OMV: Hoher Druck in der Pipeline

OMV: Hoher Druck in der Pipeline
Frau als Finanzvorstand gesucht. Altgediente Aufsichtsräte sollen gehen. Neuer Chauffeur für Betriebsrat.

Heftige personelle Spekulationen zirkulieren wieder um den teilstaatlichen Öl- und Gaskonzern OMV, Österreichs größtes börsenotiertes Unternehmen. Das Klima zwischen dem neuen OMV-Chef Rainer Seele und Finanzvorstand David Davies ist wenig harmonisch. Der Headhunter Spencer Stuart sucht schon länger nach einem Nachfolger, was die Gerüchte nach einem vorzeitigen Abgang von Davies anheizt, dessen Vertrag bis Ende März 2017 läuft.

"Aus heutiger Sicht wird Herr Davies bis 31. März 2017 im OMV-Vorstand bleiben", sagt dazu Aufsichtsratschef Peter Oswald zum KURIER. Klare Worte.

Auf der Aufsichtsratssitzung kommende Woche wäre ohnehin kein Nachfolger präsentiert worden. Spencer Stuart muss nämlich noch eine zusätzliche Runde drehen. "Wir bemühen uns intensiv, eine Frau zu finden", beteuert Oswald. Natürlich keine Quotenfrau, die entsprechende fachliche und Führungsqualifikation müsse gewährleistet sein. Zwar sei die Frauenquote bei den ersten Hearings bei 50 Prozent gelegen, aber Spencer Stuart müsse nochmals breiter suchen.

Die Präferenz für eine Managerin schwächt die Chancen für Thomas Winkler. Dem ehemaligen Lenzing-Vorstand werden ausgezeichnete Management-Qualitäten attestiert, allerdings gilt er als "Ziehsohn" von Siegfried Wolf. Der letzte Aufsichtsratschef der alten Staatsholding ÖIAG und Top-Manager im Imperium des russischen Oligarchen Oleg Deripaska ist mit Seele freundschaftlich verbunden. Beide begrüßen einander auf Veranstaltungen per Umarmung. Weshalb kritische Insider befürchten, Wolf könne über die Hintertüre in die OMV hineinregieren.

Diskutiert wird derzeit außerdem, bestätigt Oswald, ein zusätzlicher fünfter Vorstand. Noch aber ist nix entschieden.

Der Aufsichtsrat wird teilweise neu aufgestellt. "Die Schwäche des Aufsichtsrates ist, dass kein ausgewiesener Öl- und Gasexperte im Gremium vertreten ist. Aus diesem Grund haben wir einen Öl- und Gasexperten engagiert, der den Aufsichtsrat berät, bis ein solcher bei der nächsten Hauptversammlung im Mai 2016 in den Aufsichtsrat gewählt wird", erklärt Oswald. Dieser Berater, Ian Craig, ist ein ehemaliger Shell-Manager mit Russland-Erfahrung. Derzeit bestehe Konsens, einen Energie-Experten an Bord zu holen, Oswald persönlich spricht sich für zwei Fachleute aus.

Internationale Analysten legen ziemlich Wert auf die Einhaltung der Governance und goutieren es nicht, wenn Aufsichtsräte zu lange im Amt bleiben. Morgan Stanley soll bereits kritisch nachgefragt haben. "Der österreichische Corporate Governance Kodex sieht für Aufsichtsratsmandate eine Höchstzeit von 15 Jahren vor. Daran sollte sich auch die OMV halten", argumentiert Oswald.

"Überstandig" sind der ehemalige ÖBB- und RHI-Chef Peter Draxler, Wolfram Littich (Allianz Österreich) und Anlegervertreter Herbert Werner. Wie aus Eigentümerkreisen zu hören ist, sollen auch Ex-RBI-Chef Herbert Stepic und Wolfgang C. Berndt, Vertrauter des ehemaligen ÖIAG-Aufsichtratschefs Peter Mitterbauer (Miba), Platz machen. Der Abgang von Draxler und Littich könnte allerdings als späte Rache ausgelegt werden. Beide opponierten massiv gegen die Demontage von Gerhard Roiss und waren bei der Bestellung von Nachfolger Seele skeptisch.

Interessant ist die Übernahme der Hofer-Tankstellenkette des Ex-Rennfahrers und Salzburger Unternehmers Markus Friesacher, eine der ersten Akquisitionen, die Seele durchzog. Im Tankstellen-Business haben nur noch Diskonter Wachstumspotenzial, und Friesachers FE-Trading hatte Angebote ausländischer Konzerne. Hälfte-Eigentümer ist (noch) die Signa-Holding des Immobilien-Krösus René Benko. An dieser ist mit 24,9 Prozent die Falcon Private Bank beteiligt, die der IPIC gehört, dem Staatsfonds von Abu Dhabi. Die IPIC wiederum ist mit 24,9 Prozent zweitgrößter OMV-Aktionär. Fünf Prozent an den 72 Tankstellen hat noch Stephan Pröll, Sohn von NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll. Einen neuen Chauffeur hat der Betriebsrat der OMV. Da Martha Oberndorfer, Chefin der neuen Staatsholding ÖBIB, im Gegensatz zu ihren Vorgängern auf einen Fahrer verzichtet, wurde der teure Chauffeur gekündigt. Er kam auf 110.000 Euro Jahresgehalt. Jetzt ist er bei einer Firma angestellt, auf die der OMV-Betriebsrat zugreift, wenn sich die Belegschaftsvertreter auf Firmenkosten kutschieren lassen. Der Chauffeur muss sich nun mit 3500 Euro im Monat (inkl. Überstunden) bescheiden.

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