"Genug Erdgas, um sechs Monate zu überstehen"

Gashahn zu: Westeuropa befürchtet, dass Gazprom den Transit durch die Ukraine stoppt
Ganz Europa bereitet sich auf einen Stopp des Russengas-Transits durch die Ukraine vor.

Kuschelig warm in der Wohnung, wenn draußen Minustemperaturen herrschen: Davon dürften viele Europäer in den kommenden Wintermonaten nur träumen. Wenn die russische Gazprom – wie von vielen befürchtet – ihre Lieferungen durch die Ukraine nach Europa stoppt, werden sich Bulgaren, Serben, Ungarn, aber auch Slowaken und Tschechen wärmer anziehen müssen. Denn ihre Gasversorgung hängt fast ausschließlich an der russischen Gazprom.

Österreicher haben es besser. „Die Gasversorgung ist auch im Krisenfall gewährleistet. In den Speichern ist genug Gas, um die nächsten sechs Monate zu überstehen“, beruhigt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner.

Probe für Ernstfall

Ganz so einfach wird es aber nicht sein. Die EU hat nämlich nach den kürzlich abgeschlossenen Gas-Stresstests Kooperation und Solidarität mit den Nachbarländern gefordert. Sprich: Jene Länder wie Deutschland, Niederlande oder auch Österreich, die genug vorgesorgt haben, müssen Teile des Gases ihren Nachbarn abgeben. Die Gasflüsse, die jetzt von Ost nach West verlaufen, müssten dafür umgedreht werden.

Liefern die Russen auch nach sechs Monaten noch kein Gas durch die Ukraine, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Europa bezieht mehr Russen-Gas über die Nord-Stream-Pipeline durch die Ostsee und mehr Gas aus anderen Regionen – etwa Flüssiggas aus Katar. Oder: Erdgas muss rationiert werden. Per Krisenverordnung kann die Regierung zunächst die Industrie auffordern, Erdöl statt Gas zu verwenden. Auch Gaskraftwerke können auf Öl oder Kohle umstellen. In einem zweiten Schritt können Haushalte gebeten werden, möglichst wenig Gas zu verbrauchen.

Seit Wochen kommt bis zur Hälfte weniger Russen-Gas über die Ukraine in Westeuropa an als geordert. Experten vermuten, dass Gazprom damit verhindern will, dass der Westen so viel Gas bunkert, dass er dies im Krisenfall an die Ukraine liefert.

"Genug Erdgas, um sechs Monate zu überstehen"

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