OPEC dreht den Öl-Hahn zu

Der OPEC -Plan mit billigem Öl die Konkurrenz zu verdrängen und die Spritnachfrage zu erhöhen, ging schief. Jetzt muss die Förderung sinken.

Der Druck, der auf den Verhandlern der Ölfördersstaaten der OPEC bei ihrem Treffen am Mittwoch in Wien lastete, war gewaltig: Die 13 Mitgliedsländer mussten eine Einigung auf eine Deckelung ihrer Ölförderung zustande bringen. Anderenfalls drohte die OPEC in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Nach mehr als sieben Stunden Verhandlung trat OPEC-Generalsekretär Mohammed Bin Saleh Al-Sada vor die Presse und verkündete "einen großen Erfolg": Die tägliche OPEC-Ölproduktion soll ab Jänner 2017 um 1,2 Millionen Fass pro Tag auf 32,5 Millionen Fass sinken. Und Öl fördernde Nicht-Mitgliedstaaten würden ihre Produktion um 600.000 Fass pro Tag reduzieren. Von Russland gebe es eine Zusage, erklärte Al-Sada. Beschlossen ist das noch nicht. Dazu wird am 9. Dezember in Doha (Katar) ein Treffen einberufen. An den Börsen löste die Meldung Jub el aus: Der Preis für Rohöl schnellte um acht Prozent auf knapp über 50 Dollar das Fass in die Höhe.

Bei den Autofahrern wird das weniger Freude auslösen. Doch reicht diese Kürzung, um den Preis zu erhöhen? "Kurzfristig ein bisschen", lautet die Antwort des Ölexperten Johannes Benigni. 50 bis 55 Dollar je Fass Öl dürfte im nächsten Jahr damit erreicht werden. Teureres Öl aber werde die Schieferölproduktion in den USA erhöhen.

Nahost-Expertin Karin Kneissl hält den OPEC-Kompromiss gar für "ein Zeichen der Hilflosigkeit". Das früher einmal starke Ölmarktkartell hätte niemals eine "Einigung mit Nicht-OPEC-Staaten" verkündet, ohne diese wirklich zu haben. Das Problem sei, dass die OPEC mit einer anhaltend schwachen globalen Nachfrage zu kämpfen habe. "Am Automobilmarkt findet eine dramatische Umwälzung in Richtung Elektro-Antriebe statt", sagt Kneissl. 60 Prozent des weltweit verkauften Öls aber gingen in den Transportbereich. Trotz des niedrigen Ölpreises ist die Nachfrage nur wenig gestiegen. Die Rohöllager der Industriestaaten sind randvoll.Dass die OPEC-Staaten auch politisch unter Druck stehen, zeigt eine Studie der UNIDO. Sie warnte am Mittwoch vor sozialen Unruhen in den Ölländern. Eine Wiederkehr des arabischen Frühlings sei nicht auszuschließen.

Länder wie Venezuela hat der tiefe Ölpreis an den Rand des Ruins getrieben. Sogar das ölreiche Saudi Arabien kämpft mit rasant wachsenden Budgetdefiziten. Und für den angekündigten Börsegang seines staatlichen Ölkonzerns Aramco, der die Staatskassen wieder füllen soll, sind höhere Ölpreise ebenfalls dringend nötig.

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