Neue Munition für U-Ausschuss

Neue Munition für U-Ausschuss
Betriebsrats-Chef warnte intern vor existenzieller Gefahr wegen Ostdeals

Als Walter Hotz am 17. April in der Telekom-Zentrale vor Personalvertretern referierte, war er mehr als beunruhigt. Den Chef des Telekom-Betriebsrates plagten offenkundig Ängste, die Telekom und die Jobs ihrer Mitarbeiter seien in ernster Gefahr.

Was war geschehen? Tags zuvor hatte Hotz acht Stunden lang beim Wirtschaftsprüfer BDO verbracht. Die Kanzlei war mit der Aufarbeitung des Telekom-Skandals beauftragt, sollte einen Bericht verfassen und die Buchhaltung des Unternehmens minutiös auf mögliche Malversationen prüfen. "Ich bin nach jeder Sitzung (der BDO, Anm.) deprimierter gewesen, weil ich mir dachte: ,Das kann nicht sein, wie viel Geld in dunklen Kanälen verschwunden ist"", sagte Hotz zu den Betriebsräten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Untersuchungsausschuss das Thema Telekom schon abgeschlossen, doch Hotz wollte keine Entwarnung geben: Es sei "nicht damit abgetan, dass wir (die Telekom, Anm.) aus dem Untersuchungsausschuss draußen sind"; das größte Problem komme erst: die Auslandsakquisitionen, sprich die "Ostgeschäfte" der Telekom.

Gefährliche Sache

Hier, so Hotz, gehe es nicht um "kleine Zahlungen" von einigen Hunderttausend Euro, sondern um Zahlungen in "Milliardenhöhe", die letztlich "zum Verlust von Lizenzen" führen und die Telekom in existenziellen Schwierigkeiten manövrieren könnten. Der Betriebsratschef schloss recht abrupt ("Ich will nicht mehr weiter reden, denn das ist eine so gefährliche Sache, dass man wirklich um die Telekom fürchten muss").

Seine Wortmeldung war derart brisant, dass sie ein Sitzungsteilnehmer aufnahm und dem Chef der Grünen im Korruptions-Untersuchungsausschuss Peter Pilz zuspielte. Das Tondokument liegt dem KURIER vor, es ist heute Dienstagabend im ORF-Report zu hören, und lässt für den U-Ausschuss nur einen Schluss zu: die Auslandsakquisitionen in Bulgarien, Weißrussland und Serbien müssen ebenso genau wie die Inlandsgeschäfte geprüft werden werden.

Krisenszenario

Hotz selbst relativiert seine Wortmeldung vom April. "Das war eine Momentaufnahme", sagte er nun zum KURIER.

Dessen ungeachtet pocht Pilz auf einer Ausweitung der Zeugenliste im U-Ausschuss. Seit Jahren erscheint der Verkauf des bulgarischen Mobilfunktbe­treibers Mobiltel an die Telekom zumindest aufklärungsbedürftig. Wie berichtet, erwarb ein Konsortium, an dem Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt beteiligt waren, 2002 die Mobiltel um 800 Millionen Euro, um sie 2005 um 1,6 Milliarden an die Telekom weiterzuverkaufen. Bemerkenswert daran: Die Telekom wollte die Mobiltel schon 2002 erwerben, zahlte wenig später den doppelten Kaufpreis.

Was waren die Gründe? Musste Schmiergeld bezahlt werden? Wurden in Österreich Millionen verteilt? An Parteien, an Politiker?

Der Ausschuss will vorerst nur Schlaff laden. Pilz hält das für keine gute Idee. "Es steht der Verdacht im Raum, die Telekom war in Geldwäsche verwickelt. Das kann man nicht mit einem Zeugen aufklären."

 

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