OECD: Österreichs Wachstum gewinnt an Dynamik

Symbolbild
Die OECD geht von einem Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent heuer und 1,7 Prozent 2018 aus.

Privater Konsum und Investitionen treiben das Wachstum von Österreichs Wirtschaft an. Auch die Exporte, die wegen der überdurchschnittlich hohen Inflation zuletzt geschwächelt haben, sollten sich erholen, schreibt die OECD in ihrer aktuellen Prognose. In Summe geht sie von einem Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent heuer und 1,7 Prozent 2018 aus. Erstmals sei 2011 gewinne das Wachstum an Dynamik.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat zuletzt (18. April) die Prognose für Österreich für heuer auf 1,4 Prozent und für 2018 auf 1,3 Prozent festgesetzt. Die heimischen Wirtschaftsforscher sind optimistischer als der IWF aber weniger optimistisch als die OECD: Ende März hat das Wifo für heuer 2,0 Prmozent Realwachstum vorhergesagt, das Institut für Höhere Studien (IHS) 1,7 Prozent. Für 2018 rechnet das Wifo mit 1,8 Prozent und das IHS mit 1,5 Prozent BIP-Zuwachs.

OECD: Strukturen vereinfachen

Um das Wachstum zu erreichen, mahnt die OECD tiefer greifende Strukturreformen ein. Die Unternehmensgründung sollte erleichtert, Start-ups stärker gefördert und Marktzutrittsschranken im Einzelhandel und in den freien Berufen abgebaut werden. "Komplexe Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern sowie Überschneidungen beeinträchtigen die Effizienz der öffentlichen Ausgaben und begrenzen den Spielraum für Zukunftsinvestitionen", heißt es in dem OECD-Bericht.

Positive Aussichten gibt es laut OECD für die Exporte, die seit 2011 darunter gelitten hatten, dass die Inflationsrate und etwa einen Prozentpunkt höher war als im Euroraum. Positiv seien auch die Pensionsreformen, die zu einer höheren Beschäftigung älterer Menschen geführt haben, "wenngleich ausgehend von einem im internationalen Vergleich sehr niedrigen Niveau". Um die "relativ großzügigen" Pensionsansprüche zu sichern, müsse das effektive Antrittsalter weiter erhöht werden. Kritisch sei, dass Frauen hauptsächlich in Teilzeit Beschäftigung finden, "wodurch die traditionellen Geschlechterdifferenzen in der Beschäftigungsverteilung verstärkt werden". Um Vollzeitbeschäftigung und Kindererziehung vereinbaren zu können, müssten Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen ausgebaut werden. "Es sollte ein Rechtsanspruch auf einen Platz in solchen Einrichtungen eingeführt werden", schreibt die OECD.

Die OECD erwartet in Österreich für heuer einen Anstieg der Exporte um 5,6 Prozent, die Importe dürften aber mit 6,2 Prozent noch stärker zulegen. 2018 sollen die Exporte um 4,6 Prozent, die Importe um 5,0 Prozent steigen. Die Arbeitslosigkeit soll heuer auf 5,7 Prozent und nächstes Jahr auf 5,5 Prozent sinken. Das Defizit soll 2017 auf 1,0 Prozent und 2018 auf 0,7 Prozent zurückgehen. Die Staatsverschuldung wird demnach heuer auf 81,1 Prozent und 2018 auf 79,3 Prozent sinken.

Das weltweite Wirtschaftswachstum legt zwar leicht zu, der Anstieg reicht aber nicht, um die Lebensverhältnisse der Menschen in allen Mitgliedsländern der OECD zu erhöhen, schreibt die Organisation in ihrer heutigen Prognose. Die Regierungen müssten mehr Anstrengungen unternehmen, damit das Wachstum stärker ausfällt.

"Was wir brauchen ist eine regelbasierte Globalisierung, die für alle funktioniert und die Lebensqualität der Menschen ins Zentrum rückt" schreibt OECD-Generalsekretär Angel Gurría in dem Bericht. In einem Sonderkapitel werde gezeigt, dass die Vertiefung der Handelsbeziehungen zu höherer Produktivität und auch zu einer höheren Lebensqualität beigetragen haben. Zugleich sind aber in manchen Regionen Arbeitsplätze und Wohlstand verloren gegangen.

Die OECD empfiehlt, Innovationen und Firmengründungen zu fördern. Die Politik müsse Menschen und Regionen unterstützen, die bisher zu wenig von der wirtschaftlichen Entwicklung profitiert haben. Zudem müssen Ländern besser zusammenarbeiten, um die Lücken in der Regulierung der globalen Wirtschaft zu schließen.

Zum stärkere Wachstum führen laut OECD-Prognose ein gestiegenes Vertrauen von Unternehmern und Verbrauchern, eine steigende Industrieproduktion, Beschäftigungsaufbau und eine Belebung des Handels. Das soll dazu führen, dass das globale Wirtschaftswachstum heuer auf 3,5 Prozent steigen soll - vor drei Monaten hatte die OECD noch 3,3 Prozent vorhergesagt. 2018 soll das Wachstum der Weltwirtschaft 3,6 Prozent betragen, diese Prognose wurde nicht verändert. Beide Werte bedeuten aber eine Beschleunigung gegenüber 2016, als die Weltwirtschaft lediglich um 3 Prozent zulegte.

Für die Eurozone erwartet die OECD nun 2017 und 2018 jeweils 1,8 Prozent Wachstum, statt wie vor drei Monaten vorhergesagt 1,6 Prozent. Allerdings sagt die OECD den USA ein stärkeres Wachstum voraus als der Eurozone: Heuer soll es ein Plus von 2,1 Prozent, 2018 eines von 2,4 Prozent geben. In China soll sich das Wachstum schrittweise abschwächen, von 6,7 Prozent im Jahr 2016 auf 6,6 Prozent heuer und 6,4 Prozent 2018. Zum Vergleich: Österreichs Wirtschaft soll heuer um 2,2 Prozent und 2018 dann um 1,7 Prozent zulegen.

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