Monopol gebrochen, Skischulen verärgert

Monopol gebrochen, Skischulen verärgert
Seit Skilehrer in Vorarlberg selbstständig arbeiten dürfen, klagen die Skischulen, es fehle ihnen das Personal – und die Kunden.

Stahlblauer Himmel und blütenweiße Pisten. Der Nobelskiort Lech präsentiert sich wie aus einem Werbeprospekt. Doch die Postkartenidylle trügt: Denn zwischen Skischulen und konzessionierten Skilehrern herrscht ein rauer Ton.

Der Grund: Mit der Novellierung des Skischulgesetzes (die Novelle wurde notwendig, weil das Gesetz nicht EU-konform war, Anm.) ist das Monopol der Skischulen gefallen: Seit diesem Winter dürfen sich Vorarlbergs Skilehrer selbstständig machen. Dem Verband stößt die plötzliche Konkurrenz sauer auf – vor allem auch, weil im Ländle, hauptsächlich im Arlberggebiet – rund 500 Skilehrer fehlen. "Die Gäste sind verwirrt, die Konzessionierten machen überall Werbung und sind auch noch billiger als die Schulen", ärgert sich Erich Melmer, der Obmann des Vorarlberger Skilehrerverbands und Skischulbesitzer aus dem Klostertal.

Prügeleien

Die Situation erinnere ihn an jene vor der Gründung des Verbandes im Jahre 1936. "Da gab’s Prügeleien um den Gast und jetzt gehen die Selbstständigen ähnlich offensiv auf die Kunden zu und picken sich die Rosinen heraus", sagt Melmer und ergänzt: "Viele Gäste sind enttäuscht, fühlen sich belästigt und drohen sogar damit, sich eine andere Skiregion zu suchen."

Schuld sei die Krankenkasse, die Skischulen zur Anstellung verpflichtet. Bis 2010 verweigerten sie nämlich Sozialversicherungsbeiträge – mit der Begründung, ihre Lehrer seien Gesellschafter. "Jetzt verdienen die Leute nichts mehr. Wir haben innerhalb eines Jahres bei Anwärter- und Landeslehrerkursen um die Hälfte weniger Teilnehmer." Außerdem befürchtet Melmer, die einheimischen Skilehrer könnten zur Minderheit werden.

Vorwürfe

Ganz anders sehen die selbstständigen Skilehrer die neue Situation. Vorwürfe von Schwarzarbeit, Preisdumping und Belästigung weisen sie entschieden zurück. "Ich hab’s mit Bauchweh getan, aber das ist der beste Winter meines Lebens. Und wenn wer sagt, ich picke mir die Rosinen heraus, kann ich nur lachen. Ich hab’ 15 Jahre was anderes gemacht", schildert Michael K. (Name von der Redaktion geändert) , seit 20 Jahren Skilehrer in Lech.

Mangelnde Nachfrage sei nun wirklich kein Problem, ganz im Gegenteil. "Ich werde von den Gästen angeredet, ob ich nicht Zeit hätte oder wen wüsste. Keiner von uns muss sich mit einem Plakat an den Pistenrand stellen oder in den Hotels hausieren gehen", sagt K., der über solche Aussagen nur den Kopf schütteln kann. Die meisten Konzessionierten verfügen über viele Stammkunden und werden direkt gebucht. Organisatorische Hilfe bekommen sie auch über die Agentur "Fun and Snow" von Katrin Gottemeier und das Internetportal www.skiguideslech.at . Und viele Kunden werden über Mundpropaganda lukriert.

Unterkünfte

Monopol gebrochen, Skischulen verärgert

Das Verhältnis zu meinen früheren Kollegen ist gut, zu den Chefs weniger", meint Ricarda Holzleitner. Die 24-jährige Salzburgerin arbeitet die sechste Saison als Skilehrerin in Lech, und ist vor allem über das "falsche Negativbild enttäuscht, das die Skischulen von uns zeichnen. Nicht wir sind schuld am Mangel, sondern die spärlichen und überteuerten Unterkünfte. Für ein einfaches Zimmer ohne Kochgelegenheit legst du bis zu 1000 Euro im Monat hin." Ohne Konzession wäre sie heuer nicht mehr nach Vorarlberg gekommen.

"Die Preise sind die gleichen wie in den Schulen. Außerdem müssen die Selbstständigen Quartier und Ausrüstung aus eigener Tasche zahlen und sind alleine für den Gast verantwortlich", erklärt Gottemeier. K. fügt hinzu: "Auch wir binden die Gäste an die Region. Wenn sie mit uns zufrieden sind, kommen sie wieder."

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