ÖBB reagieren auf Kritik an "schaffnerlosen" Zügen

Übergriffe auf Schaffner nehmen stark zu
Die Bundesbahnen verweisen auf Schulungen für Lokführer.

Das zunehmende Sparen beim Personal hat im Bahnbereich zu immer mehr "schaffnerlosen" Zügen geführt - die Zugbegleiter werden einfach weggelassen. Mangels europäischer Rahmenbedingungen und geprägt vom Sparkurs würden die Bahnunternehmen immer öfter Züge nur mehr mit dem Lokführer besetzt auf die Schienen schicken, warnt der ÖBB-Konzernbetriebsrat und vida-Spitzengewerkschafter Roman Hebenstreit.

ÖBB reagieren auf Kritik an "schaffnerlosen" Zügen
Diese im Fachjargon "0:0" genannten Züge kritisiert der Bahngewerkschafter aus mehreren Gründen:Sicherheitsaspektekämen zu kurz, dieDienstleistungfür den Kunden im Zug bleibe auf der Strecke. So gebe es Berichte über in Waggons eingesperrte Passagiere bzw. Klagen wegen unterlassener Hilfeleistung nach Verletzungen bei Notbremsungen.

Die Unternehmen und die Verkehrspolitik sollten diese Praxis im Interesse der Bahnfahrer und der Lokführer dringend überdenken, mahnt er.

Ein-Personen-Betrieb auf fast allen Strecken erlaubt

Laut dem Gewerkschafter sind bereits auf 162 von 175 Streckenabschnitten Züge für den Ein-Personen-Betrieb zugelassen. 102 dieser Streckenabschnitte liegen in Ostösterreich. Betroffen ist nicht nur etwa die Schnellbahn, sondern auch zahlreiche regionale Verbindungen. Bei den ÖBB arbeiten derzeit um 300 Zugbegleiter weniger als noch vor fünf Jahren, derzeit sind rund 1350 Schaffnerinnen und Schaffner tätig.

ÖBB verweisen auf Schulungen für Lokführer

Die Bundesbahnen konterten auf die Kritik und verweisen auf Schulungen für die Lokführer. Der zugbegleiterlose Betrieb (im Fachjargon 0:0 genannt) werde bei den ÖBB bereits seit 1989 praktiziert. Derzeit seien etwa 50 Prozent der Nahverkehrszüge schaffnerlos unterwegs, im europäischen Bahnwesen "absolut in der Norm", so die ÖBB in einer Stellungnahme.

Bei der Einführung der schaffnerlosen Züge sei "gemeinsam mit dem Betriebsrat" über die Veränderungen und den Schulungsumfang der Triebfahrzeugführer beraten worden. Die Triebfahrzeugführer würden für ihre zusätzlichen Aufgaben geschult. Bei Zwischenfällen oder Unglücken gebe es genaue Krisenpläne und Abläufe.

Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme werde vor einer schaffnerlosen Fahrt ein sogenannter zweistufiger 0:0-Check vom Triebfahrzeugführer und dem Wagenmeister durchgeführt. "Dies ist keine verpflichtende Maßnahme, wir haben sie uns als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme aber selbst auferlegt", heißt es vonseiten der ÖBB.

Nicht nur bei den ÖBB

Auch bei anderen Bahnen existiere das Problem, erläutert Hebenstreit im APA-Interview. Ziel der Unternehmen sei es offenbar, sich die "Zusatzleistung" Zugbegleiter bei der Bestellung der Verbindungen durch die Länder etc. auch extra abgelten zu lassen.

"Mainz wird bei uns nicht passieren"

ÖBB reagieren auf Kritik an "schaffnerlosen" Zügen
Blick auf einen Bahnsteig am Mainzer Hauptbahnhof, aufgenommen am 11.08.2013 in Mainz (Rheinland-Pfalz). Die Probleme am Mainzer Hauptbahnhof werden von Montag (12.08.2013) an noch größer. Bisher gab es abends und nachts Zugausfälle und Umleitungen, vor allem bei Fernzügen. Die Einschränkungen gelten nun ganztätig und treffen Tausende Pendler im ganzen Rhein-Main-Gebiet. Für Regionalzüge bietet die Bahn nach eigenen Angaben nur einen Stunden- statt Halbstundentakt an. Nur noch wenige Fernzüge halten im Hauptbahnhof, viele werden umgeleitet. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Trotz des Sparkurses rechnet der Bahngewerkschafter in Österreich auch weiterhin nicht mit "Mainzer Zuständen" - dort waren im Sommer wegen zu geringer Personaldecke bei den Fahrdienstleitern zahlreiche Züge ausgefallen. "Mainz wird bei uns nicht passieren, wenn die ÖBB-Spitze ihre Zusagen für mehr Ausbildungen auch einhalten wird", erwartet der Betriebsratschef.

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