Modepleite: Steilmann reißt Wien-Tochter mit

Die Insolvenz des Mutterkonzerns holt die Wiener Tochter ein
Dortmunder Insolvenzverwalter wickelt auch das Österreich-Geschäft des maroden deutschen Textilkonzerns ab.

Mitte März 2016 musste der börsennotierte deutsche Bekleidungskonzerns Steilmann Insolvenz anmelden, jetzt wurde auch die Österreich-Tochter in die Pleite mitgerissen. Das Insolvenzverfahren über die Wiener Steilmann Bekleidung HandelsgmbH wird laut Creditreform im Rahmen der Europäischen Insolvenzverordnung vom Insolvenzverwalter des deutschen Konzerns, Frank Kebekus, abgewickelt. Das Hauptinsolvenzverfahren ist am Amtsgericht Dortmund anhängig. Die Österreich-Tochter betreibt am Sitz in der Wiener Modecenterstraße ein Geschäft. Das Österreich-Unternehmen hat laut Firmenkompass nur zehn Mitarbeiter. Es gehört zu 60 Prozent der deutschen Steilmann Österreich Ges.m.b.H. und zu 40 Prozent der deutschen Britta-Modelle GmbH & Co. Kommanditgesellschaft, Deutschland. Laut Firmenhomepage www.steilmann.at betreibt Steilmann in vielen österreichischen Filialen der Modekette Adler "Steilmann Shops".

8526 Mitarbeiter

Laut Firmenkompass hat die Österreich-Tochter (www.steilmann.at) im Geschäftsjahr 2014 rund 29.000 Euro operativen Gewinn geschrieben, der Bilanzgewinn wurde mit 325.656 Euro ausgewiesen. Die Gewinnrücklagen werden mit 1,438 Millionen Euro beziffert. Die Verbindlichkeiten mit rund 700.000 Euro. Zum Vergleich: Der deutsche Modekonzern Steilmann SE im Geschäftsjahr 2014 mit rund 8300 Mitarbeitern in 18 Ländern rund 900 Millionen Euro um. Im September 2015 beschäftigte der Konzern mit Sitz in Bergkamen sogar 8526 Mitarbeiter.

Einen Tag nach dem Insolvenzantrag der Steilmann SE stellte auch die Steilmann Holding, die Hauptaktionärin, einen Insolvenzantrag. Als Insolvenzursache wurde das schwächelnde Geschäft angeführt, die Banken wollten kein Geld mehr zur Verfügung stellen und auch Gespräche mit anderen Finanziers sollen zu keinem Erfolg geführt haben. Das Haupt-Asset von Steilmann ist eine Beteiligung an den Adler Modemärkten.

Aktie war Ladenhüter

Im Herbst 2015, also wenige Monate vor der Pleite, ist Steilmann an die Börse gegangen. Der Textilkonzern wollte an die 100 Millionen Euro über die Börse einsammeln, um die Expansion zu finanzieren und die Modekette Adler zu übernehmen. Die Aktien waren aber ein Ladenhüter. Der erste Xetra-Kurs lag mit 3,60 Euro nur leicht über dem Ausgabepreis von 3,50 Euro für die 2,5 Millionen Aktien. Anschließend ging es aber bis auf 3,452 Euro nach unten. Gerade einmal 8,8 Millionen Euro wurden eingenommen, der Konzern wurde zum Sanierungsfall. Die Sanierungsversuche führten zu keinem positiven Erfolg.

Der Hintergrund: Die Familie um Vorstandschef Puller hatte den 1958 von Klaus Steilmann gegründeten Damenmodenhersteller in den vergangenen Jahren schrittweise übernommen. Zu dem Unternehmen, das sich auf die Altersgruppe 50plus konzentriert, gehören bzw. gehörten neben der Marke „Steilmann“ auch die Marken „Apanage“ und „Kapalua“ und Boecker-Modehäuser. Außerdem zählt die börsennotierte Modekette Adler dazu, an der Steilmann zusammen mit dem Investor Equinox die Mehrheit hält.

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