Nordkorea: Bomben und Raketen sind gut fürs BIP

2016 gab es 3,9 Prozent Plus: In dem abgeschotteten kommunistischen Staat ist das der höchste Wert seit 1999.

Nordkorea hat im abgelaufenen Jahr trotz der westlichen Wirtschaftssanktionen ein Wachstum von 3,9 Prozent erzielt. Das sei der höchste Wert für den abgeschotteten kommunistischen Staat seit 1999, teilte die südkoreanische Zentralbank am Freitag mit. Beigetragen hätten dazu vor allem der Bergbau und Energiesektor, aber auch der Komponentenbau für das Raketen- und Atomprogramm.

Im Jahr davor, 2015, hatten eine Dürre und niedrige Rohstoffpreise für eine Rezession (-1,1 Prozent) in dem Land gesorgt.

Unbeschriebenes Blatt

Dazu muss man erklären: Nordkorea ist ein völlig unbeschriebenes Blatt, was offizielle Wirtschaftsdaten betrifft. Nicht einmal der Internationale Währungsfonds verfügt über Zahlen. Und das nordkoreanische Regime selbst gibt keine Statistiken heraus.

Deshalb berechnen die Südkoreaner seit 1991 Schätzungen, laut eigenen Angaben basierend auf Basisdaten zu Produktionsmengen von "relevanten Institutionen". Diese Zahlen würden für politische Entscheidungsprozesse in Südkorea herangezogen. Die beiden Landesteile der Halbinsel befinden sich seit dem Koreakrieg der 1950er-Jahre offiziell im Kriegszustand - rein rechtlich wurde dieser nämlich nie beendet.

Süden ist zwanzig Mal reicher

Die ökonomische Schere zwischen den beiden Teilen ist gewaltig: Während Südkorea zu einem hochmodernen Industriestaat geworden ist, dessen Automarken wie Hyundai, Kia oder Ssangyong man auch im Westen kennt, ist der Norden zwar hochmilitarisiert, aber in weiten Teilen der Bevölkerung bitterarm geblieben.

Als Näherungswert zum Wohlstand der Bevölkerung wird häufig die pro Kopf erwirtschaftete Wirtschaftsleistung herangezogen. Da kommt Nordkorea im abgelaufenen Jahr auf umgerechnet 1169 Euro – in Südkorea waren es hingegen 25.587 Euro. (Zum Vergleich: In Österreich beträgt das BIP pro Kopf laut Statistik Austria 39.970 Euro).

Heftige Spannungen

Nordkoreas Außenhandel hat im abgelaufenen Jahr erstaunlicherweise zugelegt. Die Exporte stiegen um 4,6 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar, ausgeführt wurden vor allem Mineralien und tierische Rohstoffe. Die Importe kletterten um 4,8 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar, vor allem Textilien und Agrarerzeugnisse.

Der Handel zwischen Süden und Norden ist hingegen 2016 um fast 90 Prozent eingebrochen. Der Grund: Nach nordkoreanischen Atom- und Raketentests hatten die Südkoreaner das letzte große wirtschaftliche Kooperationsprojekt - den gemeinsam betriebenen Fabrikpark in der Sonderwirtschaftszone Kaesong - geschlossen.

Wegen des Atomprogrammes sind seit 2006 Sanktionen des Westens in Kraft. Weil die Nordkoreaner zuletzt sogar Interkontinentalraketen, die die USA erreichen könnten, getestet hatten, drängen die USA auf schärfere Sanktionen und wollen dafür vor allem den wichtigsten Handelspartner, China, in die Pflicht nehmen.

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