Nowotny: Zinssenkung "keine Verzweiflungstat"

Austrian National Bank (OeNB) Governor and ECB Governing Council member Ewald Nowotny gestures as he briefs the media during a news conference in Vienna March 14, 2013. Nowotny told journalists that the European Central Bank does not need to change interest rates at this stage, adding growth momentum in the 17-country euro zone was set to pick up in 2013. REUTERS/Leonhard Foeger (AUSTRIA - Tags: POLITICS BUSINESS)
Der OeNB-Chef verteidigt die EZB-Entscheidung. Das Hauptproblem sei die mangelnde Nachfrage nach Krediten.

Nationalbank-Gouverneur und EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny hat die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ein historisch niedriges Niveau von 0,5 Prozent verteidigt.

Die Entscheidung sei "keine Verzweiflungstat", sondern eine Reaktion auf die schwache wirtschaftliche Entwicklung. "Wir sind in einem wirtschaftlichen Einbruch, und daher ist es richtig gegenzusteuern", sagte Nowotny am Freitag im Ö1-Morgenjournal des ORF.

Erleichterungen für Unternehmer

Das Hauptproblem sei derzeit die mangelnde Nachfrage nach Krediten. Unternehmer würden nicht investieren, wenn sie keine guten Aussichten sehen, ebenso hielten sich die Konsumenten zurück. Als Notenbank könne man nur die Angebotsseite positiv beeinflussen, und das bedeute Erleichterungen für Unternehmer oder auch Leuten, die zum Beispiel einen Wohnungskredit genommen haben. Auch die Finanzierung im öffentlichen Bereich könne sich verbilligen.

"Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie selber."

Die EZB wolle weiterhin die "Geldversorgung erleichtern" und die Politik der niedrigen Zinsen "längere Zeit" beibehalten. Dann wüssten Investoren, worauf sie sich einlassen können. "Das sind aber alles Voraussetzungen. Wir allein können Konjunktur nicht schaffen." Nowotny zitierte Maynard Keynes: "Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie selber."

Und die Sparer?

Nowotny: Zinssenkung "keine Verzweiflungstat"
Nachteile für die Sparquote befürchtete Nowotny nicht: Zwar sei das niedrige Zinsniveau ein Nachteil für Sparer, aber das Sparverhalten der Menschen hänge weniger von den Zinsen als von deren verfügbarem Einkommen ab.

Der Wertverlust durch die über dem Zinsniveau liegende Inflation sei "die Nebenwirkung eines wichtigen Medikaments. Die soll man nicht unterschätzen, aber ich glaube, dass für eine Volkswirtschaft insgesamt die Fragen von Beschäftigung und damit von Wachstum wichtiger sind, weil gerade diese Faktoren die Sparmöglichkeit ganz wesentlich beeinflussen".

Kommentare