Nächster Wackelkandidat: Slowenien

Nächster Wackelkandidat: Slowenien
Slowenien in der Hochzins-Falle: Seit zwei Wochen liegen die Zinsen für Staatsanleihen über dem kritischen Wert von sieben Prozent.

Slowenien kristallisiert sich auf den Finanzmärkten immer deutlicher als nächster Wackelkandidat in der Eurozone heraus. Seit zwei Wochen liegen die Zinsen für slowenische Staatsanleihen über sieben Prozent. Bei diesem Wert mussten auch Irland und Portugal unter den Euro-Rettungsschirm flüchten. Ökonomen schlagen Alarm, sehen sie einen Anleihezins von sieben Prozent als nicht nachhaltig finanzierbar an und fürchten eine Abwärtsspirale wie in Griechenland. Der für Anleiheemissionen zuständige Bostjan Plesec hingegen nimmt es gelassen. "Das wäre nicht das Ende der Welt", so der Spitzenbeamte. Schließlich stehe Slowenien nicht unter großem Refinanzierungsdruck.

Anders als im Fall Portugals hätten die slowenischen Anleihen noch lange Restlaufzeiten. Bis zum Jahr 2014 liege der jährliche Refinanzierungsbedarf unter 1,8 Mrd. Euro. "Heuer konnten wir Anleihen in einem Volumen von jeweils 1,5 Milliarden Euro für Laufzeiten von zehn und 15 Jahren begeben, trotz des nicht idealen Umfelds", sagte der Generaldirektor der Schatzabteilung im slowenischen Finanzministerium. Anfang Februar wird eine 1,2 Mrd. Anleihe fällig, für deren Bedienung ab Dezember Geld auf den Finanzmärkten eingesammelt werden soll. Insgesamt müssen kommendes Jahr rund drei Milliarden Euro an Krediten aufgenommen werden, zur Rückzahlung von auslaufenden Anleihen und für die Neuverschuldung.

Im Sog Italiens

Den Anstieg der Zinsen für Staatspapiere erklärt Plesec mit der Tatsache, dass sich die slowenischen Anleihenkurse schon seit längerem an den italienischen Papieren orientierten, deren Ertrag jüngst deutlich gestiegen sei. Weil für kleine Euro-Staaten wie Slowenien mangels Liquidität keine eigenen Berechnungen möglich seien, gehen die Investoren von Italien aus, "das periphere Euro-Land mit der größten Liquidität". Überhaupt seien die derzeitigen hohen Kurse der wirtschaftlichen und fiskalischen Realität Sloweniens nicht angemessen, sondern eher Ausdruck der auf den Märkten herrschenden Panik.

Schuldenstand binnen dreier Jahre verdoppelt

Die slowenischen Staatsschulden haben sich in den vergangenen drei Jahren auf 43 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verdoppelt. Laut dem Ökonomen Joze Damijan nähert sich Slowenien "mit raschen Schritten" den Euro-Schuldenstaaten an. "Wenn wir noch zwei oder drei Jahre mit der jetzigen Wirtschaftspolitik weitermachen, sind wir bald über der Maastricht-Grenze", warnte Damijan.

Das Scheitern der von der Mitte-Links-Regierung beschlossenen Pensionsreform bei einer Volksabstimmung im Juni hatte Slowenien ins Blickfeld der Finanzmärkte gerückt und einen Abwertungsreigen durch die internationalen Ratingagenturen ausgelöst. An der Reformpolitik war schließlich auch die Regierung zerbrochen, aus den vorgezogenen Parlamentswahlen am 4. Dezember dürfte die konservative Opposition als Siegerin hervorgehen.

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