahr waren es in Summe nur 1,4 Millionen. Wir haben das Glück, nicht nur für Europa zu produzieren, sondern auch 30 Prozent für die anderen Weltmärkte. Ab August 2012 stellen wir auch die neuen Fünf- und Sechsganggetriebe her. Unter anderem dafür investieren wir heuer 70 und nächstes Jahr 50 Millionen Euro.

Erwarten Sie, dass der Pkw-Verkaufsboom aufgrund der schwächer werdenden Konjunktur zu Ende geht ?
Der Markt in Europa ist mit Sicherheit volatil, aber ich rechne mit keinen dramatischen Einbrüchen. Die Nachfrage nach unseren Produkten wird etwas geringer sein als dieses Jahr, aber höher als 2010. Ich erwarte auch 2012 für das Wiener Werk schwarze Zahlen.

Wie sehr redet Opel-Eigentümer General Motors im täglichen Geschäft mit?
Das hat sich mit der Neuausrichtung von GM stark verändert. Früher gehörte das Werk zur globalen Struktur, jetzt ist es Teil von Opel. Im Grunde steht es uns frei, unser Geschäft zu gestalten, die Erwartung aus den USA ist nur, profitabel zu sein.

Ist auch die Produktion von Elektromotoren in Wien vorstellbar?
Grundsätzlich vorstellbar ist alles, es ist aber die Frage, ob es Sinn macht. Wien ist ein Werk mit hohen Volumina. E-Motoren hier zu produzieren macht nur bei entsprechenden Stückzahlen Sinn. Man muss abwarten, wie sich der Markt entwickelt. Das wiederum ist stark davon abhängig, wie sich die Reichweite von Elektroautos entwickelt.

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