Mythos "Triple-A": "Am Schluss zählt nur der Zinssatz"

Mythos "Triple-A": "Am Schluss zählt nur der Zinssatz"
Ist Österreichs beste Bonität, das "Triple-A", in Gefahr? Nein, sagen Experten. Doch die Schuldenkrise macht hochnervös.


Weltweit sind es nur noch 18 Staaten - von A wie Australien bis S wie Singapur. In der Euro-Zone haben überhaupt nur noch sechs Länder das heiß begehrte "Triple-A". Glaubt man den Warnsignalen an den Finanzmärkten, wird Frankreich als erstes Euro-Land aus dem exklusiven Club fliegen.

Dann schultern nur noch fünf Euro-Länder mit Top-Bonität die Lasten des Euro-Rettungsschirmes und müssen mehr und mehr Haftungen übernehmen, damit der Schirm selbst das "Triple-A" behalten kann. Dieses Szenario, warnt jetzt Standard & Poor's, könnte sich negativ auf die Kreditwürdigkeit der anderen Euro-Staaten auswirken. Also letztlich auch für Österreich oder Deutschland Ungemach und höhere Zinsen bedeuten.

Keine akute Gefahr

Mythos "Triple-A": "Am Schluss zählt nur der Zinssatz"

Eine akute Gefährdung sehen Experten allerdings nicht. Peter Mooslechner, Chefökonom der Nationalbank, sagt: "Die Debatte ist Ausdruck der weltweiten und generell großen Nervosität. Für Österreich sehe ich keinerlei akute Gefahr. Am Schluss zählt ohnehin nur der Zinssatz, den man für die Staatsschuld zahlen muss, und die Zinsen sind so niedrig wie schon lange nicht."

Standard & Poor's, Moody's und Fitch haben heuer Österreichs Triple-A und auch den stabilen Ausblick bestätigt. Seither ist jedoch viel passiert: Die USA haben ihr Triple-A verloren, Italien oder auch Frankreichs Großbanken rutschten im Bonitätsranking schmerzhaft ab.

Für Verunsicherung sorgte auch, dass S&P die Kapital-Ausstattung der im Osten stark engagierten Erste Group und Raiffeisen Bank International für zu niedrig hält. Könnte ein schlechteres Rating für Banken die Abstufung des Landes nach ziehen, wurde spekuliert?
Keine Gefahr, sagt der Wiener Euro-Experte Fritz Breuss. Er sieht viel eher einen Warnschuss vor den Bug Frankreichs gegeben.

Wackelkandidat

Denn von einer Pleite Griechenlands seien neben den griechischen und deutschen vor allem französische Großbanken betroffen und so wackle indirekt das Triple-A Frankreichs. Breuss: "Wer, wenn nicht Österreich oder Deutschland, soll sonst noch ein Triple-A bekommen?"

Das sieht auch WIFO-Chef Karl Aiginger so: "Wenn irgendwer sein Triple-A behält, dann wir." Aiginger zählt mehrere Faktoren auf, bei denen Österreichs Performance vor vergleichbaren Ländern liege: Vom Wirtschaftswachstum bis zum Budgetvollzug, der deutlich besser laufe als erwartet.

Langfristig weniger rosig sieht die Lage IHS-Chef Bernhard Felderer, Leiter des Staatsschuldenausschusses. Bis 2020 werde die Schuldenquote Österreichs immer noch bei 65 Prozent liegen (heuer 74 Prozent). Die Konsolidierung dauere also zu lange. Das Wachstum bleibe auf Sicht eher mau, Ausgabenkürzungen seien daher unumgänglich - etwa im Pensionsbereich. Felderer: "Die Ratingagenturen beobachten uns. Wir sind nicht Deutschland, kleinere Länder können viel leichter attackiert werden." Nachsatz: "Wenn wir die Reformen nicht angehen, bekommen wir irgendwann ein Problem."

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