Österreich kauft heuer eine Rekordmenge an Russen-Gas

Yushno russkoye Öl- und Gasfeld in Sibirien. Eine der Gasquellen für Österreich
Ein kalter Winter und viel Strom aus Gaskraftwerken hat 2017 den Bedarf angeheizt.

Inmitten der international geführten Diskussion über die Energieimport-Abhängigkeit Europas platzt eine spannende Meldung aus Russland: Österreich hat noch nie so viel Gas aus Russland importiert wie 2017.

Der russische Erdgaskonzern Gazprom, den OMV-Chef Rainer Seele zwei Tage vor Weihnachten besuchte, lieferte heuer 8,25 Milliarden Kubikmeter Gas nach Österreich, um 40,7 Prozent mehr als 2016. Die Menge kommt fast an den Jahres-Gasverbrauch Österreichs, der sich um die neun Milliarden Kubikmeter bewegt, heran.

Zwei Gründe sind für den eklatanten Anstieg verantwortlich: Erstens haben die Österreicher im vergleichsweise kalten Winter 2016/17 viel mehr Gas verbraucht als in der Periode zuvor. Allein in Niederösterreich stieg der Gasabsatz um zwölf Prozent. Ähnliche Werte werden von den anderen Gasversorgern gemeldet. Dazu wurde auch Gas aus den Speichern genützt, die heuer wieder aufgefüllt wurden.

Und zweitens waren die Gaskraftwerke wesentlich stärker im Einsatz als in den Vorjahren. Die Energie AG Oberösterreich etwa hat Timelkam 3000 Stunden betrieben, in den Vorjahren lief dieses Gaskraftwerk weniger als 1000 Stunden. Auch die EVN-Kraftwerke Theiß und Korneuburg produzierten 2017 jeweils fast 3000 Stunden Strom. Nötig wurde der Einsatz der zuvor mangels Wirtschaftlichkeit totgesagten Kraftwerke, weil Ausgleichsstrom für jene Tage erzeugt werden musste, an denen Wind- und Solaranlagen keine Energie liefern.

Wenig Alternative

Vor dem Hintergrund des steigenden Gasbedarfs – den es übrigens auch in Deutschland und Italien gibt – haben OMV-Chef Seele und Gazprom-Boss Alexej Miller ihre Zusammenarbeit bekräftigt. Immerhin wird 2018 ein Jubiläum gefeiert: 50 Jahre bezieht Österreich dann Gas aus Russland. Alternativen dazu gibt es wenige: Ein bisschen Gas kommt aus Norwegen, ein bisschen aus Deutschland und dem Inland.

Flüssiggas, das mit Schiffen etwa in Rotterdam ankommt, ist vergleichsweise teuer. Für Seele ist der Bau der zweiten Röhre der Pipeline Nord Stream daher unumgänglich. "Europa braucht dieses Gas", pflegt er zu sagen. Die OMV finanziert die Röhre schon mit. Fast 300 Millionen Euro wurden heuer dafür überwiesen.

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