Niedrigzins kommt Deutschen teuer zu stehen

Hans-Werner Sinn: "Wir sind Gläubiger der Welt und verlieren durch die niedrigen Zinsen"
Den Sparern in Deutschland entgingen seit Krisenbeginn 300 Mrd. Euro, rechnet Ifo-Chef Sinn vor.

Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt Deutschland und seinen Sparern laut Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn teuer zu stehen. "Nach meiner Berechnung sind den Deutschen seit 2008 etwa 300 Mrd. Euro entgangen im Vergleich zu den Zinsen, die Ende 2007, vor dem Ausbruch der Krise, zu erzielen waren", sagte der Wirtschaftsforscher zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

"Die Sparer verlieren sehr viel Geld"

Pro Jahr liege der Verlust damit bei jetzt 60 bis 70 Mrd. Euro. "Die Sparer verlieren sehr viel Geld", kritisierte Sinn. Hintergrund sei, dass Deutschland absolut gesehen der größte Kapitalexporteur der Welt sei und nach China über das zweitgrößte Netto-Auslandsvermögen verfüge. "Wir sind Gläubiger der Welt und verlieren durch die niedrigen Zinsen", sagte er. Durch die Politik der EZB könne der Zins nicht mehr seine Selektionswirkung zwischen guten und schlechten Investitionsprojekten wahrnehmen. Es komme zu gewaltigen Fehllenkungen.

Die EZB habe im Übrigen mit dazu beigetragen, deutschem Sparkapital "Geleitschutz" bei dem Weg in die Krisenstaaten Südeuropas zu geben, wo es zum Teil verbrannt werde, sagte Sinn. Wenn die EZB nun ankündige, ihre Bilanzsumme aufzublähen, dann diene das vor allem dazu, die Banken und Staaten Südeuropas zu retten. "Es geht nicht mehr um Geldpolitik, sondern es geht um eine fiskalische Rettungspolitik."

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