ÖBB sollen mit weniger Staat unterwegs sein

Im Güterverkehr haben die ÖBB rund 30 Konkurrenten.
ÖVP-Verkehrssprecher Ottenschläger will auch Personenverkehrsstrecken ausschreiben.

"Die Infrastruktur muss in staatlicher Hand bleiben. Aber in den so genannten Absatzbereichen müssen wir stärker über mehr private Beteiligung nachdenken." ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger wünscht sich weniger Staat in den ÖBB.

Im Personenverkehr werde es allerdings noch zehn bis zwölf Jahre dauern, bis man an eine Teilprivatisierung überhaupt denken könne. Und der Staat werde wie praktisch überall in Europa den öffentlichen Verkehr weiterhin mitfinanzieren müssen.

Strecken ausschreiben

Allerdings könnten bereits nach dem Ablauf des noch bis 2019 laufenden Verkehrsdienstevertrags mit dem Bund weitere Strecken auch für private Anbieter ausgeschrieben werden. Derzeit macht den ÖBB bekanntlich nur die Westbahn AG auf der Strecke Wien-Salzburg Konkurrenz.

Bis dahin müssten die ÖBB ihr Konzept im innerösterreichischen Verkehr noch stärker auf die gesamte Reisestrecke ihrer Kunden abstellen. Etwa durch Kooperationen mit Taxiunternehmen in beliebten Urlaubszielen, die ÖBB-Kunden Vorzugspreise gewähren. Ottenschläger: "Wenn ich den Kunden dort auf dem Bahnsteig stehen lasse, wird er eine Anreise mit der Bahn überhaupt nicht überlegen." Oder die ÖBB – "sie sind schließlich der größte Anbieter von E-Mobilität" – könnte Elektro-Autos an ihre Kunden im Österreich-Urlaub vermieten.

Auch im Güterverkehr, wo die Bahn innerösterreichisch bereits rund 30 Konkurrenten hat, brauche die Bahn strategische Partner. Da gehe es aber nicht darum, Cash zu machen, sondern Partner hereinzunehmen, die zusätzliche Geschäfte bringen. Etwa Frachtunternehmen: " Die Bahn braucht im Güterverkehr am Anfang und am Ende der Transportkette oft Lkw zum Einsammeln bzw. Verteilen der Güter. Statt eine eigene Lkw-Flotte zu kaufen und zu betreiben, könnte das ein Partner machen." Im Gegenzug soll die Bahn die Transporte des Partners im Fernverkehr abwickeln und dadurch eine bessere Auslastung erreichen. Im Gegensatz zum Personenverkehr könnte die Partnersuche oder eine Teilprivatisierung bereits in den nächsten fünf Jahren über die Bühne gehen.

Streit um Wohnungen

Mehr privat wünscht sich Ottenschläger auch für die rund 6000 Eisenbahner-Wohnungen, über deren Weiterverwendung – der KURIER berichtete – seit geraumer Zeit gestritten wird. Die Gewerkschaft will die Wohnungen als "Zuckerl" für künftige Mitarbeiter behalten. Für die dringend notwendige Sanierung soll die Bahn Kredite aufnehmen, die aus Mieteinnahmen getilgt werden. Was Ottenschläger für falsch hält: "Der Idee, gute Mitarbeiter mit Betriebswohnungen zu locken, kann ich zustimmen. Aber statt die Schulden durch neue Kredite noch zu steigern, sollte ein Teil der Wohnungen verkauft werden, um die Sanierung zu finanzieren."

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