Novomatic: Das lukrative Geschäft mit dem Glücksspiel

Das Glücksspielgeschäft wirft enorme Gewinne ab
Eva Glawischnig ist nur eine von vielen Politikern, die auf der Payroll des Glücksspielkonzerns standen bzw. stehen. International setzt Novomatic Milliarden um und bleibt auf Expansionskurs.

Der Glücksspielkonzern Novomatic hat bei diesem Marketing-Coup alles auf eine Karte gesetzt. Das Engagement der früheren Grünen-Chefin Eva Glawischnig als Verantwortungs- und Glaubwürdigkeitsbeauftragte hat eine Welle an Entrüstung ausgelöst. Selten gab es so viele negative Schlagzeilen über den niederösterreichischen Leitbetrieb, der am Standort Gumpoldskirchen 1200 der insgesamt 26.300 Mitarbeiter beschäftigt. Glawischnig war in den sozialen Medien einem Hagel an Kritik ausgesetzt. "Wir sind nicht naiv und es war klar, dass diese Entscheidung für Aufregung sorgen wird", sagt Novomatic-Sprecher Bernhard Krumpel. Man sei mit dem Medienecho zufrieden.

Glaubwürdigkeit

Novomatic: Das lukrative Geschäft mit dem Glücksspiel
ABD0031_20180302 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0157 VOM 2.3.2018 - Eva Glawischnig (Corporate Responsibilty und Sustainability) am Freitag, 02. März 2018, im Rahmen einer Novomatic-Pressekonferenz in Wien. - FOTO: APA/HERBERT-PFARRHOFER

Dass Glawischnig in ihrem neuen Job Erfolg haben wird, bezweifeln Insider. "Sie war immer eine überzeugte Novomatic-Gegnerin", sagt ein Kenner. "Sie hat ihre Gesinnung und Glaubwürdigkeit an der Garderobe abgegeben. Wie soll sie da Glaubwürdigkeit in Sachen Spielerschutz vermitteln." Dazu muss man wissen, dass dem Konzern immer wieder eine bedenkliche Nähe zur Politik nachgesagt wird. Gründer Johann Graf gilt aber als apolitischer Mensch, der das Wachstum und den Ertrag seines Konzerns im Fokus hat.

Dass ein niederösterreichischer Leitbetrieb beste Kontakte zur Landespolitik hatte und hat, sprich zu Erwin Pröll oder Johanna Mikl-Leitner, liegt auf der Hand. Novomatic hat keine Berührungsängste mit der Politik. Der heutige EU-Kommissar Johannes "Gio" Hahn ( ÖVP) saß sechs Jahre im Novomatic-Vorstand, Ex-Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) sieben Jahre im Aufsichtsrat und Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer wurde als Berater engagiert.

Vor etwas mehr als einem Jahr übernahm der Medien- und Politik-Profi Bernhard Krumpel die Konzernkommunikation in Gumpoldskirchen. Zuvor war er das Sprachrohr der landeseigenen Hypo-Bank-Gruppe; viele Jahre davor Pressesprecher des damaligen Landesrats Wolfgang Sobotka, Kabinettsmitarbeiter von Innenminister Ernst Strasser und Büroleiter von Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka (alle ÖVP). Später war er auch noch Geschäftsführer der Blaulicht-Funkfirma Tetron. Das sei alles bereits Jahre her, sagt Krumpel und fügt hinzu: "Eine politische Nähe kann man Novomatic nicht zuordnen."

Indes hat sich der Konzern mit Eva Glawischnig eine Art Umweltgütesiegel beschafft. Vor allem in den Kernmärkten Deutschland, Großbritannien und Spanien will Novomatic mit ihr punkten. So ist es auch kein Wunder, dass ihre erste Firmenrundreise die ehrgeizige Juristin in diese Länder führt. Den Einstieg von Glawischnig bei den Gumpoldskirchnern dürfte der Umstand erleichtert haben, dass die Korruptionsstaatsanwaltschaft im April 2017 Ermittlungen wegen Bestechungs- und Bestechlichkeitsverdacht gegen den früheren Novomatic-Vorstand Franz Wohlfahrt, Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und seinem Kumpel Walter Meischberger eingestellt hat. Im Mittelpunkt stand die Liberalisierung des Glücksspielmonopols. Die Grünen hatten diesen Fall zuvor der Novomatic bei jeder Gelegenheit in der Öffentlichkeit unter die Nase gerieben.

Expansionskurs

Novomatic ist international auf Expansionskurs, wobei das Geschäft komplex ist. Schon allein, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Europa einem Fleckerlteppich gleichen. Allein in Spanien gibt es 17 Regionen mit 17 unterschiedlichen Gesetzeslagen. Wer da mitspielen will, braucht eine entsprechende Rechtsabteilung – kleine Wettbewerber werden mit ihren Expansionsplänen schnell ausgebremst. Damit bleibt das internationale Geschäft oft in den Händen der Großkonzerne, auch wenn es regional noch viele kleine Anbieter in Europa gibt.

Novomatic baut seine Marktmacht durch Übernahmen und Beteiligungen aus, jährlich fließen bis zu 500 Millionen Euro in die Expansion. Der Glücksspielkonzern hat unter anderem mit 52 Prozent am australischen Konkurrenten Ainsworth erworben, der als Türöffner in den amerikanischen Markt fungieren soll. Der Glücksspielmarkt in den USA wird wiederum von wenigen großen Casino-Gruppen dominiert.

Um dort vertreten zu sein, muss man zuvor in einer Testphase genügend Umsätze einspielen, sonst kann man seine Automaten gleich wieder abholen, erklären Branchenkenner. Ainsworth kennt den US-Markt gut, hält einen Marktanteil von fünf Prozent, der nun unter Beteiligung von Novomatic auf zehn Prozent steigen soll.

Unter dem Strich hat Novomatic bereits rund 300 Beteiligungen, nicht alle davon sind in der Bilanz konsolidiert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist der Umsatz um rund zehn Prozent auf mehr als 4,8 Milliarden Euro gestiegen; weitere Zukäufe hat Konzernchef Harald Neumann nicht ausgeschlossen.

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Die niederösterreichische Gruppe ist als Produzent und Betreiber einer der größten Gaming-Technologiekonzerne der Welt und beschäftigt rund 29.500 Mitarbeiter. Gegründet 1980 vom Wiener Johann F. Graf, hat Novomatic heute Standorte in mehr als 50 Staaten und exportiert in mehr als 75. Novomatic ist an den teilstaatlichen Casinos Austria mit 17 Prozent beteiligt.´Der Konzernumsatz ist zuletzt um rund zehn Prozent auf 4,8 Milliarden Euro gestiegen – auch durch diverse Zukäufe.

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