Der OeNB-Chef und die "Gurus und Alarm-Macher"

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny warnt vor Stagnation, hofft aber auf "normale Zeiten".
Trost und Rat von Ewald Nowotny. Stagnation über längeren Zeitraum möglich.

Das Klischee vom Finanz-Alchemisten, der im Elfenbeinturm einsame Zinsentscheidungen fällt: Auf Ewald Nowotny trifft dieses Bild sicher nicht zu. Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bewies am Montagabend Bodenhaftung. Noch kurz vor seinem Auftritt in der ZiB2 stellte er sich im Wiener Wirtschaftsmuseum mutig den Fragen des Volkes.

Und dessen berechtigten Sorgen. Denn was besagt ein positiver Banken-Stresstest schon für den Mann von der Straße – sofern er nicht von der Wall Street kommt? Offenkundig konnte das nicht jeden beruhigen: „Ich habe mein ganzes Geld abgehoben, gebe nichts aus und spare wie verrückt. Was sagen Sie zu meinem Verhalten?“, forderte ein älterer Herr den Notenbankchef heraus. „Na, Gott sei Dank sind Sie eher ein Einzelfall“, konterte Nowotny. „Das Sparvolumen bei Österreichs Banken steigt nach wie vor. Und das ist auch vernünftig.“ Ob man ein Prozent mehr oder weniger Zinsen erhalte, sei vielleicht „psychologisch entscheidend, aber für typische Einkommen nicht wirklich relevant.“ Nowotny warnt davor, „Gurus und Alarm-Machern“ auf den Leim zu gehen.

Ein Anleger sorgte sich um seine ÖVAG-Anleihen, wenn eine Abbaueinheit eingerichtet wird. Nowotny beruhigte: „Nach dem jetzigen Konzept muss die ÖVAG alle Verpflichtungen erfüllen.“ Das Spitzeninstitut der Volksbanken mache zwar kein Neugeschäft, werde aber mit den Krediten, die an sie zurückgezahlt werden, ihre Verpflichtungen tilgen. An den Primärbanken, also jenen, die die Kunden betreuen, ändere sich nichts. Mit der ÖVAG werde dem Sektor „nur die Spitze abgekappt“.

Drohszenario Japan

Die guten, alten Tage, als Kredite solide waren: Eine Zuhörerin schwelgte in Erinnerungen, sie war kaum zu stoppen. Die Suada gipfelte im Ausruf: „Wann kommen normale Zeiten?“ Das war zwar gar nicht als Frage gedacht, Nowotny nutzte das kurze Luftholen aber geschickt für eine Antwort. Er glaube schon, dass eine Phase des Aufschwungs kommen werde. „Aber man muss ehrlich sagen: Es gibt auch das japanische Szenario.“ Die Asiaten stecken seit gut 20 Jahren in einer Stagnation fest. So oder so: Zeiten mit drei, vier Prozent Wachstum seien für eine reife Wirtschaft wie Österreich wohl vorbei.

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