ÖAMTC: "In den Ballungszentren fehlen die E-Tankstellen"

Strom tanken
Um Elektro-Autos massentauglich zu machen, müsste der Kaufpreis deutlich niedriger werden.

Im österreichischen Autohandel brummt das Geschäft. Allein im ersten Halbjahr 2017 wurden 186.561 Pkw neu zugelassen, das ist ein Plus von 8,6 Prozent. Die Zahl der verkauften E-Autos hat sich sogar um mehr als ein Drittel auf 2679 Stück erhöht. Im Bundesländer-Ranking bei E-Autos führt Niederösterreich vor Oberösterreich und der Steiermark. Jedes fünfte E-Auto wurde heuer in Niederösterreich zugelassen.

Das ist kein Zufall, fördert das Land doch den Kauf mit 5000 Euro und verfügt zugleich mit 850 E-Tankstellen über das größte Ladenetz Österreichs. Laut Internet-Plattform e-tankstellen-finder.com gibt es österreichweit bisher nur 2923 Strom-Tankstellen.

Um den Markt für E-Autos richtig anzukurbeln, muss ein dichtes Netz an E-Zapfsäulen errichtet werden. Vor allem in Wien ist das Thema E-Mobilität jahrelang verschlafen worden.

Im vergangenen Herbst hat Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zwar angekündigt, dass in der Bundeshauptstadt bis Mitte 2017 etwa 500 Ladepunkte errichtet werden. Laut Tankstellen-Finder gibt es bisher nur 170 E-Tankstellen in Wien; in Linz 78 und in Graz 59.

Zum Vergleich: Amsterdam verfügte schon 2015 über 1200 E-Ladestellen, bis 2018 sollen es 4000 werden.

Große Lücken

"In den Ballungsräumen wie Wien schaut es ziemlich duster aus, es fehlen die E-Tankstellen", sagt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang zum KURIER. "Wenn man E-Mobilität will, muss man die entsprechende Infrastruktur schaffen." Von einem E-Autokauf abgehalten werden Interessierte derzeit noch durch den hohen Anschaffungspreis und der zu geringer Zahl an Ladestationen.

"Ich kenne einige Leute, die sagen, ich hätte mir gern ein E-Auto gekauft, aber ich weiß nicht, wo ich es laden soll", sagt Lang. Um eine Massentauglichkeit zu erlangen, müssten E-Autos aber zu Preisen unter 15.000 Euro angeboten werden. Derzeit ist man erst ab 35.000 Euro dabei.

Laut Neos-Gemeinderat Stefan Gara hat die Stadt Wien die Chance vertan, dass der Carsharing-Anbieter Car2Go (wie in Amsterdam) eine E-Flotte in Wien stationiert. Die Stadt-Grünen sollen die Kooperation aber wegen der "Verkehrsbelastung" damals abgelehnt haben. Jetzt fahren die Car2Go-Autos in Wien mit Verbrennungsmotoren.

"Maria Vassilakou hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und damit die Chance versäumt, den kostengünstigen Ausbau des E-Tankstellen-Netzes in Wien frühzeitig voranzutreiben", sagt Gara zum KURIER. "Derzeit stehen wir vor dem Dilemma, dass eine Millionenstadt mit einem E-Tankstellennetz einer Provinzstadt auskommen muss." Eine KURIER-Anfrage im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.

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