OMV setzt ersten großen Schritt nach Russland

OMV setzt ersten großen Schritt nach Russland
Der Zukauf eines russischen Gasfeldes stärkt die OMV-Produktion um ein Drittel.

OMV-Chef Rainer Seele ist der erste große Schritt nach Russland gelungen: Am Freitag gab der Konzern den Erwerb von 24,99 Prozent des russischen Gasfeldes Yushno-Russkoye bekannt. Dieser Einstieg bringt die eigenene Öl- und Gasförderung der OMV kräftig voran, und zwar gleich um ein Drittel auf 430.000 Fass (je 159 Liter) pro Tag.

Verkäuferin des Anteils ist die Kraftwerkstochter des deutschen Energiekonzerns E.ON, die Uniper. Die restlichen drei Viertel an dem Gasfeld gehören der russischen Gazprom und der deutschen Wintershall, deren Chef Seele bis 2015 war. 1,72 Milliarden Euro ließ sich die OMV diesen Einstieg in den russischen Markt kosten. Bezahlen kann das der Konzern großteils aus den Erlösen von Verkäufen und aus dem Cash-flow.

Yushno-Russkoye soll im Laufe des nächsten Jahres ein weiterer Schritt in Russland folgen. Die OMV will sich am Öl- und Gasfeld Achimov beteiligen und der Gaszprom im Gegenzug Teile ihres Öl- und Gasfördergeschäfts in der norwegischen Nordsee abtreten, Dieser Asset-Swap wird seit langem verhandelt, er hätte eigentlich schon heuer abgeschlossen werden sollen. Das Vordringen von Gazprom nach Norwegen und das Streben der OMV nach Russland sind politisch allerdings durchaus umstritten.

Enge Bande mit Gazprom

Einige Experten warnen davor, dass sich die OMV zu eng an Russland binden könnte. Gazprom könnte die OMV mit der Zeit völlig an sich ziehen, lauten die Befürchtungen. Denn OMV-Großaktionär IPIC aus Abu Dhabi soll mehr an der Petrochemie, also am Borealis-Anteil der OMV, interessiert sein als am Öl- und Gasgeschäft, heißt es. Und wenn IPIC den OMV-Teil der Borealis bekommen könnte, wäre sie bereit, die Beteiligung an der OMV anderen zu überlassen.

Konkrete Vorstöße von Gazprom, sich an der OMV zu beteiligen, gibt es bisher nicht. Russland wende sich im Energiegeschäft vielmehr Asien zu, wenden Experten ein. Denn auch die zweite Röhre der Gaspipeline Nord Stream von Russland nach Deutschland, an deren Finanzierung sich die OMV beteiligen möchte, stößt auf Widerstand der EU. Gazprom müsse bei der Pipeline EU-Wettbewerbsregeln beachten, sagen Brüsseler Experten. Soll heißen: Die Hälfte der Kapazität der neuen Röhre müsste Drittanbietern zur Verfügung stehen. Gazprom will sich dem nicht beugen, zumal die Pipeline nur in den letzten Kilometern auf EU-Territorium verläuft.

Eng verbunden mit Russland ist die OMV aber schon seit Jahrzehnten. 2018 feiert der Konzern "50 jahre Erdgasimport aus Russland". Österreich war 1968 das erste westliche Land, das den Russen per Langfrist-Vertrag Erdgas abgekauft hat. Gut 60 Prozent des Importgases Österreichs kommt heutzutage aus Russland. Die Gas-Verbindung Österreich-Russland ist durchaus erfolgreich. Lieferunterbrechungen gab es nur kurz, als die Ukraine im Streit mit Russland die Durchleitung blockierte.

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