Nach Pleite mischt Linzer Immo-Zampano wieder mit

Nach Pleite mischt Linzer Immo-Zampano wieder mit
Der Gründer des späteren Pleite-Konzerns Level One ist erneut auf dem deutschen Immobilienmarkt tätig - zumindest als Berater.

Das Ringen des börsennotierten deutschen Wohnungskonzerns Adler Real Estate AG um die Vorherrschaft bei der Wiener Immobilienfirma conwert (Details: siehe hier) bekommt eine pikante Note. Adler ist über eine Tochterfirma mit 22,4 Prozent größter Einzelaktionär der conwert und fordert, wie berichtet, die Mehrheit der Sitze im conwert-Verwaltungsrat. Dagegen gibt es heftigen Widerstand.

Laut der deutschen Wirtschaftswoche "scheint im Hintergrund" von Adler Real Estate der Österreicher Cevdet Caner zu agieren. Der in Linz aufgewachsene Caner war einst bei den Jungsozialisten aktiv, gründete 1998 das Callcenter CLC und sechs Jahr später die Immobilien-Gruppe Level One. Ab 2005 kaufte diese mit saftigen Bankkrediten Tausende Wohnungen in Deutschland auf und gab später auch Anleihen aus. 2008 geriet Level One Gruppe ins Schleudern, eine Umfinanzierung gelang nicht. Im Herbst 2008 ging Level One pleite. Schulden: rund 1,5 Milliarden Euro.

Umtriebiger Berater

Adler Real Estate dementiert, dass Cevdet Caner hinter ihr steckt. "Herr Caner ist bisweilen bei uns als Berater unterwegs", sagt Adler-Sprecher Jörg Bretschneider zum KURIER. "Wir sind sehr schnell gewachsen und haben viele Transaktionen durchgeführt, bei denen Herr Caner als Berater für Investoren, die in Adler investieren,tätig war und für Verkäufer von Immobilien."Nachsatz: „Herr Caner hat ein ausgezeichnetes Netzwerk und kennt sehr viele internationale Investoren.“

Seit 2010 wird ermittelt

Fakt ist aber auch, dass die Staatsanwaltschaft Wien seit 2010 gegen Caner, der offiziell in Monte Carlo wohnt, und weitere 19 Personen und juristische Personen (Unternehmen) ermittelt. Der Verdacht: schwerer Betrug, betrügerische Krida und grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen (Gläubigerschädigung). Im Mittelpunkt stehen unter anderem zwei wesentliche Fragen: Wann trat tatsächlich die Zahlungsunfähigkeit der Level-One-Gruppe ein, und wurden die Käufer der verschiedenen Anleihen womöglich getäuscht. Die Vorwürfe werden bestritten.

Dickes Sachverständigen-Gutachten

Nun liegt das 1074 Seiten starke Gutachten des Sachverständigen Martin Geyer vor. Demnach soll die Level-One-Gruppe schon Ende Dezember 2007 zahlungsunfähig gewesen sein. Spätestens Ende März 2008 soll das "subjektiv erkennbar" gewesen sein.

Im Zeitraum von 2006 bis 2008 sollen rund 51,3 Millionen Euro an Management-, Strukturierungs- und Performance-Gebühren an eine Gesellschaft geflossen sein, deren Leistungen für den Konzern aus wirtschaftlicher Sicht "extrem nachteilig und kostenerhöhend" war.

"Der erhebliche Mittelabfluss trug wesentlich zur Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit der Level-One-Gruppe bei", heißt es in diesem brisanten Gutachten. Auch sollen "dem Konzern zugunsten der Eigentümer erhebliche Mittel entnommen worden" sein.

Außerdem sollen die Anleihenzeichner zum Teil nicht umfassend genug über mögliche Risiken informiert worden sein; und angeblich auch nicht über "eine verdeckte Provision" (2,13 Millionen Euro) für die Vertriebsfirma Green Bridge Capital GmbH.

Vorwürfe bestritten

Cevdet Caner weist nach Angaben seines Verteidigers alle Vorwürfe zurück. "Der Gutachter hat explizit festgestellt, dass die bezahlten Gebühren marktüblich und angemessen waren", sagt Caners Verteidiger Richard Soyer zum KURIER. "Das Gutachten ist eindeutig entlastend und es ist keine Grundlage für ein Anklage. Vielmehr haben wir die Einstellung des Verfahrens beantragt."

Detail am Rande: Über die Vertriebsfirma Green Bridge Capital sollte im April 2010 ein Konkursverfahren eröffnet werden. Da kein Vermögen vorhanden war, um die Eröffnungskosten (4000 Euro) des Verfahrens abzudecken, wurde der Konkurs abgewiesen. Im März 2011 wurde die Gesellschaft "infolge von Vermögenslosigkeit" aus dem Wiener Firmenbuch gelöscht.

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