OMV ringt mit russischer Gazprom um Gas-Preise und Einfluss

In Sibirien ist Gas und Öl günstig zu fördern. Die OMV will davon profitieren
Die OMV will das große Tausch-Geschäft mit Gazprom noch heuer abschließen. Doch es spießt sich einiges.

Ende 2016 schien es, als sei der Weg für das größte Vorhaben, das OMV-Chef Rainer Seele im Konzern umsetzen will, geebnet. Seele unterzeichnete eine Grundsatzvereinbarung mit der russischen Gazprom, die der OMV knapp ein Viertel am sibirischen Achimov-Gasfeld sichert. Die Gazprom soll im Gegenzug 38,5 Prozent an norwegischen Feldern der OMV erhalten.

Seither wird verhandelt. "Es geht im Wesentlichen um die Vereinbarung mit Gazprom über die Corporate Governance", sagt der OMV-Chef. Sprich: Die beiden Konzerne ringen um Macht und Einfluss, um Sitze in den jeweiligen Gemeinschaftsunternehmen, um Preise und Kosten. Gelingt der Deal, wird die OMV Zugang zu weiteren Gasförderungen in Russland erhalten und die Gesamtproduktion um etwa 50.000 Fass pro Tag auf 450.000 Fass ausbauen können.

Ein großer Schritt in der engeren Verbindung mit Russland ist Seele aber schon 2017 gelungen. Anfang Dezember des Vorjahres hat die OMV ein Viertel am russischen Öl- und Gasfeld Juschno Russkoje vom deutschen Energiekonzern Uniper erworben. Das bringt der OMV heuer einen Zuwachs der Eigenförderung um 100.000 Fass pro Tag – und eine Reduktion der reinen Förderkosten auf 8,80 Dollar pro Fass. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 betrugen die durchschnittlichen Produktionskosten der OMV noch 13,50 Dollar.

Diese Kostenreduktion ist wesentlich für einen Öl- und Gaskonzern. Damit sichert er sich gegen fallende Ölpreise ab. So kommt die OMV nun schon ab einem Ölpreis von 27 Dollar je Fass ins Verdienen. Aktuell kostet das Fass Nordsee-Öl der Sorte Brent rund 65 Dollar.

Engere Bande mit Russland will Seele auch im Gaspipeline-Bereich knüpfen. Die OMV ist Teil des europäischen Finanzierungskonsortiums für den Bau der Nord Stream II-Pipeline von Russland durch die Ostsee nach Deutschland. 324 Millionen Euro hat die OMV dafür schon an die Gazprom überwiesen. Trotz politischer Widerstände der USA und von Teilen der EU erwartet Seele, dass der Bau noch heuer beginnen könnte. Eine erste Genehmigung aus Deutschland liegt bereits vor. Für den OMV-Chef ist die Pipeline ein Garant dafür, dass es am europäischen Gasmarkt zu mehr Wettbewerb komme, weil eben mehr Gas nach Europa geliefert werde.

Es wird weiter gespart

Die OMV hat mit dem Rückenwind des gestiegenen Ölpreises im Vorjahr 1,73 Milliarden Euro operativen Gewinn geschrieben. 2016 wurde noch ein Verlust von 32 Millionen Euro ausgewiesen. Beigetragen zu dieser Wende in die schwarzen Zahlen hat auch ein strikter Sparkurs. Um 330 Millionen Euro wurden die Kosten gesenkt. Geplant war eine Reduktion um 250 Millionen Euro. Trotz dieser Übererfüllung der Sparmaßnahmen will Seele weiter auf die Kostenbremse treten. Die Investitionen werden heuer 1,9 Milliarden Euro betragen, der Großteil davon fließt in Öl- und Gasförderung.

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