Österreicher waren 2015 mehr im Krankenstand

ILLUSTRATION - Erkältungsmittel wie Nasenspray, Halstabletten und Papiertaschentücher liegen am 21.02.2012 auf einem Tisch in einem Büro in Dresden (Sachsen). Mehr als 200 Menschen sind in Sachsen-Anhalt an Grippe erkrankt. Bis Anfang dieser Woche seien 213 Fälle erfasst worden, sagte der Sprecher des Sozialministeriums am 17.01.2013 der Nachrichtenagentur dpa. Foto: Arno Burgi/dpa (zu dpa 1478 vom 17.01.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Anstieg durch Grippewelle zu erklären. 14 Prozent der Österreicher mit problematischen Alkoholgewohnheiten.

Die Österreicher haben 2015 etwas mehr Zeit im Krankenstand verbracht als im Jahr davor. Die unselbstständig Beschäftigten waren im Jahresverlauf durchschnittlich 12,7 Tage im Krankenstand. Das ist ein Anstieg gegenüber 2014 um 2,5 Prozent (12,3 Tage) und entspricht einem Verlust an Jahresarbeitszeit von 3,5 Prozent, geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Fehlzeitenreport hervor.

Der Anstieg geht auf eine erhöhte Zahl an Atemwegserkrankungen zurück und kann durch die starke Grippewelle in den ersten Monaten 2015 erklärt werden.

Langfristig gesehen ist das Krankenstandsniveau derzeit aber vergleichsweise niedrig: Ihren Höhepunkt hatten die krankheitsbedingten Fehlzeiten 1980, als pro Kopf 17,4 Krankenstandstage anfielen. In den Jahren 1990 und 2000 waren die Beschäftigten durchschnittlich 15,2 Tage bzw. 14,4 Tage krankgeschrieben.

Immer kürzere Krankenstände

Der langjährige Trend zu einer Verkürzung der Dauer der Krankenstandsfälle setzte sich 2015 fort. Kurzkrankenstände (ein bis drei Tage) stellen aktuell 39 Prozent aller erfassten Krankenstandsfälle dar. Gemessen an der Summe der Krankenstandstage ist ihr Gewicht aber gering und liegt bei acht Prozent aller krankheitsbedingten Fehlzeiten.

Frauen verzeichneten inzwischen etwas mehr Krankenstandstage als Männer. Während in den 1980er Jahren angesichts der unterschiedlichen Erwerbsquoten die Krankenstandsquote der Männer noch um 25 Prozent über jener der Frauen lag, verbrachten 2009 erstmals Frauen mehr Zeit im Krankenstand. 2015 wurden 13,2 Tage für Frauen und 12,3 für Männer verzeichnet.

Österreicher waren 2015 mehr im Krankenstand
ACHTUNG - GESPERRT bis 14. 2. 2017, 17:00 Uhr Zahl der Krankenstandstage je Versichtertem seit 1970 - Kurvengrafik GRAFIK 0169-17, 88 x 58 mm
Ältere Arbeitskräfte treten zwar seltener als die Jungen einen Krankenstand an, sie sind jedoch überproportional oft von langen Krankenstandsfällen betroffen. Im Alter von 25 bis 39 Jahren werden die niedrigsten Werte registriert, ab 40 steigt die durchschnittliche Zahl an Krankenstandstagen stark an und erreicht bei Beschäftigten zwischen 60 und 64 Jahren den Höchstwert. Dies liegt daran, dass sich die Dauer der Krankenstände sich im Alter verlängert. Der durchschnittliche Krankenstandsfall dauert bei Unter-25-Jährigen 5,7 Tage, bei 60- bis 64-Jährigen 3,5-mal so lang (19,6 Tage).

Als Ursachen dominieren Atemwegs-Erkrankungen und solche des Muskel-Skelett-Systems, die zusammen gut 50 Prozent der Krankenstandsfälle und gut 40 Prozent aller Krankenstandstage verursachen. Ein klarer Aufwärtstrend ergibt sich weiterhin für die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen. Der Anteil der Verletzungen nahm dagegen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich ab. Er betrug 2015 gut 16 Prozent, 2004 waren es noch 21 Prozent. Auch die Zahl der Arbeitsunfälle geht deutlich zurück. 2015 lag die Unfallquote bei 322 je 10.000 Versicherte und erreichte somit den tiefsten Stand seit 1974.

Geringste Fehlzeiten in Salzburg

Salzburg ist seit Jahren das Bundesland mit den geringsten Fehlzeiten, 2015 waren dort die Beschäftigten im Schnitt nur 10,4 Tage im Jahr krank. Die niederösterreichische Gebietskrankenkasse verzeichneten mit 14,0 Tagen die höchsten Krankenstände, gefolgt von der oberösterreichischen und Wiener Gebietskrankenkasse mit 13,2 bzw. 13,0 Tagen.

Die direkt zuordenbaren Krankenstandskosten beliefen sich 2014, dem jüngsten Jahr mit verfügbaren Daten, in Summe auf 3,4 Mrd. Euro oder ein Prozent des BIP. Die Arbeitgeber zahlten laut Angaben des Sozialministeriums in Summe 2,7 Mrd. Euro an Entgeltfortzahlungen. Weitere 674 Mio. Euro wurden von den Sozialversicherern in Form von Krankengeld ausbezahlt.

Überdurchschnittlich hoher Alkoholkonsum

Der diesjährige Fehlzeitenreport setzt sich in einem Schwerpunktkapitel mit der Thematik "Alkohol am Arbeitsplatz" auseinander. Über 15-jährige Personen konsumieren pro Kopf und Jahr durchschnittlich 12,1 Liter Reinalkohol. Einen höheren durchschnittlichen Alkoholkonsum findet man in Europa im Jahr 2014 nur in Litauen, Weißrussland, Tschechien und Belgien. Die Zahl der erwachsenen Österreicher, die an Alkoholismus erkrankt sind, wird auf rund fünf Prozent geschätzt und jene Personen, die in gesundheitsgefährdendem Ausmaß Alkohol konsumieren, aber (noch) nicht als Alkoholiker zu klassifizieren sind, machen weitere neun Prozent aus. In Summe weisen damit 14 Prozent der erwachsenen Bevölkerung problematische Alkoholkonsumgewohnheiten auf.

27.000 Euro erkämpfte die Arbeiterkammer NÖ für einen Mechaniker aus dem südlichen Niederösterreich. Zudem sind Angestellte nun um eine Erkenntnis reicher: ein Angestellter muss sich im Krankenstand nicht danach erkundigen, was es in seiner Firma gerade Neues gibt. Deshalb sei auch die Entlassung des 38-jährigen Mannes nicht rechtens, heißt es in einem Gerichtsurteil.

Der Chef hatte dem langjährigen Mechaniker mangelndes Interesse am Betrieb unterstellt, weil er sich während des Krankenstands nicht nach dem Rechten in der Firma erkundigt hatte. Damit wurde die Entlassung des 38-Jährigen begründet. Doch das hielt vor der Justiz nicht stand.

Die AK Niederösterreich übernahm vor dem Arbeits- und Sozialgericht die Rechtsvertretung, und das mit Erfolg. Ein derartiges Verhalten stellt keinen Entlassungsgrund dar. Die Krankmeldung erfolgte ordnungsgemäß und der Arbeitnehmer hat sich in allen Belangen korrekt verhalten. "Wir haben für den Betroffenen 27.000 Euro an Ansprüchen geholt“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. Die Abfertigung hätte der Familienvater im Falle einer Entlassung verloren.


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