Ökostrom: Zahlen bitte

Ökostrom: Zahlen bitte
Wegen des massiven Ausbaus von Wind– und Sonnenstrom steigen die Zuschläge.

Strom für Privatkunden muss viel billiger werden“, sagte Walter Boltz, Vorstand der Energiemarktaufsicht, im KURIER-Gespräch zu Wochenbeginn. Denn der Großhandelspreis für Strom liegt schon jetzt wegen des enormen Ökostrom-Angebots mehrmals im Monat nahe null.

Am Mittwoch präsentierte sein Vorstandskollege Martin Graf die Kehrseite des Ökostrom-Booms: Die Förderung, die die Stromkunden für die Sonnen-, Wind-, Biomasse- und Kleinwasserkraftanlagen zahlen, steigt kräftig. Ein durchschnittlicher Haushalt muss 2014 etwa 83 Euro (inkl. USt) als Zuschlag zum Strompreis für Ökostrom-Subvention abliefern. Das ist um ein Drittel mehr als heuer. Die derzeitigen Strompreis-Senkungen sollten das kompensieren, hofft man in der E-Control. In Summe fließen 363 Millionen Förder-Euros über den Strompreis an die Ökostrom-Firmen. Die Hälfte davon zahlen die Haushalte, die andere Hälfte Industrie und Landwirtschaft.

Kräftig gestiegen ist die Stromerzeugung aus Windrädern im Vorjahr mit plus 25 Prozent. Solaranlagen erzeugten 2012 sogar zweieinhalb Mal so viel Strom wie 2011. „Wir gehen davon aus, dass der Ausbau weiter gehen wird. 2017 sollte die Förderung mit durchschnittlich 100 Euro im Jahr je Haushalt den Höhepunkt erreichen“, sagt Graf.

Verdrehte Stromwelt

Die Ökostromförderung in Österreich ist zwar viel geringer als in Deutschland, wo ein durchschnittlicher Stromkunden mehr als 200 Euro im Jahr dafür bezahlt. Die Förder-Bremse will die E-Control dennoch ziehen.

Ökostrom: Zahlen bitte
BILD zu OTS - Die Ökostromkosten werden für einen Durchschnittshaushalt 2014 auf 83 Euro pro Jahr steigen. Im Bild: E-Control-Vorstand Martin Graf.
Denn die massiven Ökostrom-Förderungen haben den Strommarkt komplett durcheinandergebracht: Denn der Strompreis an der Börse ist wegen des großen Angebots an gefördertem Ökostrom extrem stark gefallen. Das bringt herkömmliche Kraftwerksbetreiber in wirtschaftliche Probleme. „Wenn das so weitergeht, verdient bald gar kein Kraftwerk mehr Geld – außer es wird gefördert“, bringt es Graf auf den Punkt. Um den Ökostrom-Ausbau zu bremsen, müssten die Förderungen sinken.

Fotovoltaik sollte seiner Meinung nach bald gar keine Subventionen mehr erhalten. „Das ökologische Gewissen der Menschen ist so groß, dass sie Solaranlagen auch ohne Förderung auf ihr Dach stellen“, betont der E-Control-Vorstand. Einen Vorteil haben die privaten Solarstrom-Erzeuger ohnehin: Sie müssen wenig Strom zukaufen und ersparen sich damit auch einen Teil der Ökostrom-Förderung. Diese ist nämlich nur auf jenen Strom zu bezahlen, der über das Stromnetz geliefert wird.

Mehr Markt-Elemente will Graf in die Windkraft-Förderung einbringen. Statt des jetzigen Modells der Einspeisetarife (Windanlagen bekommen für den Strom einen weit über dem Marktpreis liegenden Preis bezahlt) sollte es Investitionsförderungen oder Prämien geben.

Ökostromzuschläge und teures Erdgas: Österreichs Industrie befürchtet Nachteile im internationalen Wettbewerb. „Das Einsparen von Energie ist daher zentral. Wir haben den Fokus der Umweltförderung des Bundes auf Energieeffizienz gelegt. So kann die Energiewende gelingen und die Industrie dennoch wettbewerbsfähig bleiben“, erklärt Minister Niki Berlakovich im Gespräch mit dem KURIER.

85 Millionen Euro im Jahr fließen über die Umweltförderung an Unternehmen: Projekte zur Abwärmenutzung und der Einsatz energiesparender Beleuchtungssysteme mit LED-Lampen stehen im Vordergrund. „Die Wiener Albertina etwa hat ihre Ausstellungsräume mit Hilfe der Umweltförderung auf LED-Beleuchtung umgestellt. Ihr Strombedarf hat sich dadurch auf ein Zehntel reduziert“, nennt Alexandra Amerstorfer, Chefin der Kommunalkredit Publik Consulting, die die Förderung abwickelt, ein Beispiel. Seit Mai 2011 wurden 640 LED-Projekte in Unternehmen mit insgesamt 1,5 Millionen Euro gefördert. 7500 Tonnen CO2 wurden dadurch eingespart. „Die Förderung soll Anreize schaffen, neue energiesparende Technologien einzusetzen. Sobald diese groß verbreitet sind und billig werden, endet die Förderung“, betont Amerstorfer.

Seit dem Start der Umweltförderung 1993 wurden 110.000 Projekte von Gemeinden, Firmen und Vereinen mit 6,9 Milliarden Euro unterstützt. Der Großteil floss in den Kanalbau und die Altlastensanierung.

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