Öl-Schwemme drückt Preise für Sprit und Heizöl

Öl-Schwemme drückt Preise für Sprit und Heizöl
Ende Mai hat die OPEC eine Kürzung der Förderung beschlossen. Die Ölpreise fallen dennoch. Wer mit Öl heizt, sollte jetzt seinen Tank füllen.

Der OPEC, der Organisation der Erdöl exportierenden Staaten, dürften bald die Ideen ausgehen: Nicht einmal der Ende Mai in Wien neuerlich gefasste Beschluss, gemeinsam mit Nicht-Mitgliedsstaaten wie Russland und Kasachstan die Erdölförderung zu drosseln, konnte den Preis stabilisieren. Am Donnerstag erreichte die Notierung für Nordseeöl der Marke Brent mit 45,15 Dollar je Fass ein Sechs-Monats-Tief.

Für die Autofahrer ist dies allerdings ebenso erfreulich wie für die rund 800.000 österreichischen Haushalte, die mit Heizöl heizen. 0,60 Cent je Liter Heizöl ist der niedrigste Stand seit September des Vorjahres. Aktuell dürfte damit ein guter Zeitpunkt zum Einlagern sein.

Denn tendenziell sollte der Ölpreis in den nächsten Monaten wieder steigen. "Nicht viel, aber ein bisschen", meint Öl-Analyst Ehsan Ul-Haq von der britischen Technologiegesellschaft KBC. 50 bis 55 Dollar je Fass im dritten Quartal hält er für wahrscheinlich.

Dass die Ölpreise zu Sommerbeginn derart abgerutscht sind wie jetzt, ist eigentlich überraschend. Zu Beginn der "summer driving season", wie die Amerikaner sagen, ist Öl wegen der verstärkten Nachfrage nach Treibstoffen traditionell immer teurer geworden. Nicht so heuer: Die Öllager der Industrie- und Schwellenländer, von den USA über Europa bis China, sind randvoll. Und sogar die "schwimmenden Lager", also die Öltanker, die mangels Absatzmöglichkeiten auf den Weltmeeren kreuzen, sind gefüllt wie lange nicht mehr.

Und die für die nächsten sechs Monate vereinbarte Produktionskürzung der OPEC und Nicht-OPEC um 1,8 Millionen Fass pro Tag scheint zu wenig zu sein, um den Markt zu stabilisieren. Denn erstens sind die Krisenländer Nigeria und Libyen davon ausgenommen. Und die beiden produzieren mehr Öl als erwartet.

USA fracken kräftig

Dazu kommen noch die Schieferölproduzenten in den USA. Sie haben die kurzfristige Erholung des Ölpreises, der im November des Vorjahres über 50 Dollar je Fass gestiegen ist und sich bis vor wenigen Tagen auf diesem Niveau gehalten hat, genutzt, um ihre Ölförderung kräftig zu steigern. Offenbar sind die Fracker in den USA auch effizienter geworden. Laut Ul-Haq sind sie inzwischen schon bei 50 Dollar je Fass profitabel. Vor wenigen Jahren noch brauchten diese Schieferöl-Produzenten 70 Dollar je Fass, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Dem Öl-Überangebot steht eine schwache Nachfrage gegenüber. Und das trotz einer gut laufenden Weltkonjunktur. Öl ist offenbar nicht mehr der Schmierstoff der Weltwirtschaft, der es einmal war. Sogar die US-Autofahrer sind nicht mehr der Treiber der Nachfrage.

Auch die Chinesen brauchen weniger Öl als gedacht. Zudem sind dort über den Sommer einige Raffinerien in Revision. Indien wiederum leidet noch an den Nachwehen der Geld-Umtauschprobleme vom Frühjahr.

Saudis in Zwickmühle

Für Saudi-Arabien, das mit Abstand größte Ölexportland der OPEC, sind die fallenden Ölpreise eine denkbar schlechte Nachricht. Nicht nur, dass ihr Vorhaben, mit der Förderkürzung den Preis zu heben, nicht aufging. Sondern auch, weil das Königreich seinen Ölkonzern Aramco an die Börse bringen will. Bei Ölpreisen von unter 50 Dollar je Fass würde das zu wenig Geld einbringen.

Nur fünf Prozent von Aramco sollen verkauft werden. Dieser Anteil soll 100 Milliarden Dollar in die Staatskasse spülen. Das Geld soll dazu verwendet werden, das Land unabhängiger vom Öl zu machen.

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