OMV dockt noch enger an Russland an

OMV-Boss Rainer Seele: "Aufstieg in neue Liga"
Ambitionen auf weitere Kooperationen mit Gazprom.

OMV-Chef Rainer Seele wirkte regelrecht begeistert, als er am Montag die Details der Beteiligung an Juschno Russkoje, einem der größten Gasfelder Russlands, bekannt gab. Russland sei die neue Kernregion der OMV, die damit in eine "neue Liga" aufsteige.

Wie berichtet, kauft der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern der deutschen E.ON knapp 25 Prozent an der Gasfeld-Gesellschaft ab. Knapp die Mehrheit hält der russische Energieriese Gazprom. Ein weiteres Viertel hat die deutsche Wintershall, Ex-Arbeitgeber von Seele.

Die Förderung in Westsibirien hat 2007 begonnen, weshalb es kein Explorationsrisiko gebe und der jährliche Investitionsaufwand bei nur 20 Millionen Dollar liegt. Die Gesamtproduktion der OMV erhöht sich durch den Deal um ein Drittel auf 400.000 Barrel Öläquivalent pro Tag. Ein Viertel der gesamten OMV-Förderung kommt somit aus Russland.

Seele spricht von einer "profitablen nachhaltigen Beteiligung". Die Kosten pro Barrel liegen unter niederen zwei Dollar. Der Deal gilt rückwirkend mit Jahresbeginn 2017, für die nächsten Jahre rechnet Seele daraus mit einer Dividende von 200 Millionen Euro jährlich.

Gazprom entscheidet

Über das Gas kann die OMV nicht selbst verfügen. Die gesamte Fördermenge geht an die Gazprom. Der Preis, den die OMV für ihren Anteil erhält, setzt sich zu je 50 Prozent aus dem europäischen Gaspreis und dem russischen Inlandspreis zusammen. Letzterer wird staatlich festgelegt und liegt derzeit deutlich unter dem Europa-Preis.

Diese Transaktion dürfte nicht das letzte Geschäft mit Gazprom sein. Es gebe Raum für weitere Kooperationen, sagte Johann Pleininger, Vorstand für Exploration und Produktion. Und Seele kündigte "noch die eine oder andere Überraschung" an, da die OMV nicht nur einen Plan A habe, sondern Pläne für das gesamte Alphabet.

Der Einstieg bei Juschno Russkoje stärke auch den Rücken für Nordstream 2, sagte der OMV-Boss. In welcher Form die OMV bei der Finanzierung des umstrittenen Pipeline-Projektes unter der Ostsee mitmacht, stehe noch nicht fest. Man diskutiere mit den Partnern mehrere Finanzierungsmodelle. Ursprünglich war geplant, dass die OMV sich mit einer Milliarde Euro zu zehn Prozent am Gazprom-Projekt beteiligt.

Die Gespräche mit den norwegischen Behörden über eine 38,5-prozentige Beteiligung der Gazprom an der Norwegen-Tochter der OMV beginnen erst im Frühsommer. Die OMV erhält dafür knapp 25 Prozent am sibirischen Gasfeld Urengoy.

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