Öle: Gefährliche Stoffe in Mürbteig und Backerbsen

Wahrscheinlich krebserregende Stoffe in verarbeiteten Ölen gefunden.
Verarbeitete Pflanzenöle: Greenpeace warnt nach Test vor weiteren belasteten Lebensmitteln und fordert Schadstoffsenkung.

Nach den Testergebnissen vom September hat Greenpeace weitere Produkte mit verarbeiteten Pflanzenölen auf gesundheitsgefährdende Stoffe untersuchen lassen und teils erneut hohe Konzentrationen von wahrscheinlich krebserregenden Stoffen festgestellt. Als stark belastet erwiesen sich Mürbteig von "Tante Fanny", Backerbsen von "Land-Leben" und Brotstangerl für Babys von "Milupa", teilte die NGO mit.

AGES-Testreihe

Mürbteige, Krapfen, Chips, Backerbsen und Knabbergebäck für Babys wurden in der zweiten Testreihe von der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) im Auftrag von Greenpeace überprüft. Wieder stellte sich heraus, dass insbesondere Babys und Kinder auf die stark belasteten Produkte verzichten sollten, hieß es am Dienstag seitens der Umweltschutzorganisation.

Besonders hohe Konzentrationen an 3-MCPD-Ester und Glycidyl-Ester wies den Angaben zufolge der Mürbteig der Marke "Tante Fanny" auf (0,473 bzw. 0,478 mg/kg). Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft Glycidol - das bei der menschlichen Verdauung von Glycidyl-Ester frei wird - als wahrscheinlich krebserregend ein. Glycidol habe sich außerdem als erbgutverändernd erwiesen, erläuterte Greenpeace. Die Schadstoffe entstehen bei der Herstellung der Pflanzenöle, die bei hoher Hitze raffiniert werden, um unangenehme Geruchs- oder Geschmacksstoffe zu entfernen.

Auch 3-MCPD wird von der EFSA als möglicherweise krebserregend eingestuft. Für 3-MCPD-Ester ist derzeit noch kein Grenzwert geplant. Sowohl die EFSA als auch die AGES setzen die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) bei 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag fest. Eine EU-Grenzwert-Verordnung für Glycidyl-Ester soll in den nächsten Monaten in Kraft treten.

"Wir raten vor allem im Fall von Kindern dringend bis auf weiteres vom Verzehr des 'Tante-Fanny'-Mürbteigs ab. Geht man nach dem TDI, darf ein Kind maximal ein Achtel Mürbteig-Pizza am Tag essen, um nicht zu viel von dem Schadstoff aufzunehmen", sagte Greenpeace-Umweltchemiker Herwig Schuster. Dabei sei noch nicht berücksichtigt, dass Kinder und Erwachsene an einem Tag oft eine Vielzahl an weiteren belasteten Produkten konsumieren.

Einen besorgniserregend hohen Glycidyl-Ester-Wert wiesen laut Greenpeace Brotstangerl von "Milupa" (für Babys ab acht Monaten) auf (0,241 mg/kg). Das Produkt überschreite den geplanten EU-Grenzwert für Kindernahrung um das Vierfache. Viele in Österreich erhältliche Lebensmittel würden gesundheitsgefährdende Schadstoffe enthalten, meinte Schuster. Derzeit gibt es für diese Stoffe aber noch keine gesetzlichen Grenzwerte, wodurch die Produkte nicht gegen geltendes Lebensmittelrecht verstoßen.

Die neueste Charge des Babysnacks von "Milupa" sollen jedoch laut Hersteller niedrigere Glycidyl-Ester-Werte aufweisen, erklärte Greenpeace. Bei diesem Produkt müsse daher darauf geachtet werden, welches Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sie haben. Liegt dieses vor April 2018, sollten Babys und Kinder sie keinesfalls verzehren, warnte Schuster.

Die Backerbsen von "Land-Leben" wurden bereits zwei Mal untersucht. Während das von Greenpeace getestete Produkt sowohl bei 3-MCPD-Ester als auch bei Glycidyl-Ester sehr hohe Werte aufwies (0,281 mg/kg bzw. 1,089 mg/kg), ergab der vom Unternehmen beauftragte Test einer späteren Charge einen sehr niedrigen Glycidyl-Ester-Wert (0,028 mg/kg). Die Belastung durch 3-MCPD-Ester war jedoch auch bei diesem Test beträchtlich (0,273 mg/kg), so Greenpeace. "Mit rund acht Löffeln der Backerbsen hat ein kleines Kind schon die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 3-MCPD-Ester erreicht", riet Schuster.

Auch "Land-Leben" habe bereits erste Verbesserungen umgesetzt und konnte durch eine Änderung der Raffinierungstechniken den Glycidyl-Ester-Wert senken."Die Art der Raffination hat großen Einfluss auf das Schadstoff-Level", informierte Greenpeace und fordert sowohl von Lebensmittel-Produzenten als auch dem Handel Maßnahmen zur Schadstoffsenkung.

Entwarnung für Erdbeerschokolade

Für die im September beanstandete "Milka"-Erdbeerschokolade gab Greenpeace nun vorsichtig Entwarnung. Die neueste Produktion enthalte deutlich weniger Schadstoffe, wie vom Hersteller Mondelez vorgelegte Analysen belegen würden. Für die beiden nach dem ersten Test beanstandeten Margarine-Produkte von "Rama" und "Alsan" bleibt die Greenpeace-Verzehrwarnung jedoch - trotz positiver lebensmittelrechtlicher Beurteilung durch die AGES - aufrecht.

Öle: Gefährliche Stoffe in Mürbteig und Backerbsen
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Insgesamt sieht die Umweltschutzorganisation weiterhin dringenden Handlungsbedarf und fordert von Herstellern, nur mehr Pflanzenöle für Lebensmittel verwenden, die aufgrund besserer Raffinierungstechniken keine hohen Schadstoffkonzentrationen aufweisen. Der Handel solle "Milupa"-Brotstangerl mit dem MHD 13/03/18, "Land-Leben"-Backerbsen mit dem MHD 04/18 sowie "Tante-Fanny"-Mürbteig vorerst aus den Regalen nehmen. Bei allen Produkten mit raffinierten Pflanzenölen solle bereits jetzt der geplante EU-Grenzwert für Glycidyl-Ester eingehalten werden, fordert Greenpeace.

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