Oligarch greift nach Österreichs Gasnetz

DanielKřetínský auf der Tribüne seines Fußballklubs Sparta Prague
Bieter-Endspurt um OMV-Tochter Gas Connect Austria – wer hinter dem tschechischen Energiekonzern EPH steht.

Er gilt als einer der schillerndsten Unternehmer Tschechiens und hat in knapp sechs Jahren einen milliardenschweren europaweiten Energiekonzern aufgebaut. Der 40-jährige Daniel Křetínský, Gründer, Großaktionär und Chairman der Energieholding EPH, hat beste Chancen, das Rennen um 49 Prozent der OMV-Tochter Gas Connect Austria (GCA) zu gewinnen. Weil er vermutlich den höchsten Preis für die Gas-Hauptschlagader Österreichs bieten wird.

Die Ausschreibungsfrist endet heute, Freitag. Drei Bietergruppen sind im Endspurt. Der australische Infrastruktur-Investor Macquarie. Die Österreich-Tochter des Versicherungsriesen Allianz, die 60 Prozent an einem Konsortium mit dem italienischen Pipelinebetreiber Snam hält. Und eben der tschechische EPH-Konzern.

Die Preisvorstellungen der OMV liegen bei einer halben Milliarde Euro. "Die EPH wird mit einem Offert kommen, das sich gewaschen hat", mutmaßen Insider. Die Allianz dagegen dürfte nicht hoch pokern, sonst rentiert sich das Investment für einen Versicherer nicht mehr.

Warum aber rechnet sich ein wesentlich höherer Preis für die EPH?

Mit an Bord ist der slowakische Pipeline-Betreiber eustream. Die Mehrheit hält der slowakische Staat, 49 Prozent hat EPH. Und genau darin sehen Insider ein enormes Risiko für Österreich.

OMV-Chef Rainer Seele will schnell Kasse machen. Die Gastochter bringt zwar stabile und sichere Erträge, doch der Energiekonzern braucht Kapital, um seine Beteiligung an der geplanten Pipeline "Nord Stream 2" zu finanzieren. Über das politisch umstrittene Projekt unter Führung der Gazprom soll Erdgas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland fließen und die Ukraine umgangen werden.

Risiko Gasversorgung

Das Nord-Stream-Gas muss allerdings von Deutschland zum Hub Baumgarten an der niederösterreichischen Grenze. Die derzeitige Opal-Pipeline (Gazprom und Wintershall, Ex-Arbeitgeber von Seele) von Deutschland nach Tschechien hat zu wenig Kapazität. Das parallel dazu laufende neue Leitungs-Projekt Eugal führt jedoch teilweise durch die Slowakei. Um gegenüber den Slowaken nicht wirtschaftlich erpressbar zu werden, wurde in der OMV darüber diskutiert, ein kurzes Verbindungsstück von Baumgarten direkt nach Tschechien zu bauen.

Ob EPH und eustream als neuer Miteigentümer der Gas Connect Austria einer solchen Investition zustimmen würden, darf stark bezweifelt werden. Die OMV behält zwar die Mehrheit an der Gas-Tochter, doch wer sich teuer einkauft, wird auch auf Mitsprache-Rechten bestehen.

"EPH und eustream können locker ein hohes Angebot abgeben, sie holen sich anschließend das Geld über die Durchleitungstarife wieder zurück", kritisieren Insider, dass das Risiko für Österreich ungleich höher sei als die Chance auf schnelles Geld für die OMV. Dem slowakischen Gas-Regulator, der die Leitungstarife festsetzt, dürften die Interessen Österreichs ziemlich egal sein.

Doch vom OMV-Deal hängt nicht nur die Zukunft der Gasversorgung Österreichs ab. Beobachter befürchten außerdem, dass die Slowaken den Gasknotenpunkt Baumgarten austrocknen und selbst eine Drehscheibe aufbauen könnten. Derzeit wird das Russengas von Baumgarten weiter nach Deutschland und Italien verteilt.

Billig einkaufen, Gewinne maximieren

Křetínský zählt zu den expansivsten Playern in der Energiewirtschaft, er kauft sich in ganz Europa billig in konventionelle Energie-Erzeuger ein. Zuletzt zog er in Deutschland einen großen Braunkohle-Deal durch. "Billig einkaufen und Gewinne maximieren", wird seine Strategie in der Branche beschrieben. In der Öffentlichkeit lässt er sich selten sehen, außer im Stadion seines Fußballklubs Sparta Prag.

Mitgründer von EPH und Partner bei diversen Deals ist übrigens Landsmann Petr Kellner, mit einem geschätzten Privatvermögen von rund 9,6 Milliarden Euro der reichste Mann Tschechiens. In Österreich ist Kellner schon bekannt. Er gewann gemeinsam mit dem Oligarchen Karel Komarek die Ausschreibung um die staatliche tschechische Lotterie Sazka. Kellner stieg wieder aus, Komareks Investmentgruppe KKCG kaufte sich bei den Casinos Austria ein.

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