Airbus und Boeing in den roten Zahlen

Airbus fordert offenbar staatliche Hilfe
Die zwei größten Flugzeughersteller der Welt sind von der Corona-Krise stark betroffen.

Toulouse/Chicago (APA/dpa) - Die Coronakrise belastet die weltgrößten Flugzeugbauer Airbus und Boeing stark - beide machten im ersten Quartal hohe Verluste. Bei Airbus fiel in den drei Monaten bis Ende März unterm Strich ein Minus von 481 Mio. Euro an, wie der Luftfahrt- und Rüstungskonzern am Mittwoch in Toulouse mitteilte. Im Vorjahr hatte es noch einen Gewinn von 40 Mio. Euro gegeben.

   "Wir befinden uns mitten in der schwersten Krise, die die Luftfahrtbranche jemals erlebt hat", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury in einer Telefonkonferenz. Der Franzose hatte die Beschäftigten zuvor schriftlich auf harte Zeiten eingestimmt. In Frankreich seien rund 3.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit, sagte Faury nun. Mit Blick auf Deutschland fügte er hinzu: "Einige tausend Menschen werden bald in Kurzarbeit sein." Einzelheiten und Standorte blieben dabei offen.

Produktion gedrosselt

Der Umsatz sank im ersten Vierteljahr wegen Unterbrechungen bei der Flugzeug-Auslieferung um 15 Prozent auf 10,6 Mrd. Euro. Airbus lieferte 122 Verkehrsflugzeuge aus, 40 weniger als zuvor. Der Hersteller hatte bereits angekündigt, seine Flugzeugproduktion um rund ein Drittel zurückzufahren. Fluggesellschaften sind als große Kunden von der Coronakrise getroffen und teilweise auf Staatshilfen angewiesen. Beim Gewinn schlugen auch Sonderabschreibungen zu Buche, etwa für einen Kredit für das Internet-für-alle-Projekt Oneweb. OneWeb hatte Ende März in den USA Gläubigerschutz angemeldet.

Noch schlechter sieht es unterdessen beim amerikanischen Erzrivalen Boeing aus, der wegen des Debakels rund um den Unglücksflieger 737 Max schon vor der Coronakrise schwer angeschlagen war. Hier betrug der Quartalsverlust laut Unternehmensmitteilung 641 Mio. Dollar (589 Mio. Euro). Im Vorjahr hatte Boeing noch 2,1 Mrd. Dollar verdient. Der Umsatz sank um 26 Prozent auf 16,9 Mrd. Dollar.

Boeing steckt aufgrund der 737 Max, die nach zwei verheerenden Abstürzen seit mehr als einem Jahr weltweit mit Startverboten belegt ist, bereits tief in der Krise. Durch die Coronapandemie, die den Luftverkehr nahezu zum Erliegen gebracht hat, gerät das Unternehmen noch stärker in Not. "Wir stehen vor völlig unerwarteten Herausforderungen", sagte Vorstandschef Dave Calhoun.

Calhoun bestätigte in einem Memo an die Mitarbeiter Medienberichte, wonach Boeing wegen der Krise rund zehn Prozent seiner Stellen abbauen wolle. Besonders stark werde in der Verkehrsflugzeugsparte sowie im Servicebereich gestrichen. Boeing setzt auf eine Kombination von freiwilligen Abgängen, Kündigungen und auslaufenden Verträgen. Insgesamt hat der Konzern weltweit rund 160.000 Mitarbeiter.

Fluggesellschaften unter Druck

Die Coronakrise bringt viele Fluggesellschaften finanziell unter Druck, was Boeing durch Stornierungen zu spüren bekommt. Im ersten Quartal gingen unterm Strich 314 Aufträge für die 737 Max verloren. Wegen der Pandemie musste außerdem die aufgrund der Startverbote für den Krisenjet ohnehin schon stark eingeschränkte Flugzeugproduktion vorübergehend ganz gestoppt werden. Boeing ist zwar dabei, seine Werke wieder zu öffnen, wird die Produktion bei mehreren Modellen jedoch wegen des Corona-Nachfrageschocks dauerhaft drosseln.

 Da die Coronapandemie auch die US-Behörden lahmlegt, könnte sich die zur Jahresmitte von Boeing dringend erhoffte Wiederzulassung der 737 Max durch die Luftfahrtaufsicht noch weiter verzögern. Je länger das bis zu den Abstürzen bestverkaufte Modell nicht abheben darf, desto schwieriger wird es für Boeing. Das belastet auch die Aktie stark - der Kurs brach in den vergangenen drei Monaten um 60 Prozent ein. Der Quartalsbericht kam indes zunächst gut bei Anlegern an - die Aktie reagierte vorbörslich mit deutlichen Kursgewinnen.

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