OECD: Hohe Abgaben- und Steuerlast für Arbeit in Österreich

(Symbolbild)
Für Durchschnittsverdiener lag sie 2016 hierzulande bei 47,1 Prozent. Sechsthöchster Wert aller 35 OECD-Länder.

Österreich liegt bei der Steuer- und Abgabenlast auf Arbeitseinkommen weiter im Spitzenfeld der Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener lag sie im Jahr 2016 laut einer am Dienstag in Berlin vorgelegten OECD-Studie bei 47,1 Prozent. Das sei der sechsthöchste Wert der 35 OECD-Länder.

Angeführt wird die Liste von Belgien mit einer Abgabenquote von 54 Prozent, vor Deutschland (49,4 Prozent), Ungarn (48,2 Prozent), Frankreich (48,1 Prozent) und Italien (47,8 Prozent).

OECD: Hohe Abgaben- und Steuerlast für Arbeit in Österreich
Anteil der Steuern und Abgaben an den Arbeitskosten 2016 in Prozent, ausgewählte OECD-Länder - Säulengrafik GRAFIK 0392-17, 88 x 55 mm
Ein Angestellter mit Durchschnittsgehalt, unverheiratet und ohne Kind, musste in Deutschland 2016 im Schnitt 49,4 Prozent an den Staat abliefern. Das ist laut OECD derselbe Anteil der Arbeitskosten (Bruttoverdienst plus Sozialbeiträge der Arbeitgeber) wie 2015. Arbeitnehmer hatten also nicht mehr Geld vom Bruttolohn übrig.
In der OECD rangiert Deutschland bei alleinstehenden Durchschnittsverdienern mittlerweile auf dem zweithöchsten Platz - nach Platz drei 2015.

Durchschnitt bei 36 Prozent

Die Steuer- und Abgabenlast errechnet die OECD als den Anteil von Steuern sowie Sozialabgaben der Arbeitgeber und Arbeitnehmer an den gesamten Arbeitskosten. Im OECD-Durchschnitt lag diese Steuer- und Abgabenlast für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener 2016 bei 36 Prozent. Der Wert ging um 0,1 Prozentpunkte zurück.

"Allerdings ist dieser Trend vor allem das Resultat von Reformanstrengungen in einigen wenigen Ländern", sagte OECD-Experte Pascal Saint-Amans. Steuersenkungen könnten vor allem im Bereich der kleinen und mittleren Einkommen Arbeitsanreize schaffen und so ein wichtiger Motor für Wachstum sein, das allen zugutekomme.

Die gesamte OECD-Studie finden Sie hier.

Kommentar dazu unter https://kurier.at/wirtschaft/da-geht-noch-was/257.770.030

OECD: Hohe Abgaben- und Steuerlast für Arbeit in Österreich
Arbeitskosten - Europakarte; Lohnnebenkosten in ausgewählten Ländern - Säulengrafik; GRAFIK 0390-17, 88 x 150 mm
Die Arbeitskosten haben sich 2016 in Österreich langsamer erhöht als in der EU oder den Ländern der Eurozone. Im Produzierenden Gewerbe und bei den Dienstleistern stiegen die Kosten für eine Arbeitsstunde im Schnitt um 0,8 Prozent auf 32,90 Euro. In der Eurozone betrug der Anstieg 1,3 Prozent auf 30 Euro und in der EU 1,6 Prozent auf 25,70 Euro, hat das deutsche Statistische Bundesamt errechnet.

In Österreich liegen die Kosten für eine Arbeitsstunde somit um knapp 10 Prozent über dem Durchschnitt der Eurozone bzw. 28 Prozent über dem EU-Schnitt. Österreich liegt damit auf Platz neun aller 28 EU-Länder. Im Verarbeitenden Gewerbe kostete eine Arbeitsstunde 35,50 Euro, im Dienstleistungssektor 31,50 Euro.

Am höchsten sind die Arbeitskosten in Dänemark. Dort kommt eine Arbeitsstunde auf 43,40 Euro. In Belgien sind es 41,20 Euro und in Schweden 40,90 Euro. Die stärksten Anstiege gab es EU-weit in den osteuropäischen Ländern, wo das Lohnniveau deutlich niedriger liegt. In Rumänien stiegen die Arbeitskosten zwar kräftig um 10,6 Prozent, sie lagen aber nur bei 5,40 Euro pro Stunde. In Bulgarien betrugen sie nur 4,40 Euro und damit nur rund ein Zehntel im Vergleich zu Dänemark. Am stärksten gesunken - um 9,6 Prozent auf 8,70 Euro pro Stunde - sind dagegen die Arbeitskosten in Kroatien. In Griechenland, Italien, Portugal und Malta waren die Arbeitskosten ebenfalls rückläufig.

Die Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Bei den Lohnnebenkosten liegt Österreich mit 36 Euro je 100 Euro Bruttoverdienst innerhalb der EU ebenfalls an neunter Stelle und damit über dem EU- und Eurozonen-Schnitt. Die höchsten Lohnnebenkosten müssen Arbeitnehmer in Schweden in Kauf nehmen, nämlich 49 Euro je 100 Euro Verdienst. Auch Frankreich und Belgien weisen mit 47 bzw. 44 Euro relativ hohe Lohnnebenkosten auf. Der EU-Schnitt liegt bei 31 Euro, der Durchschnitt in der Eurozone bei 34 Euro. Die geringsten Lohnnebenkosten werden auf Malta (9 Euro), in Luxemburg und Dänemark (jeweils 16 Euro) verrechnet.

Obwohl die Arbeitsstunde in Deutschland mit 33,40 Euro nur etwas mehr als in Österreich kostet, entfallen in unserem Nachbarland nur 28 Euro Lohnnebenkosten je 100 Euro Bruttoverdienst an.

Hauptbestandteile der Lohnnebenkosten sind die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber, Aufwendungen für die betriebliche Altersvorsorge und für die Lohn- und Gehaltsfortzahlungen im Krankheitsfall.

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